Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen
komisches Gefühl, hier zu stehen. Ich puste darauf, um zu hören, ob es eingeschaltet ist, dann sage ich: » Hi, ich bin Vee. «
» Hi, Vee! « , rufen mindestens ein Dutzend Clubbesucher zurück.
Ich deute auf den Bildschirm. » Ihr habt mich gerade Risk spielen sehen und glaubt wahrscheinlich, das sei eine ganz spaßige Art, ein paar coole Preise zu gewinnen. Ich sage euch, wie es wirklich ist: Wir wären da oben fast gestorben! Das Spiel ist echt. Egal, was passiert, bewerbt euch nicht dafür, und seht es euch nächsten Monat auch nicht an. Nie wieder! «
Ein paar Leute gehen an die Bar, um sich neue Drinks zu bestellen, und fangen an, sich zu unterhalten. Die anderen sehen mich weiterhin an, ein paar grinsen, ein paar flüstern mit ihren Freunden, wieder andere gucken erstaunt. Ich erkenne eine Frau vom Parkplatz der Bowlingbahn wieder, die mit den wilden roten Locken. Sie war vorhin noch auf unserer Seite, vielleicht bringt sie ihre Freunde dazu, uns zu glauben. Doch stattdessen zückt sie eine Kamera und richtet sie auf mich. Die Leute um sie herum folgen ihrem Beispiel, und überall im Raum recken sich jetzt Arme in die Höhe, um uns zu filmen.
Ich hätte getötet werden können, und sie interessieren sich nur dafür, ein Video von mir zu machen? Ich muss mich zusammenreißen, um nicht das Mikro in die Menge zu schleudern oder in Tränen auszubrechen. In diesem Moment spüre ich, dass das, was manche Völker glauben, tatsächlich wahr ist: Jedes Mal, wenn eine der Kameras ausgelöst wird, wird mir ein Teil meiner Seele gestohlen. Ich habe das Gefühl, als würde mir alle Energie abgesaugt, hinein in die Hunderten von voyeuristischen Linsen, die meine Angst und meinen Zorn einfangen wollen.
Betäubt, dumpf und leer stehe ich da und weiß nicht, was ich tun soll.
Der DJ stellt die Musik wieder an, und als mich Ian und Syd holen und wegziehen, leiste ich keinen Widerstand mehr. Wir kämpfen uns durch die Menge der Leute, die uns zurufen, wir sollten ihnen Details von den Challenges erzählen, ihnen unsere Telefonnummern geben oder für noch ein Foto und noch ein Video lächeln. Man zerrt an meiner Jacke, packt mich am Arm und tätschelt mir sogar den Kopf wie einem Hündchen. Ohne Vorwarnung werde ich hochgehoben und von einem tobenden Meer von Beobachtern durch den Club getragen. Ich schreie, dass sie mich loslassen sollen, und schlage so wild um mich, dass ich tatsächlich mit einem schmerzhaften Aufprall auf dem Boden lande. Ein Junge reibt sich das Kinn, an dem ich ihn getroffen habe, und nennt mich eine miese Schlampe. Habe ich das heute nicht schon öfter gehört? Mittlerweile ist es mir egal.
Mitten im Chaos findet mich Ian und zieht mich weiter. Als wir den Ausgang fast erreicht haben, wird die Tür aufgerissen, und zwei Polizisten stürmen in den Raum. So sehr ich mir vorhin noch gewünscht habe, dass sie kommen, so unerträglich ist der Gedanke, auch nur eine Minute länger hier in diesem Zoo festgehalten zu werden. Aber ich sollte ihnen wahrscheinlich zumindest die Pistole und den Führerschein des Risk -Beobachters geben. Als ich in meine Jackentasche fasse, stelle ich entsetzt fest, dass beides weg ist. Habe ich sie im Chaos verloren oder wurden sie mir im Gedränge von einem Risk- Trickdieb abgenommen? Ich zittere bei dem Gedanken daran, dass diese Schweine selbst jetzt noch das Geschehen manipulieren. Vielleicht stehen die Polizisten ja auch auf ihrer Gehaltsliste?
Möglicherweise denken Ian und Syd das Gleiche, denn wir flüchten uns alle in die Eiseskälte nach draußen und rennen mit gesenkten Köpfen bis zum VIP -Parkplatz. Überrascht stelle ich fest, dass niemand die Reifen von Ians Volvo zerstochen hat. Weniger überrascht bin ich darüber, dass Tommys Wagen nicht zu sehen ist.
Da Syd mit ihm hergekommen war, steigt sie mit uns in den Volvo. Im Moment würde keiner von uns es ertragen, allein zu sein. Aber auch mit Syd und Ian bei mir fühle ich mich einsamer als je zuvor. Tausende von Menschen haben uns den ganzen Abend lang zugesehen, und die meisten von ihnen haben keinen Gedanken daran verschwendet, dass wir Spieler echte, lebendige Menschen sind.
Ein Beobachter kommt zum Auto gerannt und klopft ans Fenster, um noch ein Foto zu schießen. Ich schüttle den Kopf und sehe weg.
» Verdammt, was glaubst du eigentlich, wer du bist? « , schreit er durch die Scheibe.
Ich habe keine Ahnung.
Ian zieht zum zweiten Mal seine Fluchtwagen-Nummer ab, um ein paar hartnäckige Beobachter
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