Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
einer Nische einen geflügelten Dämon, der auf den Hinterbeinen hockte. Als sie näher kamen, drehte er plötzlich seinen Kopf und starrte Chloé mit gelben, stechenden Augen an. Die Bewegung verlief so flüssig und natürlich, dass das Ding geradezu lebendig wirkte. Chloé hätte schwören können, dass sie sogar einen unangenehmen Raubtiergeruch wahrnahm, als sie an dem Dämon vorbeifuhr.
Wenig später passierte die Bahn einen geraden Abschnitt des Tunnels. Hier waren die Wände zu beiden Seiten mit Bildern aus der ägyptischen Mythologie bemalt.
Obwohl das Licht im Tunnel nach wie vor trübe war, erkannte sie Schlangen, Schakale, Ratten und bösartig wirkende Raubvögel. Die im Grunde harmlosen Szenen weckten eine bösartige Vorahnung in Chloé, als lauerten böse, dunkle Mächte hinter der unschuldigen Fassade.
Ein Stück weiter vorn sah Chloé eine Öffnung in der Tunnelwand. Als die Bahn langsam daran vorüberglitt, erkannte sie einen großen Alkoven, in dem eine Folterkammer eingerichtet war.
Offenbar stellte die Kammer einen unterirdischen Raum in einem mittelalterlichen Schloss dar, denn es gab keine Fenster, nur grob behauene Steinwände. An diesen Wänden waren Eisenringe, Ketten und Peitschen angebracht, während in der Mitte eine echt wirkende Guillotine stand. Als sie näher fuhren, konnte sie an einer Wandseite eine „Eiserne Jungfrau“ erkennen.
Aus dem Geschichtsunterricht kannte Chloé die Bezeichnung für dieses Foltergerät. Es bestand aus Eisen und sah aus wie ein großer, aufrecht stehender Mumiensarg. Doch damit endete bereits jede Ähnlichkeit. Denn es handelte sich nicht um einen Sarg für einen Toten, sondern es war dazu bestimmt, lebende Menschen einzuschließen und auf höchst grausame Weise zu töten.
Die Tür der Eisernen Jungfrau stand offen und Chloé sah die vielen scharfen Eisendorne im Inneren. Sie wusste, dass ein Opfer in dem Gerät festgebunden wurde. Dann schloss man langsam die Tür, damit sich die Eisendorne unheimlich schmerzhaft immer tiefer in den Körper bohrten.
Zu ihrem Entsetzen erkannte sie jetzt, dass sich in der Eisernen Jungfrau tatsächlich ein Gefangener befand. Seine Augen waren vor Entsetzen aufgerissen, sein nackter Körper glänzte vor Schweiß. Offenbar handelte es sich um eine Wachsfigur, doch sie wirkte so naturgetreu, dass Chloé beinahe übel wurde vor Grauen.
Auch ein Henker stand vor dem Folterinstrument. Er hatte seinen muskulösen, schweißglänzenden Oberkörper entblößt, trug eine Kapuze über dem Kopf. Die Figur stand still an einem Fleck neben der Eisernen Jungfrau, doch der Oberkörper neigte sich mit erstaunlich fließenden Bewegungen.
Während Chloé auf die Szene starrte, begann der Henker langsam die Tür des Foltergerätes zu schließen. Sie hätte schwören können, dass das armselige Opfer im Inneren die Augen noch weiter aufriss.
Eine weitere Figur, die Chloé den Rücken zukehrte, vervollständigte die Szene. Während sie die Gestalt betrachtete, regte sich etwas in ihrem Unterbewusstsein. Es handelte sich um einen großen Mann mit schwarzen Haaren und einer weißen Robe. Sie konnte das Gesicht nicht sehen, trotzdem schauderte sie vor Angst. Der unheimliche Mann hob seinen rechten Arm und symbolisierte mit seiner Hand die Zahl Fünf.
Als sie an der Szene langsam vorbeifuhren, konnte Chloé durch einen Spalt in die halb geschlossene Tür der Eisernen Jungfrau blicken. Sie sah, wie sich die Eisendorne langsam in den Körper des Opfers bohrten.
Chloé glaubte ihren Augen nicht zu trauen!
Während die Eisendorne in den Körper eindrangen, spritzte Blut aus den Wunden. Chloé blieb fast das Herz stehen, als sie den lebensechten, durchdringenden Schrei aus dem Inneren der Eisernen Jungfrau hörte. Aus dem Kasten lief am Boden rotes Blut heraus.
Ihr war klar, dass die Stimme vom Band gespielt wurde, die Figur nur aus Wachs und die rote Flüssigkeit kein echtes Blut war. Aber alles wirkte so real und echt. Dazu kam der unheimliche Mann in der weißen Robe!
Als sie glaubte, die grausame Szene keine Sekunde länger zu ertragen, war die Bahn auch schon vorbeigefahren und befand sich erneut in einem finsteren Tunnel. Doch der Schrei des Opfers klang noch in ihren Ohren.
Chloé kam sich in der Bahn vor wie ein Tier im Käfig. Sie wollte nur noch raus, war aber durch den Sicherheitsbügel gefesselt. Henri streichelte beruhigend ihre Hand und grinste überheblich. Am liebsten hätte sie ihn an den Haaren gezogen, aber er konnte ja
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