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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Schnur, abgeschliffenem Holz und gebranntem Ton. Die meisten waren kaputt – ihnen fehlten Gliedmaßen oder sie hatten keinen Kopf. Andere hingen von dem flachen, niedrigen Dach, verdreht unter Schlingen aus Lederriemen, die verknoteten Köpfe geneigt, und dunkle Flüssigkeit tropfte von ihnen.
    Der wortlose Gesang war hier lauter, schien aus allen Richtungen zu kommen. Nimander konnte keine Wände erkennen – nur Fußboden und Decke, die sich beide in alle Richtungen erstreckten und irgendwo in ein formloses Weiß übergingen.
    Und Puppen, tausende von Puppen. Auf dem Fußboden und von der Decke hängend.
    »Zeige dich«, sagte Nimander.
    Der Gesang hörte auf.
    »Zeig dich mir.«
    »Wenn du sie drückst«, sagte die Stimme – die Stimme einer Frau oder eines Jungen –, »dann laufen sie aus. Ich habe sie alle gedrückt. Bis sie kaputtgegangen sind.« Es folgte eine Pause, und dann ein leises Seufzen. »Keine hat funktioniert.«
    Nimander wusste nicht, wo er hinsehen sollte – die verstümmelten Erscheinungen, die vor ihm hingen, erfüllten ihn mit Entsetzen, als er jetzt die Ähnlichkeit mit den Vogelscheuchen auf den Feldern vor Bastion erkannte. Es sind die gleichen. Das waren keine angepflanzten Reihen, nichts, das gemacht worden war, um einen Ertrag zu bringen. Sie waren … Versionen.
    »Ja. Eine nach der anderen hat versagt – es ist nicht gerecht. Wie hat er das gemacht?«
    »Was bist du?«, fragte Nimander.
    Die Stimme klang jetzt hinterhältig. »Auf dem Boden des Abgrunds – ja, da gibt es einen Boden – sind die Gefallenen. Götter und Göttinnen, Geister und Propheten, Schüler und Seher, Helden und Könige und Königinnen – der Ausschuss des Daseins. Da kann man spielen. Ich habe es getan. Willst du auch? Willst du dort auch spielen?«
    »Nein.«
    »Alle kaputt, kaputter als ich.«
    »Sie nennen dich den Sterbenden Gott.«
    »Alle Götter sterben.«
    »Aber du bist kein Gott, oder?«
    »Unten auf dem Fußboden hat man niemals Hunger. Bin ich jetzt ein Gott? Ich muss einer sein. Kannst du es nicht sehen? Ich habe so viele von ihnen gegessen. So viele Teile, Stücke. Oh, ihre Macht, meine ich. Mein Körper brauchte keine Nahrung. Er braucht keine, meine ich, ja, das kann man so sagen. Das kann man wirklich so sagen. Das erste Mal habe ich ihn auf dem Fußboden getroffen – er hat dort unten ausgekundschaftet, hat er gesagt, und ich war so weit gereist … so weit.«
    »Deine Gläubigen.«
    »Sind größtenteils tot. Mehr zu trinken. All das Blut, genug, um einen Fluss zu bilden, und die Strömung kann mich von hier wegbringen, kann mich zurückbringen. Den ganzen Weg zurück. Um sie für all das bezahlen zu lassen, was sie getan hat !«
    Da der Gott aus dem Chaos gekommen war, war es keine Überraschung, dass er wahnsinnig war. »Zeige dich.«
    »Die Maschine war kaputt, aber das habe ich nicht gewusst. Ich habe sie geritten, hinauf und hinauf. Aber dann ist etwas passiert. Ein Unfall. Wir sind tief gefallen. Wir waren schrecklich zerbrochen, alle beide. Als sie mich rausgezogen haben. Und jetzt muss ich eine neue Version machen, genau wie du gesagt hast. Und du hast mir eine gebracht. Sie wird gehen. Ich bin nicht taub für ihre Gedanken. Ich verstehe ihr Chaos, ihre Schmerzen und ihren Verrat. Ich verstehe sogar ihre Arroganz. Sie wird gehen, sie wird gehen.«
    »Du kannst ihn nicht haben«, sagte Nimander. »Lass ihn frei.«
    »Keine von den anderen hat funktioniert. Die ganze Macht fließt einfach nur aus ihnen heraus. Wie hat er das gemacht?«
    Eine von diesen Puppen. Er ist eine von diesen Puppen. Er verbirgt sich in der Menge.
    Die Stimme begann wieder zu singen. Wortlos, formlos.
    Er zog sein Schwert.
    »Was machst du?«
    Die stählerne Klinge schlug zu, mähte durch die nächsten Puppen. Durchtrennte Schnüre, schlug Gliedmaßen ab; Stroh und Gras trieben durch die Luft.
    Ein Kichern, und dann: »Du willst mich finden ? Wie viele Jahrhunderte hast du Zeit?«
    »So viele wie ich brauche«, antwortete Nimander, trat vor und schwang das Schwert erneut. Zersplitterte Holz, zerschmetterte Ton. Zertrat eine andere Puppe unter dem Absatz.
    »Ich werde lange vorher fort sein. Der Fluss aus Blut, den ihr mir gegeben habt – mein Weg hinaus. Ich gehe weit weg. Du kannst es nicht sehen, oder? Das Tor, das ihr hier geöffnet habt. Du kannst es nicht einmal sehen.«
    Nimander zerstörte ein weiteres halbes Dutzend Puppen.
    »Du findest mich nicht! Findest mich nie!«
    Als Salind Domänenser

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