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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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zuzudrücken.
    Genug, Phaed. Ich tue jetzt, was Anomander Rake tun würde. Was Silchas Ruin tun würde. Was Sandalath selbst tun würde, wenn sie wach wäre. Ich tue es, weil ich dich kenne - ja, selbst jetzt kann ich in deinen hervorquellenden Augen, in denen all dein Gewahrsein wie eine Flut aufwallt, deine Wahrheit erkennen.
    Die Leere in deinem Innern.
    Deine Mutter starrt dich voller Entsetzen an. Starrt an, was sie hervorgebracht hat. Sie starrt, ungläubig, klammert sich verzweifelt an die Möglichkeit, dass sie etwas missverstanden hat, dass wir alle etwas missverstanden haben und du nicht so bist, wie du bist. Aber das ist keine Hilfe. Für sie nicht. Und für dich nicht.
    Ja, schau mir in die Augen, Phaed, und wisse, dass ich dich sehe.
    Ich sehe dich …
    Er wurde weggezogen. Runter von Phaed. Seine Hände wurden losgemacht, schmerzhaft verdreht, um seinen Griff zu brechen - und er fällt zurück, muskulöse Arme sind jetzt um ihn geschlungen, und er wird von Phaed heruntergezogen, von ihrem aufgedunsenen Gesicht und ihren schrecklichen, keuchenden Atemzügen - der armen Phaed tut die Kehle weh, sie ist vielleicht sogar zerfetzt. Zu atmen bedeutet, Schmerz zu erfahren.
    Aber sie lebt. Er hat die Gelegenheit verpasst, und jetzt werden sie ihn töten.
    Sandalath schreit ihn an - sie hat ihn schon einige Zeit lang angeschrien, wie ihm nun klar wird. Sie hat das erste Mal geschrien, als er Phaed das zweite Handgelenk gebrochen hat - sie war von Phaeds Schreien aufgewacht - oh, natürlich war sie nicht still geblieben. Brechende Knochen würden das niemals erlauben, nicht einmal bei einer seelenlosen Kreatur, wie Phaed eine war. Sie hatte geschrien, und er hatte nichts gehört, nicht einmal den Nachhall - Hände ans Ruder undfest zupacken!
    Was würde jetzt geschehen? Was würden sie jetzt tun? »Nimander!«
    Er zuckte zusammen, starrte Sandalath an, musterte ihr Gesicht wie das einer Fremden.
    Withal hielt ihn fest, presste ihm die Arme an die Seite, aber Nimander hatte kein Interesse daran zu kämpfen. Dafür war es zu spät.
    Phaed hatte sich übergeben, und der Gestank nach Erbrochenem hing schwer in der Luft.
    Jemand pochte an die Tür - die Nimander, schlau, wie er war, hinter sich verriegelt hatte, nachdem er Phaed in den Raum gefolgt war.
    Sandalath rief, dass alles in Ordnung sei, dass alles bestens sei - es habe einen Unfall gegeben, aber jetzt sei alles wieder in Ordnung.
    Doch die Handgelenke der armen Phaed sind gebrochen. Jemand muss sich darum kümmern.
    Jetzt nicht, Withal.
    Er ist ganz schlaff in meinen Armen, Weib. Kann ich ihn jetzt loslassen?
    Ja, aber sei auf der Hut… Das werde ich sein, keine Frage.
    Und jetzt stellte Sandalath sich zwischen Nimander und die immer noch hustende, würgende Phaed, nahm Nimanders Gesicht in ihre Hände und beugte sich näher, um ihm in die Augen zu blicken.
    Was siehst du, Sandalath Drukorlat? Edelsteine, in denen Wahrheiten und Wunder leuchten? Abgründe, die dir zuflüstern, dass niemals ein Boden zu finden sein wird, dass der Sturz in eine Seele niemals endet? Rudert, ihr Narren! Wir sinken! Oh, kichere nicht, Nimander, tu das nicht. Bleib wie du bist, äußerlich gefühllos. Leer. Was siehst du? Nun - natürlich nichts.
    »Nimander.«
    »Schon gut«, sagte er. »Du kannst mich jetzt töten.«
    Ein merkwürdiger Ausdruck in ihrem Gesicht. So etwas wie Entsetzen. »Nein, Nimander. Hör mir zu. Ich muss es wissen. Was ist hier geschehen? Warum wart ihr in unserem Zimmer?«
    »Phaed.«
    »Warum wart ihr beide in unserem Zimmer, Nimander?«
    Nun ja, ich bin ihr gefolgt. Ich bin wach geblieben - das habe ich schon oft gemacht. Ich habe sie Tag um Tag und Nacht um Nacht beobachtet. Ich habe beobachtet, wie sie geschlafen hat, habe darauf gewartet, dass sie aufwacht, ihr Messer zieht und das Dunkel mit einem Lächeln begrüßt. Das Dunkel, das unser Erbe ist, das Dunkel des Verrats.
    Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt geschlafen habe, Sandalath Drukorlat. Ich musste wach bleiben, musste immer wach bleiben. Wegen Phaed.
    Gab er ihr also Antwort? Sprach er sie laut aus, all die dahinpurzelnden Aussagen, die vernünftigen Erklärungen? Er war sich nicht sicher. »Töte mich jetzt, damit ich schlafen kann. Ich will so gerne schlafen.«
    »Niemand will dich töten«, sagte Sandalath. Ihre Hände, mit denen sie seinen Kopf umschloss, waren nass und glitschig vor Schweiß. Oder vielleicht auch vom Regen. Nicht von Tränen - überlasst die Tränen dem

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