Das Spiel beginnt
erzählen, die er erhalten hatte. Ein weiterer Drohbrief, ohne Details oder Begründung, nur das Versprechen, dass die Sache noch nicht ausgestanden war. »Ich habe getan, was du von mir verlangt hast«, sagte er und strich mit der Hand über die glatte Haut, die der tiefe Rückenausschnitt ihres Kleides freilegte.
»Mmm. Was?«
»Ich habe mich ohne dich elend gefühlt.«
Anders als er erwartet hatte, lachte sie nicht, sondern legte die Arme noch fester um seinen Nacken. Sie unterdrückte die Tränen und presste die Lippen gegen seinen Hals. »Du hast nicht angerufen. Ich habe gewartet«, flüsterte sie. Entsetzt über ihre Offenheit, stieß Serena sich von ihm ab und schluckte die Tränen herunter.
»Nein, ich habe es nicht so gemeint, wie es sich anhörte. Ich weiß, dass du beschäftigt warst.« Sie hob die Hände und ließ sie hilflos wieder sinken. »Und … und ich war es auch. Es gab eine Million Dinge …« Sie drehte sich um und tastete nach den Papieren auf dem Schreibtisch. »Wir sind beide erwachsen. Und unabhängig. Uns gegenseitig anzuketten wäre das Letzte, was wir brauchen.«
»Du redest zu viel, wenn du nervös bist«, stellte er fest.
Serena wirbelte herum und funkelte ihn wütend an. »Hör auf, dich über mich lustig zu machen.«
»Eigenartig, dass ich diesen mörderischen Blick vermisst habe«, sagte er und ging zu ihr. Er nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und sah ihr in die Augen. Serena spürte, wie ihre Verärgerung sich legte und nichts als eine erregende Mattheit zurückblieb. »Serena«, sagte er seufzend, als sein Mund sich auf ihren legte.
Der zärtliche Kuss wurde schnell hungrig. Sie spürte das Verlangen, das er verströmte. Ihre Lippen lösten sich nur voneinander, um Neues zu wagen und noch mehr Vergnügen aneinander zu finden. Die Sehnsucht, die sich in einer ganzen Woche aufgestaut hatte, entlud sich mit einer solchen Intensität, dass sie beide nur noch aus glühenden Lippen und gierig tastenden Händen zu bestehen schienen. Justin presste sie an sich. Keine Frau, dachte er wie benommen, hat mich je so leiden lassen.
»Ich will dich, Serena. Ich will dich so sehr, dass ich an nichts und niemand anderes denken kann.«
Sie rieb ihre Wange an seiner, doch die Bewegung hinter der Scheibe störte sie plötzlich. »Es ist kindisch«, gab sie zu, »aber ich fühle mich so … beobachtet.« Sie wollte lachen, doch der Blick aus seinen Augen ließ ihr Herz noch heftiger klopfen. »Warum schließt du die Scheibe nicht«, flüsterte sie, »und liebst mich?« Als es klopfte, stöhnte sie enttäuscht auf.
Justin schob sie von sich und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Fast hätte ich es vergessen. Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.«
»Sag ihnen, sie sollen wieder gehen«, schlug Serena vor. »Und gib mir das Geschenk später.« Sie griff nach seinen Händen. »Sehr viel später.«
Erneut klopfte es. »Komm schon, Justin, du hattest deine zehn Minuten.«
»Caine?« Justin sah, wie Verblüffung und Freude sich auf Serenas Gesicht ablösten. »Caine.«
Justin küsste sie auf die Nase und nahm die Hände von ihren Schultern. »Warum lässt du sie nicht herein?«
Serena eilte zur Tür und riss sie auf. »Caine! Alan!« Mit einem Freudenschrei umarmte sie sie beide. »Was tut ihr hier?«, fragte sie und gab jedem von ihnen einen Kuss. »Bricht ohne euch denn nicht alles zusammen?«
»Selbst Staatsdiener brauchen hin und wieder ein paar freie Tage«, erwiderte Caine und hielt Serena von sich ab, um sie lächelnd zu betrachten.
Er hat sich kaum verändert, dachte sie. Obwohl beide Brüder die Größe ihres Vaters geerbt hatten, war Caine schlank und langgliedrig. Fast dünn, stellte Serena mit schwesterlicher Objektivität fest. Aber er hatte ein faszinierendes Gesicht, markant, voller Kanten, mit einem eindrucksvollen Grinsen, das er zu seinem Vorteil einsetzte, und Augen, die fast so blau waren wie ihre eigenen. Das Haar fiel ihm in lockeren Wellen ums Gesicht, blond mit einem Hauch von Rot. Serena begriff, warum man ihm nachsagte, dass er als Mann im Umgang mit Frauen ebenso erfolgreich war wie als Jurist mit Richtern und Geschworenen.
»Hmm. Hat sich gar nicht so schlecht entwickelt, unsere Schwester, was, Alan?«
Mit hochgezogener Augenbraue wandte Serena sich ihrem ältesten Bruder zu. »Nein«, erwiderte er und schenkte ihr das ernste Lächeln, das so gut zu seiner nachdenklichen Miene passte. Er sieht mehr wie Heathcliff, der Held aus »Sturmhöhen«, aus,
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