Das spanische Erbe
teure Kleidung und Reisen.”
“Wie kommt meine Mutter ins Spiel?”
“Claudia hat sie in England kennengelernt, als sie dort zur Schule ging.”
Jetzt verstand Annalisa, was damals geschehen war. “Mein Großvater war Lehrer.”
“Sie hat sich mit deiner Mutter angefreundet und sie wenig später mit nach Menorca gebracht …, als Gesellschafterin sozusagen.”
Annalisa schüttelte den Kopf. “Bist du dir sicher? Sie hat Claudia nie erwähnt.”
“Das dürfte dich ja wohl kaum überraschen”, erwiderte Ramon spöttisch. “Sie haben die Ferien immer hier verbracht – kein Wunder bei dem guten Wetter.”
“Jetzt wird mir einiges klar.”
“Sobald Claudia von den finanziellen Schwierigkeiten ihres Vaters erfahren hatte, suchte sie einen Ausweg … oder besser noch einen Mann, der sie aushalten würde.”
“Don Pedro.”
“Genau. Er war reich genug. Nur leider hatte er sich in deine Mutter verliebt.”
Annalisa schloss kurz die Augen. Das Ende dieser traurigen Geschichte konnte sie sich selbst zusammenreimen. “Nun kenne ich die Wahrheit und bin froh, dass ich sie von dir erfahren habe”, sagte sie schließlich.
“Ist auch wirklich alles in Ordnung?”, fragte er besorgt.
“Ja.” Und das war nicht gelogen, denn sie war glücklich, dass sie jetzt Bescheid wusste. Endlich hatte sie die Schatten der Vergangenheit besiegt und konnte jetzt zuversichtlich in die Zukunft blicken. Dafür würde sie Ramon ewig dankbar sein.
“Möchtest du jetzt die anderen Zimmer sehen?”
Lächelnd nickte sie und folgte ihm hinaus.
“Ich bin schon sehr gespannt darauf, was du sagen wirst. Zuerst solltest du wissen, dass Margarita und Luis demnächst ihr eigenes Domizil beziehen werden. Das Haus wird mir dann viel zu groß. Deshalb habe ich beschlossen, ein First-Class-Hotel daraus zu machen. Für den Anfang plane ich zwanzig exklusive Suiten … und jede Art von Sport und Wellness, die du dir nur vorstellen kannst.”
“Nicht zu vergessen die Marina.”
“Genau”, erwiderte er lächelnd. “Ohne sie fällt alles wie ein Kartenhaus zusammen.”
“Und wo willst du leben?”
“Ich habe da schon ein bestimmtes Anwesen im Auge.”
Annalisa sah seinen belustigten Blick, und plötzlich glaubte sie zu verstehen. “Pech gehabt, Ramon. Meine Finca steht nicht zum Verkauf.”
“Ich habe ja auch nicht gesagt, dass ich sie haben möchte.”
“Hast du denn etwas Ähnliches gefunden?”
“Ja, aber das Anwesen ist lange nicht so schön wie deins. Du hast ja keine Ahnung, wie neidisch ich auf dein wunderbares Haus bin – vor allem, nachdem du dort Wunder bewirkt hast.”
“Ich kann dir beim Einrichten helfen, wenn du dich entschieden hast.”
“Würdest du das wirklich tun?”
“Natürlich.” Sie wusste zwar immer noch nicht, was genau er im Sinn hatte, aber es war ihr auch egal. Die Vorstellung, noch einmal ihre Kreativität unter Beweis stellen zu können, war faszinierend. “Es hat mir viel Spaß gemacht, die Finca zu renovieren. Ich unterstütze dich gern bei deinen Plänen.”
“Das habe ich gehofft.” Ramon schien sehr zufrieden zu sein. “Dann ist es beschlossen: Du kümmerst dich also um mein neues Haus und berätst mich beim Bau meines Hotelkomplexes.”
“Bietest du mir etwa einen Job an?”, fragte sie überrascht.
“Warum nicht? Du kannst hier nicht als Rechtsanwältin arbeiten. Sobald alles auf der Finca reibungslos läuft, suchst du sicher eine neue Herausforderung.”
Er scheint meine Arbeit tatsächlich zu schätzen, dachte Annalisa. Außerdem hatte er sehr viele gute Ideen, die bestimmt wunderbar in die Tat umgesetzt werden konnten. “Liebend gern”, antwortete sie. “Wann soll ich anfangen?”
Am nächsten Tag wurde Annalisa zum ersten Mal übel.
“Ist alles in Ordnung, Señorita Wilson?”, fragte Maria Teresa besorgt und nahm den Korb hoch, den Annalisa fallen gelassen hatte.
“Ja …, es geht schon.”
Die ältere Frau legte den Arm um Annalisa und führte sie zum Haus zurück. “Sie müssen sich schonen. Zu viel Arbeit ist schlecht für das Baby.”
“
Baby?”
Annalisa blickte ihre Freundin erstaunt an. “Wovon sprechen Sie, Maria Teresa?”
Die Spanierin seufzte leise. “Señorita Wilson, ich weiß Bescheid. Immerhin habe ich dreizehn Kinder. So, jetzt setzen Sie sich schön hin und ruhen sich aus.” Dann straffte sie sich und blickte Annalisa fragend an. “Haben Sie es Señor Perez schon gesagt?”
“Nein! Und ich bitte Sie, es ihm nicht zu
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