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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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starren Augen unter durchnässtem grobem Segeltuch in die Schwärze, während das Wasser nach unten rinnt…
    Sie macht sich Gedanken, oh ja, sie macht sich Gedanken um Withal. Der aufwachen könnte. Vorher oder hinterher. Der das Blut riechen könnte, den stechenden, an Eisen erinnernden Geruch wahrnehmen könnte - den Tod, der auf Sandalath Drukorlats letztem Atemzug schwebt. Withal, der vielleicht zusehen könnte, wo doch all das, was Phaed war - was sie wirklich war -, nicht gesehen werden durfte … denn so etwas war nicht erlaubt, war niemals erlaubt, und daher würde sie ihn vielleicht ebenfalls töten müssen.
    Schlangen stoßen mehr als einmal zu.
    Jetzt die Tür, das letzte Hindernis - rudert, ihr Narren - das Ufer ist ganz nah!- und natürlich ist keine Sperre da, die sie daran hindert, den Riegel zu bewegen. Es gibt keinen Grund dafür. Außer einem mörderischen Kind - das Kind einer Mutter, deren Kopf auf einem stampfenden Deck einen Segeltuchüberwurf anstarrt. Jenem einen Kind, das hingegangen ist und es sich selbst ansehen wollte. Und wir werden zu einer Pilgerfahrt verlockt. Denn zu leben bedeutet, Echos nachzujagen. Echos wovon? Das weiß niemand. Aber die Pilgerfahrt wird unternommen, ja, wird immer unternommen, und gelegentlich werden besagte Echos eingefangen - nur ein Flüstern - knarrende Riemen, die Wellen, die wie Fäuste klatschend und pochend gegen den Rumpf schlagen und zeternd verlangen, dass sie hereingelassen werden wollen, und das plätschernde Blut, der spuckende Schleim, wenn es wieder nach unten sinkt. Und in diesen Echos hören wir die Stimme eines Maats: Rudert! Rudert zum Ufer! Rudert um euer Leben!
    Er erinnerte sich an eine Geschichte - die Geschichte, an die er sich immer erinnerte, immer erinnern würde. Ein alter Mann allein in einem kleinen Fischerboot. Der einem Eisberg entgegenruderte. Oh, er liebte diese Geschichte. Der sinnlose Ruhm, der in ihr mitschwang, die unbekümmerte Magie - er fröstelte bei dem Gedanken jedes Mal aufs Neue, fröstelte angesichts der Vision, die er von dieser wundersamen, tiefgründigen und zutiefst nutzlosen Szene heraufbeschwor. Was glaubst du eigentlich, was du da tust, alter Mann? Alter Mann - das Eis!
    Drinnen im Zimmer, ein Schatten umringt von Schatten, Düsternis in der Düsternis, die Zähne nun verborgen, doch das Messer schimmert entsetzlich, und in ihm spiegelt sich der Regen, der gegen das verkratzte Regenbogenglas des Fensters trommelt. Und dann erfasst sie ein Schaudern, zwingt sie in die Hocke, als Gefühle durch ihren Bauch nach oben steigen, sich lanzengleich in ihr Hirn bohren, und sie hält den Atem an - oh, Phaed, schrei jetzt nicht. Stöhne nicht einmal.
    Sie haben ihre Betten zusammengeschoben - in dieser Nacht haben dann also der Mann und die Hündin die Spucke ihrer Lenden geteilt, ist das nicht süß. Sie schiebt sich näher heran, schaut forschend. Und stellte fest, dass Sandalath zur Linken liegt, ihr am nächsten. Wie passend.
    Phaed hebt das Messer.
    In ihrem Geist blitzen all die Szenen fortwährender Beleidigungen auf, die diese alte Frau von sich gegeben hat - die ganze, schmutzige Litanei - und die allesamt Phaed herabgesetzt haben, die allesamt all denen, die in der Nähe waren, zu viele von Phaeds geheimen Ängsten offenbart haben -, niemand hat das Recht dazu, niemand hat das Recht, dann auch noch darüber zu lachen - nicht einmal nur mit den Augen.
    All diese Kränkungen - nun gut, die Zeit ist gekommen, sie zurückzuzahlen. Hier und jetzt, mit einem festen Stoß des Messers.
    Sie hebt das Messer noch höher, holt tief Luft und hält den Atem an.
    Und sticht zu.
    Nimanders Hand zuckt vor, erwischt ihr Handgelenk, packt sie fest, noch fester, als sie herumwirbelt, die Lippen zurückgezogen, die Augen funkelnd vor Wut und Angst. Ihr Handgelenk ist dünn, wie eine knochige Schlange, ist gefangen, und hektisch versucht sie das Messer zu drehen, Nimanders Hand mit der Schneide zu verletzen. Er dreht erneut, und Knochen brechen. Es ist ein schreckliches, knirschenden Geräusch.
    Das Messer poltert auf den Holzfußboden.
    Nimander stürzt sich auf sie, drückt Phaed mit seinem Gewicht neben dem Bett auf den Boden. Sie versucht, ihm die Augen auszukratzen, und er lässt das gebrochene Handgelenk los, um das andere zu packen. Und bricht auch dieses.
    Sie hat nicht geschrien. Was erstaunlich ist. Kein Laut ist zu hören, außer ihren keuchenden Atemzügen.
    Nimander packt sie am Hals. Er beginnt,

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