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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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mein Sohn«, eröffnete sie ihm. »Er ist für den Tod deines Vaters verantwortlich.«
    »Ich dachte, mein Vater sei in der Schlacht gefallen.« Mein Vater ist tot. Oh Gott, mein Vater ist tot, und ich habe mich nie mit ihm ausgesöhnt, und jetzt ist es zu spät. Was soll ich tun? Wie soll ich das aushalten …
    Blanche stand auf, trat zu ihm und nahm seine Hand. »Du weißt noch nicht alles, Bruder. Sir Arthur Scrope hat das Durcheinander bei der Schlacht ausgenutzt, um Vater von hinten zu erschlagen. Ein feiger Mord, kein offener Kampf. Und dann … dann ist er nach Waringham gekommen, hatdie Torwachen niedergemacht und die Ritter und dann … Robert.«
    Julian setzte alles daran, niemanden merken zu lassen, wie sehr diese neue Hiobsbotschaft ihn schockierte. »Weder um Robert noch um seine Ritter ist es besonders schade«, befand er.
    Blanche fuhr fort, als habe sie ihn gar nicht gehört. »York hat Scrope geschickt, das Haus Waringham auszulöschen, verstehst du?«
    »Aber es ist ihm nicht ganz gelungen«, fuhr Tudor fort. »Ihr beide und eure Schwester seid noch übrig. Ausgerechnet die drei Waringham mit dem pikanten Tröpfchen Lancaster-Blut in den Adern. Und du, Julian, bist nun der Earl of Waringham.«
    Julian streckte die langen Beine vor sich aus, kreuzte die Knöchel und legte den Kopf in den Nacken. Zu den Deckenbalken sagte er: »Nur gut, dass mein armer Vater das nicht erleben muss.«
     
    Julian ritt wie der Teufel. Er setzte über ein eiliges, nicht gerade schmales Flüsschen, galoppierte über eine abschüssige Weide, sodass die Schafe unter empörtem Blöken auseinanderstoben, und überprang eine Hecke. Aber was er auch anstellte, sein Plan, Owen Tudor abzuhängen, schlug fehl. Wann immer er einen verstohlenen Blick über die Schulter riskierte, fand er den Waliser eine Länge hinter sich.
    Schließlich verlangsamte der junge Waringham sein halsbrecherisches Tempo, weil er es nicht fertig brachte, sein Pferd weiter zu schinden. Der wackere Dädalus, eins der ausdauernden, kostbaren Waringham-Rösser, fiel in einen leichten Trab und schnaubte missbilligend.
    Als Tudor neben ihn ritt, bekundete Julian: »Nicht schlecht für einen Tattergreis.«
    Der Waliser grinste verstohlen, knurrte aber: »Du willst wohl was hinter die Löffel, Söhnchen. Nicht einmal dein Vater hat mich im Pferderennen je geschlagen.«
    »Ah. Dann ist es ja kein Wunder, dass ich chancenlos bin.«
    »Du kannst dir die Mühe sparen, mein Mitgefühl erregen zu wollen«, eröffnete Tudor ihm brüsk.
    »Euer Mitgefühl ist das Letzte, woran mir gelegen ist.«
    »Das trifft sich gut. Ich kann euch einfach nicht verstehen, meinen Sohn und dich, weißt du. Ihr seid in Sicherheit und ohne Entbehrungen aufgewachsen, aber ihr seid nicht gewillt, für dieses Geschenk irgendeine Gegenleistung zu erbringen. Im Gegenteil, ihr denkt, die Welt sei euch etwas schuldig. Leichtfertige Verschwender und Taugenichtse seid ihr, und ihr glaubt an nichts.«
    Julian fand solche Vorträge schlimmer als Zahnschmerzen. Aber Owen Tudor gehörte für gewöhnlich nicht zu den Männern, die dazu neigten, über den Sittenverfall der Jugend zu klagen, und so hörte Julian beinah verdattert zu. Schließlich gab er zurück: »Ihr habt gut reden. Ihr und Somerset und Vater hattet einen ehrenhaften Krieg und einen ruhmreichen König, als ihr jung wart. Und was haben wir? Einen so schmählich verlorenen Krieg, dass niemand ihn ohne Not erwähnt, und einen schwachsinnigen König. Wofür, denkt Ihr, sollen wir uns begeistern?«
    »Der König ist nicht schwachsinnig.«
    Julian schnaubte. »Hat er vielleicht nicht den Verstand verloren, als wir in Frankreich endgültig geschlagen waren? Hat Edmund vielleicht gelogen, als er mir erzählte, dass der König zwei Jahre lang so umnachtet war, dass er nicht einmal die Geburt seines Sohnes mitbekommen hat?«
    »Siebzehn Monate lang«, verbesserte Tudor unwillkürlich. »Und seit Weihnachten ist er wieder völlig er selbst.«
    »Aber was macht das für einen Unterschied? Es kann morgen wieder passieren.« Julian warf dem älteren Mann einen kurzen Seitenblick zu. »Ihr seht den Dingen nicht ins Auge, Sir, weil er Euer Stiefsohn ist.«
    Tudor schüttelte den Kopf. »Du irrst dich. Ich mache mir niemals etwas vor, weißt du. Aber was immer Henry sonst sein mag, er ist auf jeden Fall der König. Ein König, der auf die Unterstützung und die Treue seiner Lords angewiesen ist wie keiner seiner Vorgänger. Und ob es dir passt oder

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