Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
„Ich ... ich weiß genau, was ich gesehen habe! Du hältst mich jetzt bestimmt für hysterisch.“
Statt einer Antwort nahm Henri ihre Hände und zog sie sanft an sich.
„Nein, ich halte dich nur für ausgesprochen feinfühlig, aber das finde ich wundervoll.“
Und dann küsste er sie zärtlich. Mit rasendem Puls erwiderte Chloé den Kuss. Eine wohlige Wärme hüllte ihren ganzen Körper ein. Es machte sie ein wenig verlegen, so öffentlich auf dem Volksfest zu knutschen. Aber unbewusst drängte sie sich noch enger an Henri, sodass sie seinen schlanken, muskulösen Körper an ihrem spürte. Eine machtvolle Erregung erfasste sie. Am liebsten hätte sie ihm hier und jetzt die Kleidung von seinem Körper gerissen.
„Wir sollten öfter Geisterbahn fahren, wenn das solche Reaktionen bei dir hervorruft“, flüsterte Henri und knabberte zärtlich an ihrem Ohrläppchen.
Zu ihrer eigenen Verwunderung antworte sie frech: „Das liegt an deiner Nähe, nicht an dem Fahrgeschäft.“
Er küsste sie sanft auf ihren Mund. Nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, ergriff er ihre Hand und schlenderte mit ihr über den Festplatz. Chloé versuchte, die Erinnerung an die Geisterbahn aus ihrem Kopf zu verdrängen. Die laute Musik am Autoscooter, die duftenden Mandeln und die lachenden Gesichter der Menschen auf dem Volksfest halfen ihr dabei.
„Der Stand ist aber neu“, meinte Henri und deutete auf ein kleines Zelt, das am äußersten Rand, direkt zwischen der Losbude und dem Bierzelt stand.
„Das habe ich auch noch nie gesehen“, stimmte Chloé ihm kopfnickend zu.
„Scheint eine Wahrsagerin zu sein.“
Mittlerweile hatten sie das kleine Zelt erreicht. Die Außenfläche war mit merkwürdigen Zeichen bemalt. Man konnte Sterne, die Sonne und den Mond erkennen, aber auch altägyptische Hieroglyphen waren abgebildet.
„Möchtest du dir aus der Hand lesen lassen?“, fragte Henri grinsend.
„An so etwas glaube ich nicht, dazu bin ich Realist genug. Ist doch nur alles Humbug und Gaunerei“, antwortete Chloé und wollte sich bereits abwenden. Das Bierzelt mit der Blasmusik und einer Radlermaß zog sie mehr an.
Plötzlich wurde die Zeltwand ein Stück zurückgeschoben und eine alte Frau mit langen grauen Haaren und hellen, blauen Augen blickte heraus. Aus dem Zelt drang ein intensives Licht. Die Frau beugte sich vor und deutete direkt auf Chloé. Ihr Blick schien Löcher in ihren Schädel zu bohren.
Chloé versteifte sich, blieb auf der gleichen Stelle stehen. Ihre Muskeln schienen nicht mehr zu gehorchen. Sie versank in den Augen der alten Frau.
„Du bist das jüngste Kind in einer Familie von zwei Kindern. Alles Mädchen“, krächzte die Frau, die wohl die Wahrsagerin sein musste. „Du hast kürzlich einen schrecklichen Verlust erlitten, auch eine Frau, die dir sehr nahestand. Deine Großmutter! Dann hast du einen seltsamen Mann in deinen Träumen gesehen, der dich verfolgt, dem du in letzter Zeit begegnet bist!“
Chloé zuckte schockiert. Ihr Gesicht war zuerst krebsrot geworden und dann schneeweiß. Sie konnte ihren Blick nicht von der Wahrsagerin abwenden, in ihren Augen bildeten sich Tränen. Henri legte einen Arm um ihre bebende Schulter und flüsterte etwas, das Chloé nicht verstehen konnte.
Der emotionale Sturm ging so schnell vorüber, wie er ausgebrochen war. Chloé ergriff ein Taschentuch und wischte sich die Tränen ab.
„Komm herein, Kind. Ich habe dir Wichtiges zu sagen!“, erklärte die Wahrsagerin, nahm die Hand von Chloé und zog sie hinter sich in das kleine Zelt. Henri folgte notgedrungen, obwohl er sich dabei nicht wohlfühlte.
In der Mitte des kleinen Raumes stand ein runder Tisch, der mit altertümlichen Schnitzereien verziert war. Auf einem halbhohen Schrank standen rote Kerzen, die ein flackerndes Licht abgaben. Außerdem roch der Raum nach dem typischen Duft von Räucherstäbchen. Um den Tisch standen nur drei Stühle. Als hätte sie uns erwartet, überlegte Henri.
Die Wahrsagerin drückte Chloé auf einen der Stühle, die es wie unter Hypnose mit sich geschehen ließ. Henri machte sich Sorgen, setzte sich neben sie und ergriff ihre Hand.
Die alte Frau stand neben Chloé und schloss ihre Augen. Als sie sie wieder öffnete, war ein besorgter Blick darin zu erkennen. Sie berührte mit ihrem Zeigefinger Chloés Stirn und strich sanft auf und wieder ab.
„Du hast die Gabe. Du bist auserwählt. Die seherische Kraft ist in dir, aber sie ruht noch. Du bist dir ihrer noch nicht
Weitere Kostenlose Bücher