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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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weit hinausging. Doch er wusste, er war gut beraten, sich vor Blanche zu hüten. Sie war ein wildes Geschöpf. Hinreißend, aber gefährlich. Und ihr Vater, der der Onkel und Steward des jungen Earl of Waringham war, hätte dem Stallmeister vermutlich das Herz herausgerissen, wenn er wüsste, wie nah dieser manchmal daran war, der Verlockung nachzugeben.
    »Blanche, sei vernünftig.«
    »Wie geht das?«, fragte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte einen flüchtigen, aber reichlich unschwesterlichen Kuss auf seine Lippen.
    Er ließ sie los und fuhr zurück, als habe sie ihn gebissen. »Herr gott noch mal …«
    Blanche nutzte seine momentane Verwirrung, schlängelte sich an ihm vorbei und lief hinaus ins Freie. Voller Euphorie über ihre geglückte Flucht und den Triumph, den unnahbaren Stallmeister in Verlegenheit gebracht zu haben, rannte sie mit wehenden Locken über den Mönchskopf ins Dorf hinab, fand Berit, ihre einstige Amme, im Stall beim Melken, schwatzte ihr einen halben Eimer Milch ab und machte sich auf den Wegin den Wald von Waringham, wo sie das verkrüppelte Fohlen versteckt hielt.
    Die kleine Stute sah nicht gut aus. Ihre Augen waren verklebt, und trotz der Decke, in die Blanche sie gewickelt hatte, schien sie zu frieren. Sie trank jedoch munter von der verdünnten Kuhmilch, die das junge Mädchen ihr mit einem Holztrichter einflößte. Das ging langsam vonstatten und erforderte viel Geduld – normalerweise nicht Blanches Stärke. Aber in diesem Fall machte es ihr überhaupt nichts aus, jeden Schluck in mühevoller Kleinarbeit zu verabreichen.
    Die Sonne stand schon schräg, als sie das Fohlen schließlich verließ. Es wirkte sehr verloren, und es jammerte, als Blanche sich aus dem weichen Farnbett erhob. Die schwachen Laute gingen ihr zu Herzen.
    »Ach, es tut mir wirklich leid, Helena, aber ich muss nach Hause«, erklärte sie zerknirscht. »Mutter wird sich fragen, wo ich bleibe. Sie hasst es, allein mit Robert zu essen, verstehst du …«
    Helena war offensichtlich nicht an Ausreden interessiert. Sie jammerte noch ein wenig erbarmungswürdiger. Dennoch riss Blanche sich los und lief ein Stück durch den Wald, um den Lauten, die ihr Gewissenbisse verursachten, schnellstmöglich zu entrinnen. Leichtfüßig sprang sie über hervorstehende Wurzeln und tückische Dornenranken auf der dunklen Erde hinweg, ohne sie bewusst wahrzunehmen. Sie kannte in diesem Wald jeden Zweig und Halm.
    Als sie die Lichtung am Weißen Felsen erreichte, verlangsamte sie ihr Tempo. Einen Moment sah sie auf die satten grünen Weiden mit den Bruchsteinmauern hinab. Dann schlug sie den Pfad zur Burg ein.
    Es dämmerte bereits. Die Vögel jubilierten, und die letzten Sonnenstrahlen übergossen die jungen Blätter der Bäume mit einem kupfernen Glanz. Zwischen den Baumstämmen erspähte Blanche ein Reh und hoffte, es werde weit weg sein, wenn ihr Cousin Robert und seine Raufbolde am nächsten Tag zur Jagd ritten.
    »… können nicht angreifen, solange es hell ist«, hörte sie plötzlich eine fremde Stimme mit einem nördlichen Akzent sagen. »Wir bräuchten mehr als doppelt so viele Männer.«
    Blanche hielt inne.
    »Lasst uns warten, bis es dunkel ist, Sir Arthur«, riet eine zweite Stimme. »Warum sollten sie die Brücke schließen? Hier weiß doch noch kein Mensch, was passiert ist.«
    Blanche trat den Rückzug an. Langsam, ganz langsam bewegte sie sich, hielt den Blick auf den Boden gerichtet, um nur ja auf keinen trockenen Zweig zu treten, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Dann stieß sie mit dem Rücken gegen ein Hindernis, das eindeutig kein Baum war, und im nächsten Moment legten sich zwei Arme um ihren Leib. »Ja, was haben wir denn hier?«
    Blanche warf einen Blick über die Schulter und sah in ein bartloses, nicht unsympathisches Gesicht unter einem matten Helm.
    »Habt die Güte und lasst mich los, Sir«, verlangte sie. Sie bemühte sich, würdevoll zu klingen und ihre Furcht zu verbergen.
    Der Mann zog die Brauen hoch. »Ich glaube nicht, Herzchen.« Er schob sie vorwärts, und nach zwanzig Schritten fand Blanche sich inmitten einer Gruppe von einem guten Dutzend fremder Ritter.
    »Wer seid Ihr?«, fragte sie.
    »Die viel interessantere Frage wäre, wer bist du?«, entgegnete einer. Der Anführer, nahm Blanche an. Er war älter als die Übrigen. Seine buschigen Brauen waren grau, sein Gesicht zerfurcht.
    »Richildis of Fernbrook.« Es war der erste Name, der ihr in den Sinn gekommen war, und sie

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