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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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welche zum Mittagessen mitnehmen? «
    » Klingt gut, danke. «
    Sobald sich die Tür wieder hinter ihr geschlossen hat, laufe ich zu meinem Handy. Die SMS sind von Sydney und Liv, die mir einen Kurzbericht von der Party gestern Abend schicken. Beide enden damit, dass sie sich gewünscht hätten, ich wäre dabei gewesen. Die letzte Nachricht ist von Tommy. » Ruf mich an! «
    Ich wähle sofort seine Nummer. Als er abnimmt, sage ich: » Ich hab es gerade gesehen. Es ist schrecklich. Und was sollte dieser Kommentar von dir? « Eigentlich ist es mir egal, aber das ist leichter, als ihn zu fragen, was er von meinen Brüsten hält.
    » Ich wollte es nur ein bisschen spannender machen und dir außerdem ein Hintertürchen offen halten, nur für den Fall. «
    » Für den Fall, dass ich einen Rückzieher mache? «
    » Für den Fall, dass du deine Meinung änderst. Dafür muss man sich nicht schämen. «
    Ich massiere mir die Schläfe. » Na ja, vielen Dank. Auf jeden Fall war dein Kommentar wesentlich netter als das, was die meisten anderen geschrieben haben. Hast du gesehen, wie fies manche sind? «
    Tommy räuspert sich. » Ignorier sie einfach. Es ist nicht so schlimm, wie du denkst. Bei ein paar Clips in der Kategorie nackter Hintern gibt es dreihundert Kommentare. «
    » Kann ich nichts tun, um den Beitrag doch noch irgendwie zu löschen? Ich meine, ist es nicht illegal, ein Video von einer Minderjährigen zu zeigen, die ihren… äh… Busen präsentiert? «
    » Über die Hintern-Videos scheint sich jedenfalls keiner zu beklagen. Und auf der Risk -Seite kann man niemanden direkt erreichen, da lassen sich nur Antragsformulare und Videolinks runterladen. Ich kann nicht einmal über den Provider jemanden identifizieren, es scheint, als würden sie irgendwo in Übersee sitzen und von Server zu Server springen. «
    Ich reibe mir die Stirn. » Danke, dass du es versucht hast, Tommy. «
    » Wenn wir niemandem etwas davon erzählen, besteht die Chance, dass es keiner sieht, den wir kennen. Und wenn morgen die Live-Runden beginnen, interessiert sich sowieso kein Mensch mehr dafür. «
    Ich möchte ihm gern glauben. Was er sagt, klingt so logisch und beruhigend.
    » Na gut. Was im Gotta-Hava-Java passiert ist, bleibt auch dort. «
    » Genau. «
    Auf dem Weg zur Schule zittern meine Hände und Knie vor Aufregung, was mich dort wohl erwartet, aber als ich ankomme, scheint alles normal zu sein. Zum ersten Mal bin ich froh über die strikte Schulregel, dass Handys im Gebäude nur in Notfällen benutzt werden dürfen. Ich versuche, so zu tun, als sei alles in Ordnung, und bis Mittag habe ich meine Panik tatsächlich fast vergessen.
    Als ich am Nachmittag an Tommy vorbeikomme, der vor seinem Schließfach steht, flüstere ich ihm zu: » Alles gut! «
    Nach der Schule erledige ich schnell meine Hausaufgaben, esse hastig zu Abend, denn Appetit habe ich sowieso keinen, und verspreche meiner Mutter, rechtzeitig zu Hause zu sein. Gegen fünf fahre ich ins Theater, wo alle schon ganz nervös und aufgeregt sind. Am liebsten würde ich als Erstes in den Technikraum laufen und nach Tommy sehen, aber Sydney stürmt auf mich zu und zeigt mir völlig begeistert eine positive Besprechung des Stücks, in der steht, dass die Chinook-Highschool möglicherweise ein paar zukünftige Stars heranzieht. Über dem Text prangt ein großes Bild, auf dem zu sehen ist, wie sie Matthew ohrfeigt.
    Ihre Augen strahlen. » Ich liebe diese Szene! «
    Matthew gesellt sich zu uns und reibt sich die Wange, als täte sie ihm immer noch weh. » Für meinen Geschmack liebst du sie ein bisschen zu sehr. «
    Ich beobachte die beiden und suche nach Anzeichen dafür, dass mehr zwischen ihnen ist als nur Freundschaft. Bei Sydney erkenne ich nichts; sie verdreht nur die Augen und verschwindet im Umkleideraum der Mädchen. Matthew sieht ihr nach, aber bloß kurz, dann wendet er sich wieder mir zu und tippt mir auf die Nasenspitze.
    » Klar für meine Maske, kleine Vee? «
    » Sicher. «
    Ich klemme mir meine Schminktasche unter den Arm und gehe mit ihm in den Umkleideraum der Jungen, den wir ganz für uns haben.
    Ich nehme die Grundierung heraus und hole am Waschbecken ein Glas Wasser. Matthew hält seine Haare mit einem Band aus der Stirn, während ich einen Schwamm anfeuchte und mich ans Werk mache. Als ich mich über ihn beuge, um die Grundierung aufzutragen, legt er mir eine Hand auf die Hüfte. Ich schwöre, ich spüre die Wärme seiner Handfläche durch den Stoff

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