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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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winziger, fliegender Insekten, die feucht und kalt gegen ihre Gesichter prallten.
    Würgend und hustend eilten sie so schnell wie möglich weiter.
    Die Furchen unter ihren Füßen waren durchnässt, schwarzer Schlamm klebte an ihren Mokassins, ein zunehmendes Gewicht, das sie stolpern und ausrutschen ließ, während sie den Hang hinaufstiegen. Als sie schließlich den Grat erreichten und aus den Reihen herauskamen, ging es hinunter in einen Graben und weiter zu einer Straße. Dahinter waren noch mehr Felder beidseits eines Weges, und eine wahre Armee von Leichnamen. Tausend hängende Köpfe, ein nie endender Strom schwarzer Tränen.
    »Mutter, segne uns«, flüsterte Kedeviss, »wer könnte so etwas getan haben?«
    »›Alle denkbaren Grausamkeiten sind unvermeidlich‹«, sagte Nimander. »›Jedes vorstellbare Verbrechen ist begangen worden‹«, zitierte er Andarist noch einmal.
    »Versuch doch bei Gelegenheit mal, dir deine eigenen Gedanken zu machen«, sagte Desra trocken.
    »Er hat gesehen, was wirklich …«
    »Andarist hat seine Seele übergeben und geglaubt, das würde ihm Weisheit bescheren«, unterbrach ihn Clip und unterstrich seine Bemerkung mit einem Schnappen der Ringe an seiner Kette. »In diesem Fall hat er allerdings vermutlich die Wahrheit getroffen. Doch selbst wenn, das hier riecht nach … Notwendigkeit.«
    Skintick schnaubte. »Notwendigkeit – tja, da haben wir ja jetzt ein Wort, mit dem sich jedes Gräuel rechtferigen lässt.«
    Hinter der grausigen Armee und den schaurigen Pflanzen mit den purpurfarbenen Blättern kauerte eine kleine Stadt, die vor einem Hintergrund aus niedrigen, baumbestandenen Hügeln beinahe malerisch und idyllisch wirkte. Über den Reetdächern stieg Rauch auf, und auf der Hauptstaße waren ein paar Gestalten zu sehen.
    »Ich glaube, wir sollten vermeiden, irgendjemandem zu begegnen«, sagte Nimander. »Die Vorstellung, auf so eine Pflanze aufgespießt zu werden und so zu enden, finde ich nicht sonderlich reizvoll.«
    »Das wird nicht geschehen«, sagte Clip. »Wir brauchen Vorräte, und wir können dafür bezahlen. Außerdem sind wir sowieso schon gesehen worden. Kommt, mit Glück gibt es da eine Herberge oder eine Schenke.«
    Ein Mann in einem burgunderroten Gewand kam ihnen auf dem Weg entgegen, der auf die erhöhte Straße stieß. Unter dem ausgefransten Saum seines Gewandes waren seine Beine nackt und blass, seine Füße jedoch schwarz gefleckt. Lange, graue, ungekämmte und verfilzte Haare wallten um seinen Kopf. Seine Hände waren auf beinahe komische Weise übergroß, und auch sie waren schwarz gefärbt.
    Sein Gesicht war faltig, die blassblauen Augen weit aufgerissen, als er die Tiste Andii auf der Straße musterte. Er begann heftig zu gestikulieren und rief etwas in einer Sprache, die Nimander noch nie zuvor gehört hatte. Nach einem Augenblick fluchte er ganz offensichtlich und sagte dann in gebrochenem Andii: »Händler aus Schwarz-Korall immer willkommen! Morsko glücklich mit Gäste und Verwandte von Sohn von Dunkelheit. Kommt!«
    Clip winkte seinen Gefährten, ihm zu folgen.
    Der gewandete Mann, der immer noch wie ein verrückter Narr lächelte, wirbelte herum und eilte den Pfad entlang.
    Die Leute aus dem Städtchen versammelten sich auf der Hauptstraße und beobachteten schweigend, wie sie näher kamen. Die vielleicht zwei Dutzend Menschen bildeten eine Gasse, als sie den Stadtrand erreichten. Nimander sah in ihren Gesichtern eine matte Leblosigkeit, in ihren Augen eine Ödnis verbrannter Seelen, so offen, so ungeschützt, dass er wegsehen musste.
    Ihre Hände und Füße waren befleckt, und bei mehr als ein paar von ihnen rahmte die Schwärze auch die offenen Münder ein und lies das Loch in ihrem Gesicht viel zu groß aussehen, zu scheinbar leer und viel zu bodenlos.
    Der Mann in dem burgunderroten Gewand redete. »Ein neues Zeitalter, Händler. Wohlstand! Bastion. Hiess. Sogar Wacht erhebt sich aus Asche und Knochen. Saemankelyk, Ruhm des Sterbenden Gottes. Viele Opfer. Von den Willigen, oh ja, den Willigen. Und solch ein Durst!«
    Sie kamen zu einem breiten Platz, in dessen Zentrum sich ein aufgemauerter Brunnen auf einer Plattform aus vom Wasser abgeschliffenen Kalksteinplatten befand. Ringsum standen Gestelle, auf denen geerntete Pflanzen verkehrt herum zum Trocknen hingen, ihre schädelgroßen Wurzelknollen aufgereiht wie Kinderköpfe, deren Gesichter von der Sonne verformt waren. Am Brunnen drängten sich alte Frauen, schöpften in einer Kette

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