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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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Berge der Pelóri überragte der eine, auf dessen Gipfel Manwe seinen Thron aufschlug. Taniquetil nennen die Elben diesen heiligen Berg, oder auch Oiolosse, der Ewigweiße, Elerrína, der Sterngekrönte, und noch mit vielen anderen Namen; die Sindar aber bezeichneten ihn später in ihrer Sprache als Amon Uilos. Von ihren Hallen auf dem Taniquetil konnten Manwe und Varda die ganze Erde überblicken, bis in den fernsten Osten.
    Hinter den Wällen der Pelóri nahmen die Valar ihren Sitz in jenem Gebiet, das Valinor heißt; und dort waren ihre Paläste, ihre Gärten und Türme. In diesem bewachten Land trugen die Valar große Vorräte an Licht und all den schönen Dingen zusammen, die sie vor dem Verderben gerettet hatten; und viele andere, die noch prächtiger waren, schufen sie neu, und so wurde Valinor schöner, als es Mittelerde selbst im Frühling von Arda gewesen war; und es war gesegnet, denn die Unsterblichen wohnten dort, und nichts welkte oder verdorrte, und Blumen und Blätter hatten keine Flecken in diesem Lande, noch verdarb oder erkrankte irgendetwas, das lebte; denn sogar die Steine und die Wasser waren heilig.
    Und als Valinor fertig war und die Paläste der Valar standen, da erbauten sie inmitten der Ebene hinter den Bergen ihre Stadt Valmar, die Glockenreiche. Vor dem Westtor lag ein grüner Hügel, Ezellohar, auch Corollaire genannt; undYavanna weihte ihn und saß dort lange im grünen Gras und sang ein Lied von Macht, in dem all ihre Gedanken über die Dinge, die in der Erde wachsen, ausgesprochen waren. Nienna aber dachte still nach und wässerte den Hügel mit Tränen. Zu der Stunde waren die Valar zusammengekommen, um Yavannas Lied anzuhören, und sie saßen schweigend auf ihren Thronen im Máhanaxar, dem Ring des Schicksals, nahe bei den goldenen Toren von Valmar; und Yavanna Kementári sang vor ihnen, und sie sahen zu.
    Und sie sahen, wie von dem Hügel zwei dünne Schösslinge aufstiegen; und Schweigen lag über aller Welt in dieser Stunde, und kein andrer Laut war zu hören als Yavannas Gesang. Bei ihrem Lied wuchsen sie zu jungen Bäumen heran und wurden hoch und schön und traten in Blüte; und so erwachten in der Welt die Zwei Bäume von Valinor. Von allen Dinge, die Yavanna schuf, werden diese am meisten gerühmt, und um ihr Schicksal ranken sich alle Erzählungen von den Ältesten Tagen.
    Der eine hatte Blätter von dunklem Grün, die von unten wie Silber schimmerten, und aus all seinen unzähligen Blüten troff immerzu ein Tau von silbernem Licht herab, und die Erde unter ihm war gesprenkelt von den Schatten seiner rauschenden Blätter. Der andre trug Blätter von frischem Grün wie eine knospende Buche; an den Rändern schimmerten sie wie von Golde. Blüten hingen an seinen Zweigen in feuriggelben Büscheln, deren jedes wie ein glühendes Horn geformt war, aus dem ein goldner Regen zu Boden fiel; und wenn dieser Baum blühte, so gab er Wärme und helles Licht. Telperion hieß der erste in Valinor, auch Silpion und Ninquelóte, und noch andere Namen hatte er; der zweite aber war Laurelin, auch Malinalda und Culúrien und mit vielen andren Namen im Liede genannt.
    Binnen sieben Stunden erblühte jeder Baum zu vollem Glanz und verblasste wieder zu nichts; und jeder erwachte wieder zum Leben, eine Stunde bevor der andere zu leuchten aufhörte. So gab es in Valinor zweimal an jedem Tag eine Dämmerstunde milderen Lichts, zu der beide Bäume nur schwach glimmten und ihre goldnen und silbernen Strahlen ineinanderspielten. Telperion war der ältere der beiden Bäume, der als Erster voll ausgewachsen war und in Blüte trat; und jene erste Stunde, in der er schien, das weiße Schimmern einer silbernen Dämmerung, rechneten die Valar nicht zu der Zahl der Stunden, sondern nannten sie die Knospenstunde, und von ihr an zählten sie die Zeitalter ihrer Herrschaft in Valinor. Zur sechsten Stunde des Ersten Tages und all der frohen Tage hernach endete also Telperions Blütezeit, und zur zwölften Stunde verblasste Laurelin. Und jeder Tag der Valar in Aman hatte zwölf Stunden und endete mit der zweiten Vermischung der Lichter, wenn Laurelin einschlief und Telperion erwachte. Doch das Licht, das von den Bäumen tropfte, währte lange, ehe es in die Lüfte aufstieg oder in die Erde sickerte; und den Tau Telperions und den Regen, der von Laurelin fiel, fing Valar in Kübeln auf, groß wie leuchtende Seen, die für das ganze Land der Valar Brunnen des Wassers und des Lichtes waren. So begannen die Tage des

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