Das Skript
Polizei …«
»Welche Geschichte meinen Sie?«, wiederholte Matthiessen Erdmanns Frage.
»Ja, also … damals, vor vier Jahren, da hat ein Verrückter ein Verbrechen aus Christophs Roman kopiert, bis ins kleinste Detail. Einen Mord.«
Erdmann spürte, wie ihm vor Aufregung ganz heiß wurde. Er hielt das Buch hoch und wedelte damit herum. »Was? Aus diesem Roman?
Das Skript?
«
Miriam Hansen schüttelte den Kopf. »Nein, nein, nicht aus dem. Der war damals noch nicht auf dem Markt. Aus
Der Nachtmaler
, das war der Krimi vor
Das Skript
.« Erdmann wechselte mit Matthiessen einen schnellen Blick, und er sah ihr an, dass sie das Gleiche dachte wie er:
Endlich eine Spur.
»Können Sie sich an diesen Fall erinnern?«, wandte er sich an seine Kollegin. Matthiessen schüttelte den Kopf. »Nein, seltsam. Normalerweise müsste ich mich an einen so –«
»Nein, das … das war nicht hier«, unterbrach die Buchhändlerin sie schüchtern. »Das war in Köln. Bevor Christoph nach Hamburg gezogen ist. Also … ich glaube, das war der Hauptgrund, warum er überhaupt hierhergekommen ist.«
»Moment«, schaltete Erdmann sich wieder ein. »Er hat damals in Köln gewohnt, und dort ist auch das Verbrechen aus seinem Roman verübt worden?«
»Ja, soweit ich weiß, war es so. Das hat damals alles in den Zeitungen gestanden. Auch hier in Hamburg. Christoph ist ziemlich berühmt.«
Matthiessen zuckte mit den Schultern. »Nun, ich zumindest kenne ihn nicht. Wissen Sie, ob der Täter damals gefasst worden ist?«
»Ich glaube nicht.«
»Spielt der Roman denn auch in Köln?«
»Nein, Christophs Romane spielen alle in Kirstheim. Das ist eine Stadt irgendwo mitten in Deutschland, die es gar nicht gibt. Christoph hat sie für seine Romane erfunden.«
»Aha. Haben Sie dieses Buch denn auch da?«
»Ich habe alle seine Bücher da, und ich verkaufe auch viele davon.« Sie war sichtlich stolz.
»Wie viele Romane hat er denn bisher geschrieben?«
»Vier insgesamt.«
»Könnten wir dieses andere Buch, diesen
Nachtmaler
, auch haben, bitte?«
»Ja, natürlich.«
»Und wie viele Exemplare haben Sie noch von
Das Skript
?«, fragte Matthiessen.
»Ich glaube drei.«
»Wir nehmen alle mit.«
Als Miriam Hansen mit den Büchern zurückkam, fragte Matthiessen: »Wie haben Sie den Autor denn kennengelernt?«
Wieder zog sich ein rötlicher Schimmer über die Wangen der jungen Frau, dieses Mal aber deutlicher. »Ach, das ist schon ein bisschen her.« Sie wirkte verlegen. »Als ich erfahren habe, dass Christoph nach Hamburg gezogen ist, habe ich ihm über seine Website eine Mail geschrieben. Ein paar Tage später hat er mir sehr nett geantwortet. Wir haben uns dann einige Zeit geschrieben, und irgendwann hat er vorgeschlagen, dass wir einen Kaffee zusammen trinken. Tja, und seitdem treffen wir uns immer mal wieder.«
»Wie alt ist er?«
»Anfang fünfzig.«
»Hat er Familie?«
»Nein. Er ist geschieden und lebt mit seiner Haushälterin in Volksdorf, in einem tollen Haus am Waldrand, mit einem wunderschönen Garten.«
»Sie waren schon bei ihm zu Hause?« fragte Erdmann.
»Ja, schon ein paarmal. Zum Kaffee und auch schon zum Essen.«
»Vielen Dank für Ihre Hilfe, Frau Hansen«, sagte Matthiessen. »Sie scheinen den Autor ja recht gut zu kennen. Dürfen wir uns gegebenenfalls wieder melden, falls wir noch Fragen haben?«
»Ja, natürlich, gerne. Wenn Sie mit Christoph selbst sprechen möchten, kann ich ihn anrufen.«
»Danke, aber das wird nicht nötig sein. Schreiben Sie mir bitte noch Ihre private Adresse und Telefonnummer auf?«
Wenige Minuten später verließen sie
Die kleine Bücherecke
mit einer Tüte, in der fünf Bücher von Christoph Jahn lagen, vier Exemplare von
Das Skript
und eines von
Der Nachtmaler
. Miriam Hansen wollte ihnen die Bücher schenken, aber Matthiessen hatte darauf bestanden, sie zu bezahlen, und sich eine Quittung über den Betrag geben lassen.
»Was halten Sie von dieser Geschichte?«, fragte sie, als sie an einer Reihe kleiner Vorgärten vorbei auf den Golf zugingen, der etwa hundert Meter entfernt am Straßenrand geparkt war. »Ich bin höllisch gespannt auf diese Bücher.« Sie nickte. »Und auf den Fall in Köln.«
Als Erdmann losfuhr, zog Matthiessen eines der Bücher aus der Tüte –
Das Skript
, wie er mit einem schnellen Seitenblick feststellte – und blätterte die ersten Seiten durch. Erdmann dachte an das Gespräch mit der Buchhändlerin. So, wie sie geklungen hatte, als sie von
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