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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Phaeds wissendes Lachen.
    »Du siehst krank aus«, sagte Skintick. »Sollen wir anhalten und uns ausruhen?«
    Nimander schüttelte den Kopf. »Nein. Lassen wir uns von Clips Ungeduld ruhig immer weiterziehen, Skintick. Je eher wir an unser Ziel kommen …« Aber er konnte nicht weitersprechen, wollte den Gedanken nicht zu Ende führen.
    »Seht da vorn«, sagte Desra. »Clip hat den Waldrand erreicht, und das keinen Augenblick zu früh.«
    Eigentlich gab es keinen Anlass für ihre Ungeduld, sie war lediglich eine verzerrte, unergründliche Spiegelung von Clips Ungeduld. Auf diese Weise verführte sie Männer, indem sie ihnen Versionen ihrer selbst spiegelte und ihnen ihr eigenes vielgestaltiges Selbst als kostbares Geschenk versprach und so ihr narzisstisches Vergnügen nährte. Sie schien in der Lage zu sein, Herzen zu stehlen, ohne sich allzu sehr anstrengen zu müssen, aber Nimander hatte den Verdacht, dass Clips Selbstbesessenheit sich als zu mächtig, als zu gut gewappnet gegen irgendwelche Einbrüche erweisen würde. Er würde sie nicht an seine Orte der Schwäche lassen. Nein, er würde sie einfach nur benutzen, so wie sie schon so oft Männer benutzt hatte, und daraus würde ein überaus tödliches Gift entstehen.
    Nimander hatte nicht vor, Clip zu warnen. Er würde sich aus diesen Spielen heraushalten, würde sie ihnen überlassen – und auch alle ihre zukünftigen Wunden.
    »Ja, lass die Finger davon, Bruder. Wir haben schließlich unser eigenes Spiel.«
    Muss ich dir noch einmal die Kehle zudrücken und dich zum Schweigen bringen, Phaed?
    »Wenn es dir Spaß macht.«
    Die Lichtung vor ihnen erstreckte sich ein ganzes Stück weiter, fiel leicht bis zu einem fernen Fluss oder Bach hin ab. Am gegenüberliegenden Ufer gab es Felder, die in Reihen mit irgendwelchen seltsamen, leicht violetten Gewächsen mit breiten Blättern bepflanzt waren. Dazwischen hingen Vogelscheuchen in solcher Hülle und Fülle an Kreuzen, dass sie wie eine Kohorte Soldaten in Reih und Glied dastanden. Reglose, aus Lumpen zusammengebundene Gestalten in jeder Reihe, immer nur ein paar Schritte voneinander entfernt. Es sah schaurig aus.
    Clip kniff leicht die Augen zusammen, als er das ferne Feld und seine zerlumpten Wächter musterte. Ketten spannten sich, Ringe wirbelten verwaschenen Lichtblitzen gleich durch die Luft.
    »Ich glaube, da ist ein Weg«, sagte Skintick. »Erst rauf und dann auf der anderen Seite weiter.«
    »Was sind das für Pflanzen?«, fragte Aranatha.
    Diese Frage konnte niemand beantworten.
    »Warum sind da so viele Vogelscheuchen?«
    Wieder gab es keine Antwort.
    Sie gingen weiter, und wie immer übernahm Clip die Führung.
    Das Wasser des Bachs war dunkelgrün, fast schwarz, und es sah so ekelhaft aus, dass niemand stehen blieb, um einen Schluck zu trinken, und alle fanden sie Steine, auf die sie treten konnten, statt einfach nur durch das flache Wasser zu waten. Sie stiegen zu dem Feld hinauf, wo Insektenwolken den mittleren Stängel einer jeden Pflanze umwaberten und zu den blassgrünen Blüten schwärmten, ehe sie schlagartig alle gleichzeitig aufstiegen, um sich auf die nächste zu stürzen.
    Als sie näher kamen, wurden ihre Schritte immer langsamer. Sogar Clip blieb schließlich stehen.
    Die Vogelscheuchen waren einst Menschen gewesen. Die Lumpen waren eng um sie gebunden, bedeckten jeweils den ganzen Körper – Arme, Beine, Hälse, Gesichter, alles in groben Stoff gehüllt, aus dem eine schwarze Flüssigkeit zu tropfen schien, die in die Erde sickerte. Die umwickelten Köpfe waren nach vorne geneigt, und dicke Fäden der schwarzen Substanz zogen sich von dem Stoff über ihren Nasen bis zum Boden.
    »Ich glaube, die nähren die Pflanzen«, sagte Skintick leise.
    »Mit Blut?«, fragte Nimander.
    »Das sieht nicht wie Blut aus, obwohl da vielleicht auch Blut drin ist.«
    »Dann sind sie noch am Leben.«
    Aber das schien unwahrscheinlich. Keine der Gestalten bewegte sich, keine hob beim Klang ihrer Stimmen den gefesselten Kopf. Die Luft selbst stank nach Tod.
    »Sie sind nicht mehr am Leben«, sagte Clip. Er hatte aufgehört, seine Kette wirbeln zu lassen.
    »Aber was trieft dann so aus ihnen heraus?«
    Clip ging weiter, auf den schmalen Pfad zu, der mitten durch das Feld nach oben führte. Nimander zwang sich, ihm zu folgen, und er hörte, wie die anderen sich ihm anschlossen. Sobald sie im Feld waren, umgeben von den Leichnamen und den mannshohen Pflanzen, war die stechend riechende Luft plötzlich voller

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