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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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wunderbaren Blick auf die Holzterrasse und den großen, sehr gepflegt wirkenden Garten erlaubte. Die überwiegend dunklen Schränke und Vitrinen wirkten massiv, in der schweren braunen Ledergarnitur erkannte Erdmann ein englisches Chesterfield-Möbelstück.
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz, ich werde Herrn Jahn sagen, dass Sie hier auf ihn warten. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?« Beide verneinten, und die Haushälterin verließ noch immer lächelnd den Raum.
    »Hat diese Buchhändlerin nicht gesagt, er hätte schon vor Jahren mit dem Schreiben aufgehört?« Erdmann setzte sich auf einen der Sessel, die gegenüber der Couch an einem hellen Marmortisch standen. Matthiessen ging um den Tisch herum und ließ sich auf der Couch nieder. »Offensichtlich hat er sich entschlossen, doch wieder anzufangen. Wir können ihn ja gleich danach fragen.«
    Sie mussten nicht lange warten, bis Christoph Jahn ins Wohnzimmer trat. Er war groß und schlank, sein kurzgestutztes Haar war komplett grau. Erdmann war kein Fan von Bärten, aber er stellte fest, dass der kurze, ebenfalls graue Vollbart dem Schriftsteller gut stand und sein Gesicht sehr interessant aussehen ließ. Als er nun auf Matthiessen zuging und ihr die Hand reichte, erinnerte er Erdmann stark an den Schauspieler Sean Connery.
    »Guten Tag, ich bin Christoph Jahn. Helga sagte mir, sie sind von der Polizei und in einer dienstlichen Angelegenheit hier?«
    Matthiessen erhob sich. »Ja, ich bin Hauptkommissarin Matthiessen, das ist mein Kollege, Oberkommissar Erdmann.« Er begrüßte auch Erdmann, setze sich dann auf den freien Sessel und sah Matthiessen wieder an. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Vor ein paar Jahren hat in Köln jemand einen Mord aus Ihrem Roman
Der Nachtmaler
nachgestellt. Der Täter ist damals nicht gefasst worden, und nun sieht es so aus, als würde hier in Hamburg das Gleiche wieder passieren, dieses Mal aus dem Roman
Das Skript

    Jahns Augen weiteten sich. »O nein.« Er strich sich mit der Hand über die Stirn. »Was ist geschehen?«
    Matthiessen nickte Erdmann zu, und er erzählte dem Schriftsteller von der Entführung, dem Päckchen, das die Studentin erhalten hatte, und dem Mord. Jahns Gesicht wurde immer blasser, und als Erdmann die Zahlen auf der Stirn der Toten erwähnte, schlug er sich die Hand vor den Mund und sagte: »Allmächtiger.« Erdmann hätte nicht sagen können, warum, aber es wirkte auf ihn ein wenig gekünstelt.
    »Ist es richtig, dass in Ihrem Roman eine der entführten Frauen nicht gleich getötet wird? Die Frau, auf deren Haut der Romantitel und die Kapitelnummern geschrieben werden?«
    Jahn nickte. »Ja, das stimmt. Der Täter nimmt immer nur ein Stück ihrer Haut, gerade so viel, dass es für eine Seite ausreicht, auf die er dann die Kapitelnummer schreibt.«
    Matthiessen beugte sich ein Stück nach vorne. »Wir denken, dass Heike Kleenkamp diese Frau ist. Sie wurde am Mittwoch entführt, der Titel des Romans kam am Samstagmorgen bei der Studentin an. Haben Sie eine Idee, warum der Täter an dieser Stelle von Ihrem Roman abweicht? Und … was glauben Sie, wie lange haben wir noch die Chance, Frau Kleenkamp lebend zu finden?« Jahn saß da und starrte vor sich hin. »Herr Jahn?«
    »Ja, ich … also … bin wirklich geschockt, wie Sie sich vielleicht vorstellen können. Im Roman schickt der Täter jeden Tag zwei Seiten an eine Tageszeitung. Die Kapitel sind kurz, sechs, acht Seiten. Er braucht also jeden dritten oder vierten Tag eine neue Kapitelnummer.« Er machte eine Pause, schien für Sekunden abwesend zu sein, fing sich wieder, und auch dieses Mal hatte Erdmann dabei ein seltsames Gefühl. »Es wird also nicht sehr lange dauern, bis … na ja, sie wissen schon.« Eine erneute Pause. »Ich weiß nicht, warum das Päckchen an diese Studentin geschickt wurde. In meinem Buch geht es dem Täter ja darum, Aufmerksamkeit für seinen Roman zu erlangen. Mein Gott, die Vorstellung, dass … wie grauenvoll.«
    »Erzählen Sie uns bitte von der Täterfigur aus ihrem Buch. Was ist der Täter für ein Mensch, und vor allem, was ist sein Motiv für die Taten?«
    Jahns Haushälterin öffnete die Wohnzimmertür und blieb im Türrahmen stehen. »Kann ich Ihnen vielleicht jetzt etwas anbieten? Ein Wasser vielleicht, oder Kaffee?«
    Erdmann und Matthiessen lehnten dankend ab, und Jahn sagte: »Danke, Helga, ich möchte im Moment auch nichts«, woraufhin sie leise die Tür hinter sich schloss. Jahn sah Matthiessen an. »Wo waren

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