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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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vergangenen Nacht hatte den ganzen Dreck aus der Stadt gespült, so dass sie jetzt irgendwie gesäubert und beinahe angenehm wirkte. Yan Tovis - Zwielicht - stand auf dem Pier und sah zu, wie die fremden Schiffe aus dem Hafen ruderten. An ihrer Seite stand ihr Halbbruder Yedan Derryg, die Wacht.
    »Ich bin froh, dass sie verschwinden«, sagte er.
    »Da bist du nicht der Einzige«, antwortete sie.
    »Brullyg schläft immer noch tief und fest - aber war das eine Feier oder Selbstmitleid?«
    Yan Tovis zuckte die Schultern.
    »In der Morgendämmerung«, sagte Yedan Derryg nach einem langen Augenblick, in dem sie beide geschwiegen hatten, »haben sich unsere schwarzhäutigen Verwandten darangemacht, das Grabmal zu bauen.« Die Muskeln unter seinem Bart arbeiteten, Backenzähne knirschten, und dann sagte er: »Ich bin dem Mädchen nur einmal begegnet. Sie machte ein griesgrämiges Gesicht und hatte scheue Augen.«
    »Die gebrochenen Arme sind nicht von dem Sturz gekommen«, sagte Yan Tovis. »Zu viele Blutergüsse - die Spuren von Fingern. Außerdem ist sie auf dem Kopf aufgekommen. Hat sich die Zunge so glatt durchgebissen, als wäre sie mit einem Messer durchtrennt worden.«
    »Irgendetwas ist in dem Zimmer passiert. Irgendetwas Schäbiges.«
    »Ich bin froh, dass wir diese Charakterzüge nicht geerbt haben.«
    Er brummte, sagte aber nichts.
    Yan Tovis seufzte. »Schluckse und Quitsch sind anscheinend zu dem Schluss gekommen, dass ihr einziger Daseinszweck in diesen Tagen darin besteht, mich bei jeder Gelegenheit zu belästigen.«
    »Die anderen Hexen haben sie zu ihren Repräsentantinnen gewählt.
    Du beginnst deine Herrschaft als Königin in einem Sturm schlimmer Gefühle.«
    »Schlimmer als das«, sagte sie. »In dieser Stadt wimmelt es von ehemaligen Gefangenen. Flüchtigen Schuldnern und Mördern. Brullyg hat es geschafft, sie zu kontrollieren, weil er glaubhaft machen konnte, die schlimmste Viper in der Grube zu sein. Wenn sie mich ansehen, sehen sie eine Atri-Preda der Imperialen Armee - einfach nur eine weitere Wächterin -, und du, Derryg, nun, du bist mein Finadd, mein starker Arm. Sie scheren sich kein bisschen um die Triller und ihre verdammte Königin.«
    »Und genau aus diesem Grund brauchst du die Hexen, Zwielicht.«
    »Ich weiß. Und als wäre das nicht schon schlimm genug - sie wissen es auch.«
    »Du brauchst ein bisschen mehr Schlagkraft«, sagte er. »Schlauer Bursche.«
    »Schon als Kind hast du zum Sarkasmus geneigt.«
    »Tut mir leid.«
    »Ich glaube, die Antwort wird bei diesen Tiste Andii gefunden werden.«
    Sie sah ihn an. »Wie meinst du das?«
    »Wer weiß mehr über unsere Vergangenheit als selbst die Hexen? Wer sieht sie klar und deutlich? Als etwas, das nicht über Generationen hinweg durch Verfälschungen, halbe Erinnerungen und praktische Lügen verzerrt wurde?«
    »Deine Zunge geht mit dir durch, Yedan.«
    »Noch mehr Sarkasmus.«
    »Nein, ich stelle fest, dass ich einigermaßen beeindruckt bin.« Seine Kiefermuskeln mahlten, als er sie musterte. Sie lachte. Sie konnte nicht anders. »Ach, Bruder, komm - die Fremden sind weg und werden wahrscheinlich … niemals zurückkommen.«
    »Du meinst, sie segeln ihrer Vernichtung entgegen?«
    »Was denkst du?«
    »Ich weiß nicht so recht, Zwielicht. Diese Kindmagierin, diese Sünd…«
    »Da könntest du Recht haben. Als sie hörten, dass ihre Abreise bevorsteht, haben Schluckse und Quitsch wahre Freudentänze aufgeführt.«
    »Sie hat einen massiven Wall aus Eis vernichtet, der halb so lang war wie Fenthing. Ich würde diese Malazaner nicht unterschätzen.«
    »Die Mandata hat mich nicht sonderlich beeindruckt«, sagte Yan Tovis.
    »Vielleicht, weil sie es nicht nötig hatte.«
    Zwielicht dachte über seine Worte nach - und dann dachte sie noch ein bisschen länger darüber nach.
    Keiner von ihnen sagte ein Wort, als sie sich von der glitzernden Bucht und den jetzt bereits weit entfernten fremden Schiffen abwanden.
    Die Morgensonne begann sich tatsächlich warm anzufühlen - der letzte, ergreifendste Beweis dafür, dass das Eis tot und die Bedrohung vorbei war. Die Insel würde weiterleben.
    Ein Stück vor ihnen landete der erste Eimer mit Fäkalien auf den sauberen Pflastersteinen der Straße. Er war aus einem Fenster im zweiten Stock gekommen und zwang die Passanten auszuweichen.
    »Das Volk grüßt dich, Königin.«
    »Oh, sei still, Yedan.«
     
    Hauptmann Gütig stand an der Heckreling und starrte über die kabbeligen Wellen zur Silanda

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