Das Spektakel des Schreckens - Labyrinth der Geheimnisse ; 4
Der schnelle Rhythmus machte Jago zusätzlich nervös. Finstere Bilder drängten sich ihm auf. Was passieren würde, wenn sie die Kugeln nicht rechtzeitig fanden. Wenn der Sprengstoff die Brücke zum Einsturz brachte …
Dann bin ich schuld. Ich habe die Höllenmaschine angeschaltet. Hätte ich bloß die Finger davon gelassen!, dachte Jago mit einer Mischung aus schlechtem Gewissen und Hilflosigkeit.
Plötzlich registrierte er ein Knarren hinter sich. Als er sich umdrehte, sah er, dass ein viereckiges Loch im Boden der Aussichtsplattform aufgeklappt war. Und dort kam etwas heraus.
Jago gefror das Blut in den Adern. Phil und Kresse schien es genauso zu gehen.
Was sich da zeigte, erinnerte Jago an einen Panther kurz vor dem Sprung. Nur dass es mindestens dreimal so groß war. Eine schwarze Kanone. Unter leichtem Zittern fuhr sie aus dem Boden. Der Mechanismus hatte den Turm erreicht. Der Countdown näherte sich dem Ende.
Jago, Phil und Kresse stürzten auf die Kanone zu. Ihre Mündung gähnte sie an wie ein weit aufgerissenes Maul. Die Kugel, die darin steckte, war dunkelgrau und größer als fünf Bowlingkugeln zusammen. Wie viel Schießpulver mochte in ihrem Inneren stecken? Fünf Kilo? Zehn? Zwanzig?
Und wie viele weitere Kugeln verbargen sich hinter der ersten? Der Länge des Laufes nach zu urteilen, mindestens zwei. Gewaltige Geschosse mit zerstörerischer Wirkung.
Jago griff in die Mündung und versuchte, die Kugel herauszuziehen. Doch seine Finger bekamen sie nicht zu fassen. Die Kugel steckte fest. Bombenfest. Auch Kresse und Phil probierten es, ebenfalls ohne Erfolg.
„Verdammte Hacke!“, rief Jago. Noch nie im Leben hatte er solche Angst verspürt. „Das ist das Ende!“ Verzweifelt warf er den Kopf in den Nacken. Der Himmel über ihm leuchtete blutrot.
Phil massierte sich wie wild die Schläfen. Es schien seine Gedanken anzukurbeln, denn auf einmal sprudelte es nur so aus ihm heraus: „Jago, Kresse! Vielleicht können wir den Schusswinkel ändern! So, wie die Kanone jetzt ausgerichtet ist, feuert sie direkt auf die Brücke. Aber das tut sie nicht mehr, wenn wir sie drehen.“
Konnte das klappen? Einen Versuch war es wert. Die drei holten tief Luft, dann legten sie los. Mit vereinten Kräften drückten sie gegen das kalte Metall der Kanone. Ihre Halterung leistete erbittert Widerstand und gab nur wenige Zentimeter nach.
Jago lief Schweiß über das Gesicht. Seine Füße rutschten immer wieder nach hinten weg.
„Arrrrgh! Gebt alles!“, rief er, um sich und seine Freunde anzufeuern. „Fester! Na los, wir zeigen’s dem blöden Ding!“
Wieder schafften sie ein paar Zentimeter. Aber das war viel zu wenig. Immer noch zielte die Kanone direkt auf die Brücke.
„So wird das nichts, Jungs“, sagte Kresse schnaufend.
„Wirf jetzt bloß nicht das Handtuch!“, gab Jago aufgebracht zurück.
„ Werfen … genau! So machen wir’s!“, rief Kresse.
„Was?!“, fragten Jago und Phil verwirrt.
„Wir werfen uns gegen das Teil – dann haben wir viel mehr Wucht, als wenn wir nur drücken. So hast du doch unten auch die Tür aufbekommen, Jago.“
Das leuchtete ihm ein. Sie ließen kurz von der Kanone ab. Und als Kresse „Los!“ rief, warfen sie sich mit Schwung dagegen.
KRRRRATSCH !
Es klappte: Die massive Waffe schwenkte ein Stück nach rechts.
„ YES !“, schrie Jago. „Kommt, Leute, gleich noch ein…“ Er stockte, als er am Sockel der Kanone einen glimmenden Punkt bemerkte, der eine Schnur entlangflitzte. Die Schnur war schwarz wie die Kanone selbst. Deshalb hatte Jago sie vorher nicht gesehen.
„Mist!“, fluchte er. „Eine Zündschnur! Oh nein! Die hätten wir mit dem Keil doch so leicht durchschneiden können!“
Dafür war es jetzt zu spät. Der Lichtpunkt verschwand durch ein winziges Loch in der Kanone. Ehe Jago sichs versah, krachte es.
Ein heftiger Rückstoß riss die drei von den Füßen und die Kanone fast aus ihrer Verankerung.
Bevor Phil auf ihn fiel, sah Jago gerade noch, wie die erste Monsterkugel in den Himmel schoss.
Weil Jago unter Phil lag, konnte er nichts sehen.
Ein zweiter Kanonenschuss erschallte, dann ein dritter. So laut, dass Jago schon fürchtete, sein Trommelfell wäre geplatzt.
Es konnte sich nur noch um Augenblicke handeln, bis die Kugeln einschlugen. Und doch dehnte sich die Zeit bis dahin wie ein Gummiband. Jago biss die Zähne zusammen und erwartete das Schlimmste.
Aber was nun folgte, waren die schönsten Geräusche, die Jago je
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