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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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feststellen, dass sie sich einen neuen Dienstherrn suchen müssen.«
    Juliana machte keine Anstalten, sich von ihm zu lösen. Sie verspürte kein Bedürfnis, sich in Sicherheit zu bringen. Lieber legte sie die Wange an Tudors Brust und ließ ihrem Kummer freien Lauf. Nicht, dass es etwas nützte. John war tot, und da, wo sein Platz gewesen war, hatte sich eine Ödnis in ihrem Inneren aufgetan, ein Nichts, sodass sie sich taub und kalt fühlte.
    »Owen …«
    »Hm?«
    »Jetzt sind nur noch du und ich übrig.«
    Er nickte. »Dann lass uns zusehen, dass nicht auch du und ich noch verloren gehen. Komm. Ganz leise. Wir müssen uns hier ungesehen rausschleichen, wenn wir das Leben deines Sohnes retten wollen.«

Bletsoe, Mai 1455
    »Na warte, Waringham! Das zahl ich dir heim, du hinterhältiger Schuft«, knurrte Edmund Tudor, der junge Earl of Richmond, und rieb sich die Stirn, wo bereits eine Beule sichtbar wurde.
    »Was kann ich dafür, wenn du zu langsam bist und den Kopf dahin hältst, wo dein Schläger sein sollte?«, konterte Julian unbekümmert und trat einige Schritte vom Netz zurück.
    »Zu langsam?«, wiederholte Edmund empört. »Das werden wir ja sehen …«
    Er hob den Ball aus dem kurz geschnittenen Gras auf. Krachend prallte sein Aufschlag gegen die linke Wand des Tennishofs, ehe er in Julians Hälfte landete. Mit flinken blauen Augen verfolgte der junge Waringham die Flugbahn, um den Effet des Balls vorauszuahnen, und er verschätzte sich nicht. Er glitt nach hinten und nach rechts, holte genau im richtigen Moment aus, schlug den Ball übers Netz und gegen die rechte Wand in Edmunds Hälfte.
    Sie spielten konzentriert und schweigend. Nichts war zu hören als der dumpfe Laut von Holzschläger auf Filzkugel, das Dröhnen der Bälle, die gegen die hölzernen Wände geschmettert wurden, das gedämpfte »Plock«, mit welchem sie aufs Gras trafen. Bald glänzten die Gesichter der Spieler, denn es war ein warmer Frühsommertag, aber sie hörten erst auf, als Edmund Tudor seine Revanche bekommen und sechs zu vier gewonnen hatte.
    Feierlich schüttelten sie sich über das Netz hinweg die Hand, und dann winkte Edmund den beiden jungen Knappen zu, die den Wettstreit von der Galerie aus verfolgt hatten – kein ganz ungefährliches Vergnügen, denn nicht selten verirrten die schweren Filzkugeln sich dorthin. »Hebt die Bälle auf«, befahl er, ehe er mit seinem Freund aus dem Tennishof zurück in den Garten schlenderte.
    Dort saß im Schatten einer Silberbirke ein sehr zierliches junges Mädchen auf einer nachtblauen Samtdecke, den Kopfüber ein schweres Buch auf ihren angezogenen Knien gebeugt. Sie trug das dunkle, glatte Haar offen, und es war ihr über die Schultern geglitten, sodass es ihr Gesicht verdeckte. Ohne aufzuschauen sagte sie: »Seht nur, was ich hier für euch habe, Gentlemen.«
    Die beiden Männer traten näher und entdeckten zwei gut gefüllte Krüge auf einem hölzernen Tablett. Sie setzten sich zu ihr und legten die Tennisschläger ins Gras.
    »Was würde nur aus uns, wenn du nicht für uns sorgtest, Megan«, bemerkte Julian lächelnd und nahm einen der Becher. »Herrlich kühl.« Er hielt ihn einen Moment an seine erhitzte Wange und stieß dann mit Edmund an. »Auf deinen teuer erkauften Sieg, Mylord«, frotzelte er. »Wenn man deine Stirn ansieht, könnte man dich beinah für ein Einhorn halten.«
    Die zwölfjährige Lady Margaret hob endlich den Kopf und schaute fragend von einem zum anderen. »Hat es wieder einmal Blessuren gegeben?«, spöttelte sie.
    Edmund Tudor warf seinem Freund einen wütenden Blick zu. Margaret Beaufort, die vielleicht reichste Erbin Englands, war sein Mündel. König Henry, Edmunds Halbbruder, hatte ihm die Vormundschaft übertragen, damit er Margarets Wohl in sicheren Händen wusste, aber auch, damit Edmund während ihrer Jugendzeit in den Genuss eines Zehntels ihrer Pacht- und Zinseinkünfte kam. Es war ein übliches Arrangement, das niemanden verwundert hatte, denn alle Welt wusste, dass der König seine Halbbrüder materiell gut versorgt wissen wollte. Was hingegen niemand bei Hofe ahnte, war, dass Edmund Tudor ein wenig mehr als fürsorgliche Freundschaft für sein Mündel empfand. Julian war ihm auf die Schliche gekommen, aber sie hatten noch nie offen darüber gesprochen. Der junge Waringham beschränkte sich nur dann und wann auf ein paar Andeutungen. Mehr als Träumerei konnte Edmunds Zuneigung für sein Mündel ohnehin nicht sein, denn Megan, wie die junge Lady

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