Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
vorbringen.«
Überlange Eckzähne blitzten auf, als Grantl wild lächelte.
»Der Trell ist drinnen«, sagte Reccanto. »Soll ich ihn holen, Bezwang? Wir sollten aufbrechen, stimmt’s?«
»Grantl …«
»Ich würde gerne als Anteilseigner anmustern«, sagte der Karawanenwächter. »Genau so wie die Rekruten da hinter Euch. Gleicher Einsatz, gleiche Regeln.«
»Wann hast du das letzte Mal einen Befehl befolgt, Grantl? Du hast seit Jahren nur noch Wachen befehligt. Glaubst du wirklich, ich will zu allem, was ich sage, Widerworte hören?«
»Keine Widerworte. Ich bin nicht daran interessiert, Euch zu kritisieren. Ich will als Anteilseigner mitfahren, einfach nur als ein weiterer Anteilseigner.«
Die Tür zur Schenke ging auf, und Mappo Runt trat heraus.
Sein Blick glitt zunächst über Grantl hinweg, kehrte jedoch rasch zu ihm zurück. Mit leicht zusammengekniffenen Augen musterte er ihn genauer. Dann sah er Meister Bezwang an. »Der da kommt auch mit? Gut.«
»Nun …«
Der Trell ging zur Kutsche und kletterte seitlich an ihr hoch – was die Federn beängstigend quietschen ließ –, um sich oben auf dem Dach hinter Glanno Tarp niederzulassen. Er schaute herunter. »Vermutlich brauchen wir einen wie ihn.«
»Einen wie ihn?«, fragte Edel Fingerhut, die Hexe.
»Einen Wechselgänger«, antwortete Mappo schulterzuckend.
»Ganz so ist es nicht«, sagte Grantl leise, als er sich zu Mappo aufs Dach der Kutsche gesellte.
Meister Bezwang starrte hinter ihm her, schüttelte sich und sagte dann: »Also, alle Mann an Bord. Ihr beiden Stamms sichert nach hinten. Hexe, du kommst mit mir nach drinnen, damit wir uns ein bisschen unterhalten können. Und du auch, Mappo. Wir setzen keine Passagiere aufs Dach. Zu gefährlich.«
Matt schwang sich nach oben und setzte sich neben Glanno Tarp.
Bremsen wurden gelöst. Glanno drehte sich um und warf einen Blick auf die Mannschaft, die sich an verschiedenen Handgriffen auf dem Dach festhielt. Er grinste und ließ die Zügel schnalzen.
Die Pferde wieherten und sprangen los.
Und die Welt um sie herum explodierte.
Schicke deine Strahlen, gesegnete Sonne, auf diese Stadt voller Wunder, in der alles Folgen hat. Richte dein feuriges Auge auf die Menge, auf die unzähligen Bewohner, die sich gemäß ihrer Lebensweise hin und her bewegen. Lass Wärme in das aufsteigende Miasma aus Träumen, Hoffnungen, Ängsten und Liebe fließen, das stets himmelwärts brodelt, mit den ausgestoßenen Atemzügen und den entlassenen Seufzern aufsteigt, von widerspenstigen Blicken und kurzer Beachtung zurückgeworfen und ewig vom Gezeter der Stimmen widerhallend.
Sieh dir dann diese Straße an, auf der ein Mann dahinschreitet, der jung war, als er diese Straße zum letzten Mal entlangging. Jetzt ist er nicht mehr jung, oh, nein. Und da, auf der nächsten Straße, schlendert eine Frau an einer Reihe von Marktbuden vorbei, in denen Bilder, Statuetten und Fetische von abertausend Kulten – von denen die meisten längst ausgestorben sind – feilgeboten werden, und der Pfad besagter Frau hat sich dereinst mit dem des Mannes gekreuzt. Auch sie fühlt sich nicht mehr jung, und wenn Verlangen Fühler hätte, die durch Steine und Ziegel dringen könnten, die sich durch dicht gedrängte Ansammlungen unempfindlicher Menschen winden könnten … ach, würden sie sich dann nicht vielleicht an einem schicksalshaften Ort begegnen und dort verflechten, dabei etwas Neues weben, so kostbar wie eine tödliche Blume?
In einem anderen Viertel der Stadt schreitet ein Fremder dahin, ein beeindruckendes Wesen, groß und überaus muskulös – er wirkt beinahe wie eine Skulptur, oh, ja, mit seiner Haut, die die vollkommene Tönung von poliertem Onyx hat, und mit Augen, die haselnussbraun und golden gesprenkelt sind, und viele Blicke gleiten über ihn hinweg, wenn er vorbeigeht. Er allerdings achtet nicht auf solche Dinge, denn er will ein neues Leben anfangen, und es ist gut möglich, dass er es hier, in dieser ruhmreichen, exotischen Stadt findet.
In einer armen Gegend des Gadrobiviertels kniet eine verwelkte, von Wind und Wetter gezeichnete, große dünne Frau in ihrem schmalen Gartenstreifen und macht sich daran, flache Steine in einem Muster auf die dunkle Erde zu legen. So viel von dem, was die Krume geben kann, muss zuerst vorbereitet werden, und diese Gebräuche sind überaus geheim und geheimnisvoll. Sie arbeitet wie im Traum, während ihr Ehemann in dem kleinen Häuschen hinter ihr schläft, ein brutales
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