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Das spanische Erbe

Das spanische Erbe

Titel: Das spanische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens
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willst du? Soll ich dir jeden Tag ein Sonett schreiben?”
    “Ich …” Annalisa zögerte und schüttelte den Kopf. Schnell sprang sie auf und rannte ins Badezimmer. Ramon sollte nicht sehen, dass sie weinte.
    “Gut so! Lauf ruhig davon!”, rief er ihr hinterher.
    “Das tue ich gar nicht”, erwiderte sie, bevor sie die Tür hinter sich zuknallte. “Ich wohne hier und werde nicht mehr fortgehen. Gewöhn dich daran!”
    Als sie einige Zeit später zurückkam, war Ramon verschwunden. Unschlüssig blieb sie einen Augenblick stehen und lauschte, bis sie ihn unten hin und her gehen hörte. Sie war erleichtert und verwirrt zugleich, denn sie begehrte diesen Mann und wollte mit ihm zusammen sein …, allerdings nicht um jeden Preis. Entweder er ließ sie ganz an seinem Leben teilhaben, oder sie verzichtete dankend.
    Sie zog Shorts und ein kurzärmeliges Hemd an und ging nach unten. Ramon hatte es sich mit einer Kaffeetasse in der Hand auf einem Küchenstuhl gemütlich gemacht und las gerade die örtliche Zeitung. Er hatte die langen Beine ausgestreckt, und Fudge diente seinen nackten Füßen als Stütze. Als Annalisa hereinkam, blickte Ramon auf. Seine Miene war finster.
    Das bedeutet nichts Gutes, dachte sie seufzend. Er war genauso unnachgiebig wie sie und überzeugt davon, dass er recht hatte. “Soll ich uns etwas zu essen machen?”
    “Nein, danke. Der Kaffee reicht völlig.”
    Annalisa goss sich ebenfalls eine Tasse ein und setzte sich dann Ramon gegenüber.
    “Ich muss nach Hause zurück”, sagte er schließlich und legte die Zeitung auf den Tisch.
    “Natürlich.” Sie versuchte sich einzureden, dass es ihr nichts ausmachte.
    “Warum kommst du nicht mit?”
    Beinahe hätte sie sich verschluckt. Mit dieser Einladung hatte er ihr den Wind aus den Segeln genommen. Wenn es ein Spiel gewesen wäre, stünde sie jetzt im Schach. “Gern.” Doch so schnell ließ sie sich nicht matt setzen!
    “Können wir in zehn Minuten los?” Ramon blickte auf die Uhr. “Ich habe dem Fahrer schon Bescheid gegeben.”
    “In Ordnung.”
    “Ich werde jemanden schicken, der Dardo abholt.”
    “Soll ich Maria Teresa bitten, sich um Fudge zu kümmern?”
    “Das ist sicher eine gute Idee.”
    “Soll ich mich umziehen?”
    “Nein.”
    “Muss ich noch etwas mitnehmen?”
    Er stand auf und stellte die Tasse in die Spüle. “Das musst du allein entscheiden, Annalisa”, antwortete er kühl.
    Wollte er sie bestrafen, weil sie die Grenze überschritten hatte? Hatte sie etwas von ihm gefordert, das er ihr nicht geben konnte oder wollte? Sie spürte, wie die Wut wieder in ihr hochstieg. Es blieben ihr zwei Möglichkeiten: Entweder sie verlor wieder die Kontrolle, oder sie akzeptierte, dass ihre Beziehung zu Ramon ein zweischneidiges Schwert war. Wenn sie nicht etwas aufgab, würde sie auch nichts gewinnen. Die Entscheidung fiel ihr leicht. “Ich rufe nur schnell Maria Teresa an.”
    Als sie diesmal das große Herrenhaus betrat, war Rodriguez wie ausgewechselt. Er verbeugte sich, als sie hereinkam, und behandelte sie mit größtem Respekt.
    “Ich muss noch einige Telefonate erledigen”, sagte Ramon. “Sieh dich doch einfach etwas um, es wird nicht lange dauern. Fühl dich wie zu Hause. Rodriguez wird dich in die Bibliothek führen. Ich habe einige sehr schöne Erstausgaben, die dich sicher interessieren werden. Bis gleich dann.”
    Annalisa folgte dem Bediensteten in ein großes, kühles Zimmer mit riesigen Fenstern, von denen aus man einen fantastischen Blick aufs Meer hatte. Allerdings konnte sie nicht ein einziges Buch entdecken.
    Rodriguez hatte ihren fragenden Blick gesehen. “Die Klimaanlage in der Bibliothek funktioniert nicht, Señorita Wilson. Aber Sie werden sich sicher auch hier wohlfühlen. Klingeln Sie nach mir, wenn Sie etwas benötigen.” Er zeigte auf eine Schnur aus rotem Samt, die in einer Ecke von der Decke hing.
    Machte er Witze? Nein, dachte Annalisa, das ist tatsächlich sein Ernst. Sie wartete, bis der Mann das Zimmer verlassen hatte, und blickte sich dann um. Wo sollte sie anfangen? So eine gute Gelegenheit bot sich ihr bestimmt nicht wieder. Ramon hatte ihr erlaubt, sich umzusehen, und sie war schon gespannt darauf, was sein Haus über ihn verraten würde.
    Die Einrichtung war von sehr guter Qualität und ganz auf Bequemlichkeit abgestimmt. Nichts wirkt überfrachtet oder protzig, dachte sie, als sie langsam durch das Zimmer ging. Auf dem Marmorboden lagen kostbare Teppiche, und auf dem ganz aus Stein

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