Das Spiel geht weiter
ihre – über alles andere gestellt. Jetzt hatte er sich so in sie, in seine eigenen Wünsche und Sehnsüchte verstrickt, dass ihm jegliche Vernunft abhanden gekommen war.
Er musste einen Schritt zurücktreten. So viel stand fest. Sie brauchte Raum und die Chance, die neuen Möglichkeiten, die sich ihr eröffnet hatten, auszuprobieren. Niemand hatte ihr bisher diese Chance geboten. Auch er nicht.
Er konnte sie halten, das wusste er. Sie glaubte ihn zu lieben, und er konnte dafür sorgen, dass das so blieb. Bis ihr Glanz neben dem Neonlicht und dem ganzen Glitter zu verblassen begann, bis diese Lebenslust in ihren Augen erlöschte.
Der Versuch, Darcy zu halten, würde sie verändern und irgendwann zerbrechen. Das war ein Spiel, das er nicht spielen wollte.
Seine Zuneigung zu ihr ließ ihm nur eine Antwort. Er musste zurücktreten und ihr einen sanften Schubs in die entgegengesetzte Richtung geben. In die Richtung, die die richtige für sie war.
Und er musste es schnell tun, um ihret- genauso wie um seinetwillen.
Sie war die einzige Frau, die sich je in seine Gedanken geschlichen hatte. Er dachte zu den unmöglichsten Tages- und Nachtzeiten an sie. Und sosehr ihm das auch missfiel, die Vorstellung, dass sie eines Tages nur noch eine schwache Erinnerung für ihn sein würde, war noch viel schlimmer.
Dass sie eines Tages genauso über ihn denken würde, machte ihn schon jetzt wütend. Wenn sie in ihrem netten kleinen Häuschen irgendwo im Grünen saß, mit Kindern, die zu ihren Füßen spielten, und einem Hund, der im Garten döste, während der Ehemann auf der Heimfahrt von der Arbeit nicht annähernd ihren Zauber zu schätzen wusste.
Doch das war genau der Ort, an den sie gehörte. Dahin würde sie auch gehen, wenn er endlich den Mut zusammengenommen hatte, um die Verbindung, die sie an ihn fesselte, zu durchtrennen. Eine Verbindung, gewebt aus Dankbarkeit, den Reiz des Neuen und Sex. Er verachtete sich dafür, dass er diese Verbindung aufrechterhalten wollte.
Es war die reine Wahrheit gewesen, als er ihr gesagt hatte, dass sie nicht in die Welt gehörte, in der er lebte. Davon war er zutiefst überzeugt. Und sie würde es ebenfalls erkennen, sobald der Glanz des Neuen ein wenig verblasst sein würde.
Unschuld und Sünde taten sich nur schwer zusammen.
Während er den Strip entlangfuhr, warf er ihr einen Blick zu und beobachtete, wie das bunte Licht der Neonreklamen über ihr Gesicht huschte. Ich werde sie gehen lassen, schwor er sich. Aber noch nicht.
Nicht sofort.
11. K APITEL
Das Haus wuchs in weichen Farben und geheimnisvollen Formen aus dem Sand empor wie ein kleines Schloss. Für Darcy war es Liebe auf den ersten Blick.
Versteckt lag es unter Palmen, und auf der großen, sonnigen Terrasse wucherten Wüstenpflanzen. Das weiche Rot des Ziegeldachs betonte das kühle Elfenbein und das stumpfe Braun der Fassade. Die terrassenförmige Anlage mit ihrer Vielzahl von Dächern und Giebeln wirkte charmant.
Neben dem Haus stand ein Turm, bei dessen Anblick ihr romantisches Herz sogleich höherschlug. Sie stellte sich Prinzessinnen und Ritter vor, während ihr nüchterner Verstand sofort wusste, wie sie den perfekten Arbeitsbereich für sich daraus machen würde.
Es gehörte schon ihr, noch ehe sie es betreten hatte. Dem professionellen Verkaufsgespräch hörte sie nur mit einem Ohr zu.
Gerade mal vor drei Jahren gebaut, spezielle Wunschanfertigung. Die Familie ist wieder in den Osten gezogen. Ist gerade erst auf den Markt gekommen. Dürfte sich mit Sicherheit schnell verkaufen lassen.
»Hm«, war Darcys einzige Reaktion, während sie der Maklerin den mit roten Steinplatten belegten Weg zur Haustür folgte. Sterne waren in das Glas der Tür eingraviert.
Und die Sterne waren ihr bisher hold gewesen.
Sie betrat die Eingangshalle mit den sandfarbenen Kacheln und ließ ihren Blick die hohen Wände hinauf zur Decke wandern. Oberlichter. Perfekt. Es war ein großzügiger Raum mit Wänden, die in einem hellen, weichen Gelb erstrahlten. Ich werde sie so lassen, entschied sie, während ihre Absätze auf den Fliesen klackten.
Im rückwärtigen Teil des Hauses gab es noch eine zweite Terrasse, auf die man durch Atriumtüren aus hellem Holz gelangte. Alles war hell und freundlich. Ihre Augen leuchteten vor Freude auf, als ihr Blick auf das glitzernde Wasser des Swimmingpools fiel, welcher der Terrasse gegenüberlag.
Sie erlaubte der Maklerin, die Wunder der mit allen Schikanen ausgestatteten Küche anzupreisen,
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