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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Nimander Aranatha.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie lange kann er auf diese Weise überleben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Zwingt Essen und Wasser in ihn hinein, sorgt dafür, dass seine Wunden sauber bleiben …«
    Eine ganze Weile sagte niemand etwas, es schien, als könne noch nicht einmal eine einzige Frage gefunden, gesäubert und im Namen der Normalität vorgebracht werden.
    Nenanda kehrte zurück. »Sie sind geflohen. Die Priester – sie sind alle geflohen. Wo soll der Sterbende Gott sein?«
    »In einem Ort namens Bastion«, sagte Kedeviss. »Westlich von hier, glaube ich.«
    »Wir müssen dort hingehen«, sagte Nimander und richtete sich auf, um die anderen anzusehen.
    Nenanda bleckte die Zähne. »Um ihn zu rächen.«
    »Um ihn zurückzubekommen«, antwortete Nimander. »Um ihm das zurückzugeben, was auch immer sie ihm genommen haben.«
    Aranatha seufzte. »Nimander …«
    »Nein, wir gehen nach Bastion. Nenanda, sieh nach, ob es hier irgendwelche Pferde gibt oder vielleicht noch besser einen Ochsen und einen Wagen – hinter dem Gasthaus ist ein großer Stall.« Er sah auf Clip hinunter. »Ich glaube nicht, dass wir genug Zeit haben, um zu Fuß zu gehen.«
    Als die drei Frauen – für den Augenblick gefolgt von Nenanda – losgingen, um ihre Habseligkeiten zusammenzupacken, drehte Nimander sich um und musterte den Eingang zur Schenke. Er zögerte – selbst von hier aus konnte er etwas sehen: dunkle, ausgestreckte Gestalten, umgestürzte Stühle; und jetzt hörte er auch das Summen von Fliegen aus dem drinnen herrschenden Zwielicht.
    »Tu’s nicht«, sagte Skintick hinter ihm. »Nimander, tu’s nicht.«
    »Ich habe schon tote Menschen gesehen.«
    »Aber keine wie die da.«
    »Warum?«
    »Sie lächeln. Alle.«
    Nimander sah seinen besten Freund an, musterte sein gezeichnetes Gesicht und nickte. Einen Augenblick später fragte er: »Warum sind die Priester geflohen?«
    »Ich glaube wegen Aranatha«, antwortete Skintick.
    Nimander nickte; er glaubte das Gleiche. Sie hatten Clip genommen; trotz all der toten Dorfbewohner hatten die Priester Clip etwas genommen – vielleicht seine eigentliche Seele – und hatten es dem Sterbenden Gott zum Geschenk gemacht. Aber gegen die anderen hatten sie nichts tun können – nicht, solange Aranatha Widerstand geleistet hatte. Und da sie sich vor Rache fürchteten, waren sie noch in der Nacht geflohen – weg, vermutlich nach Bastion, in den Schutz ihres Gottes.
    »Nimander«, sagte Skintick mit leiser, hohl klingender Stimme, »uns wird etwas aufgezwungen.«
    »Ja.«
    »Wir sind wieder aufgeweckt worden.«
    »Ja.«
    »Ich hatte gehofft … dass das nie wieder geschehen würde.«
    Ich weiß, Skintick. Du würdest lieber lachen und Witze machen, wie es zu deinem fröhlichen Wesen passt. Stattdessen wird das Gesicht, das du dem zuwendest, was kommen wird … es wird sich nicht von unseren Gesichtern unterscheiden … und haben wir uns damals nicht alle gegenseitig angesehen? Haben wir nicht die Spiegelbilder gesehen, die wir füreinander geworden waren? Sind wir nicht zurückgeschreckt?
    Aufgeweckt.
    Was da in der Schenke lag, war nur der Anfang. Nur Clip und seine vorübergehende Raserei.
    Von jetzt an sind wir für das, was kommt, verantwortlich.
    Dazu schwieg sogar Phaed. Während irgendwo in den Nebeln seines Geistes eine Frau weinte – so schwach, als wäre sie schon beinahe entschwunden.
    Es gibt eine Art verschrobenen, blinden Optimismus, der sich hartnäckig hält, nämlich dass jemand, der gebrochen ist, mit der Zeit heilen kann, dass er alle Teile wieder zusammenfügen und heil wieder auftauchen kann, vielleicht sogar stärker als vor der Prüfung. Ganz gewiss weiser, denn was sonst sollte der Lohn für all das Leiden sein? Die Vorstellung hingegen, dass jemand, der so schlimm gebrochen ist, für immer so bleiben könnte, dass er weder sterben (und damit allen Sterblichen den Anblick seines ungeheuerlichen Scheiterns ersparen) noch irgendeine Art Verbesserung erreichen könnte – nun, das ist eine Vorstellung, die niemandem so recht behagt. Eine zerstörte Seele sollte nicht so dickköpfig sein, sollte sich nicht an einem offensichtlich armseligen Dasein festklammern.
    Freunde schrecken zurück. Bekannte treiben davon. Und derjenige, der gefallen ist, findet sich in einer einsamen Welt wieder, an einem Ort, wo keine Zuflucht vor der Einsamkeit zu finden ist, da die Einsamkeit der wahre Lohn ist, wenn man für immer entstellt, für immer geschwächt überlebt

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