Das Silmarillion
Arda mit allem, was darinnen war, und er strebte nach der Königswürde Manwes und der Herrschaft über die Reiche seiner Brüder.
Aus seiner Herrlichkeit verfiel er, anmaßend, in Verachtung für alles, was nicht er selbst war, ein räuberisches und gnadenloses Wesen. Aus seiner Weisheit wurde List, um seinem Willen alle gefügig zu machen, die ihm nützen konnten, bis dass er ohne Scham zum Lügner wurde. Zu Anfang begehrte er das Licht, als er es aber nicht für sich allein besitzen konnte, fuhr er durch Feuer und Hass in einem großen Brande hinab ins Dunkel. Und das Dunkel diente ihm oft bei seinem Unheilswerk auf Arda, und er füllte es mit Schrecknissen für alles, was lebt.
Doch von solcher Kraft war sein Aufstand, dass er in vergessenen Altern Manwe und alle Valar bekriegte und über lange Jahre hin die meisten Länder der Erde beherrschte. Er war aber nicht allein. Denn unter den Maiar wurden in seiner großen Zeit viele von seinem Glanze angezogen undblieben ihm botmäßig bis in die Dunkelheit; und andere machte er sich später mit Lug und tückischen Gaben gefügig. Furchtbar waren unter diesen Wesen die Valaraukar, die Feuergeißler, die man in Mittelerde die Balrogs nannte, Dämonen des Schreckens.
Unter denjenigen seiner Diener, die Namen haben, war jenes Wesen das größte, das die Eldar Sauron oder Gorthaur, den Grausamen, nannten. Zu Anfang war er einer der Maiar Aules, und der Wissenschaft dieses Volkes blieb er mächtig. An allen Taten von Melkor dem Morgoth auf Arda, an seinen großen Werken und an seinem Trug, hatte Sauron teil, und nur insofern war er weniger böse denn sein Herr, als er lange einem andren und nicht sich selber diente. In späteren Jahren aber erhob er sich wie ein Schatten Morgoths und wie ein Gespenst seiner Bosheit und folgte ihm nach, den gleichen Trümmerpfad hinab in die Leere.
HIER ENDET DIE VALAQUENTA
QUENTA SILMARILLION
DIE GESCHICHTE
VON DEN SILMARIL
KAPITEL I
VOM ANBEGINN DER TAGE
E s heißt unter den Weisen, der Erste Krieg habe begonnen, bevor Arda noch ganz erschaffen und ehe noch etwas da war, das wuchs oder ging auf Erden; und lange hatte Melkor die Oberhand. Doch mitten im Krieg kam ein Geist von großer Stärke und Kühnheit den Valar zu Hilfe, der im fernen Himmel gehört hatte, dass man sich im Kleinen Königreich schlug; und Arda erklang von seinem Gelächter. So kam Tulkas der Starke, dessen Zorn wie ein mächtiger Sturm ist, der Wolken und Dunkelheit vor sich wegbläst, und Melkor floh vor seinen Fäusten und vor seiner Lache; Arda verließ er, und für ein langes Alter war Frieden. Und Tulkas blieb und wurde einer der Valar des Königreichs Arda; Melkor aber brütete im äußeren Dunkel, und auf immer hernach galt sein Hass Tulkas.
In dieser Zeit rückten die Valar die Seen und Länder und die Gebirge zurecht, und Yavanna säte endlich aus, was sie lange erdacht hatte. Und weil es an Licht fehlte, nachdem die Feuer gelöscht oder unter den Urgebirgen vergraben waren, schmiedete Aule auf Bitten Yavannas zwei mächtige Leuchten, um Mittelerde zu erhellen, das er inmitten der umzingelnden Meere aufgebaut hatte. Nun wurden die Leuchten von Varda gefüllt und von Manwe geheiligt, und dann setzten die Valar sie auf zwei hohe Pfeiler, viel höher als alle Berge späterer Zeiten. Die eine Leuchte stellten sie über dem Norden von Mittelerde auf, und sie wurde Illuin genannt; die andere im Süden, und sie hieß Ormal; und das Licht aus den Leuchten der Valar schien über die Erde hin, so dass alles hell war, gleichsam ein endloser Tag ohne Wechsel.
Da begannen die Saaten, die Yavanna gesät, rasch zu keimen und zu knospen, und vielerlei Gewächs ging auf, großes und kleines, Moos und Gräser und große Farne und Bäume mit Wipfeln in den Wolken wie lebende Berge, doch mit grünem Dämmerlicht um die Füße. Und Tiere kamen und lebten auf den grasbewachsenen Ebenen oder in den Seen und Flüssen, oder sie liefen durch den Schatten der Wälder. Blumen waren noch nicht erblüht, und noch kein Vogel hatte gesungen, denn diese Dinge harrten in Yavannas Busen noch ihrer Stunde; doch vieles hatte sie schon ersonnen und nirgendwo mehr als im mittelsten Teil der Erde, wo das Licht beider Lampen sich traf und mischte. Und dort, auf der Insel Almaren im Großen See, nahmen die Valar ihre erste Wohnung, als alle Dinge noch jung waren und das neugeschaffene Grün wie ein Wunder war in den Augen der Schöpfer; und lange waren sie zufrieden.
Nun geschah es, als
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