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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Wagen, die hinter mir warteten, ein Handzeichen. »Ich habe die beiden heute früh kaum gesehen.«
    »Aber du wirst sie fragen?«
    »Natürlich.« Ich blickte auf und sah Liam, den Akashi für die erste Reiseetappe zum Führer ernannt hatte. Er ritt auf Stern und gab mir mit einer Geste zu verstehen, dass ich aufbrechen sollte. Zu Sterns Füßen, knapp außerhalb Trittreichweite, lief ein grobknochiger, langbeiniger Hund mit weißen Ohren herum. Es war Ritzi, die Leithündin der Sippe. Ihr Blick war sogar noch strenger als der von Liam. Ich lachte über den Hund, dann wandte ich mich wieder Paloma zu. »Passt diesen Sommer gut auf. Mögen eure Felder gute Ernte bringen.«
    »Mögt ihr viele neue Schätze finden.« Sie hob eine Hand und berührte mich am Bein. »Vielen Dank.«
    Ich lächelte und schnalzte, worauf sich Tiger in Bewegung setzte. Der Wagen fuhr sich jetzt viel leichter als auf dem Weg nach unten.
    Obwohl die Wagen weniger Gewicht hatten, begann die Fahrt mit einer mühsamen Steigung im heißen Sonnenschein. Schweiß tropfte von Tigers Flanken und von meiner Nase. Die Hunde folgten uns und rannten vom Anfang der Kolonne bis zum Ende und zurück. Ritzi führte sie an und reckte die weißen Ohren und den weißen Schwanz. Auch Liam ritt immer wieder die Wagenreihe ab, um alles zu überprüfen. Die Verantwortung stand ihm gut, und er zeigte ein ernstes Lächeln, wenn er Stern neben meinem Wagen zügelte und mit mir sprach.
    Nach den ersten zwei Stunden ordnete Liam eine kurze Rast an. Er wählte eine Stelle, die als »Aussichtskurve« bezeichnet wurde, kurz unter den Resten der Steinlawine, die wir in Kürze passieren würden. Er wusste, wie schwierig die nächste Etappe der Reise für mich sein würde.
    Bewaldete Klippen erhoben sich über und unter uns. Hier war der Weg breit genug, um mit zwei oder drei Wagen nebeneinander fahren zu können. Ein schmaler Baumstreifen säumte den Bach vor der Steilwand, und die frischen Düfte des Waldes und der Frühlingsgewächse wurden von einer sanften Brise über den Weg geweht. Die älteren Hunde ließen sich auf den Boden fallen, um im Schatten der Wagen zu hecheln, und die jüngeren folgten den mittelgroßen Kindern, als diese losrannten, um aus dem Bach Wasser für die Gebras zu holen.
    Unter uns fiel die Klippe steil ab und ermöglichte einen weiten Blick. Artistos sah aus dieser Höhe schon recht klein aus. Die ordentlichen Häuserreihen und das große Oval des Stadtparks wirkten wie Bauklötze in einem Sandkasten oder ein gemaltes Bild an einer Wagenwand. Der Samtfluss war wie eine kleine sich windende Schlange, und vom Industriegebiet auf der anderen Flussseite stieg Rauch auf. Ich nahm einen tiefen Atemzug und war froh, die ungesunden Gerüche der Stadt hinter mir gelassen zu haben. Als ich dort lebte, hatte ich sie nur selten bewusst wahrgenommen, aber nachdem meine Besuche in Artistos seltener geworden waren, hatten die Ausdünstungen der Schmelzhütte und der Holzwerkstatt für mich ein penetrantes Aroma angenommen.
    Ich schloss die Augen und atmete erneut den Duft des Waldes, des fließenden Wassers und der schwitzenden Gebras ein, durchsetzt vom Geruch des Fetts, mit dem die Wagenräder geschmiert wurden, und dem der Ziegen und Hühner, die wir aus Artistos mitgenommen hatten. Erst danach blickte ich über die Grasebene zur leeren Betonfläche, die noch kleiner und weiter entfernt war als Artistos. Das Silberschiff, die Neue Schöpfung , hatte die ganze Zeit auf dieser Fläche gestanden, bis zu dem Jahr, in dem ich siebzehn geworden war. Als Joseph damit losgeflogen war.
    Vielleicht spürte Akashi, was in mir vorging. Er stieg auf den breiten Sitz neben mir. »Immer noch schwierig?«
    Im ersten Jahr hatten er und Liam mit mir hier angehalten. Ich hatte stundenlang an ihren Schultern geweint, weil Joseph, Bryan und Jenna mir so sehr fehlten. »Nicht so schwierig wie früher.« Ich schluckte und sah Akashi mit einem sanften Lächeln an. »Er müsste jetzt fast Silberheim erreicht haben.«
    »Ich bin froh, dass du hiergeblieben bist. Du warst uns eine große Hilfe.«
    Es tat immer noch gut, von ihm gelobt zu werden, auch wenn ich solche Worte jetzt häufiger hörte. »Mach dir keine Sorgen, Akashi. Ich bin glücklich.« Ich seufzte. »Ja, ich weiß, dass ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe – zumindest die besten. Trotzdem hält es mich nicht davon ab, mich zu fragen, wie es an Bord des Schiffs zugehen mag.«
    Akashi lachte. »Mach dir nicht zu

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