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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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Jungs in Baseballjacken, die ihn lachend filmen. Da war wohl doch jemand so blöd, ihm zu folgen.
    Ich spüre Ians Herz an meiner Wange schlagen. Keiner von uns rührt sich.
    Der Polizist scheint stehen zu bleiben. » Kommt her! « , befiehlt er den Jungen.
    Den Schritten nach zu urteilen, tun die beiden, was er sagt; von ihrem Lachen ist jetzt nichts mehr zu hören. Der Cop verlangt ihre Handys, wahrscheinlich versucht er zu löschen, was sie gefilmt haben, bevor es online geht. Tja, das wird dir nicht viel nutzen, denke ich.
    Die beiden Jungs trotten den Weg zurück. Als sie an dem Hauseingang vorbeikommen, entdeckt uns einer von ihnen. Er reißt die Augen auf, als er uns sieht, aber er verpfeift uns nicht, sondern lässt den Kopf hängen und tut so, als sei nichts gewesen. Auch der Polizist ist ein paar Schritte zurückgegangen und blickt blinzelnd in unsere Richtung, geht aber weiter. Ich wage kaum zu atmen, bis keine Schritte mehr zu hören sind. Als ich es doch wieder tue, fällt mir Ians Geruch auf– wie die Luft in den Bergen im Spätsommer. Ich nehme einen tiefen Atemzug.
    » Ich glaube, wir haben es geschafft « , flüstert er.
    » Unglaublich. « Ich sehe zu ihm auf, obwohl ich sein Gesicht kaum erkennen kann.
    Er streicht mir mit dem Finger übers Kinn. » Ian Jagger, ja? «
    » Wolltest du kein Star sein? «
    » Da draußen warst du der Star. « Er zieht mich noch näher zu sich, obwohl das kaum möglich ist.
    Will er mich etwa küssen? Ich kenne ihn doch fast gar nicht. Andererseits haben wir schon alle möglichen Gefahren zusammen durchgestanden. Das muss doch irgendetwas bedeuten. Und offenbar ist er mein Beschützer. Das bedeutet noch mehr. Okay, vielleicht gehört das Flirten nur zu seiner Challenge. Aber das Kribbeln in meinem Bauch ist echt.
    Er lässt seinen Finger von meinem Kinn zu meinen Lippen gleiten und streicht sanft darüber. Wir stehen Körper an Körper, atmen dieselbe Luft und spüren den Puls des anderen.
    Plötzlich geht im Gebäude das Licht an und lässt mich erschrocken aus unserer Umarmung zurückfahren. Durch die schwere Glastür sehen wir in einen winzigen Eingangsbereich mit einem schäbigen Sofa und einer Reihe Briefkästen. Schwer auf ein reich verziertes Geländer gestützt humpelt ein weißhaariger Mann die Treppe herunter.
    » Pause zu Ende « , sage ich so enttäuscht wie eine Erstklässlerin, die wieder zurück ins Klassenzimmer muss.
    Auf Zehenspitzen schleichen wir die Steintreppe herunter, spähen in alle Richtungen, um sicher zu sein, dass der Polizist wirklich weg ist, und laufen dann Hand in Hand zu Ians Auto. Erst als wir drinsitzen, wagen wir es, über meine Challenge zu sprechen.
    » Meinst du, das zählt? « , frage ich.
    » Klar. Ein Angebot ist ein Angebot, ob von einem Polizisten oder von sonst wem. «
    Hoffentlich hat er recht. Während wir darauf warten, von Risk zu hören, grinsen wir uns an. Kaum zu glauben, dass ich am frühen Abend noch hinter einem zerschlissenen Vorhang gestanden und frustriert zugesehen habe, wie mir meine beste Freundin in den Rücken fällt. Und jetzt? Hatte ich jede Menge Spaß, mir sind tolle Preise sicher, und vielleicht gewinne ich sogar zusätzlich noch Bargeld. Aber noch wichtiger ist mir der wahnsinnig süße Typ neben mir, der mich anschaut, als würde er mich am liebsten aufessen.
    Ich liebe dieses Spiel.

ACHT
    Ian lässt den Motor an und dreht die Heizung auf. Es hat angefangen zu regnen. Haben die Mädchen auf der Straße eigentlich Regenschirme dabei oder müssen sie schlechtes Wetter einfach aushalten? Vielleicht wäscht der Regen ja wenigstens den Gestank der Freier weg. Ich lehne die linke Wange gegen das Sitzpolster und bin froh, nicht mehr rennen, zittern oder mit geilen älteren Männern verhandeln zu müssen.
    Ian setzt sich genauso hin wie ich, sodass wir uns aus nächster Nähe in die Augen sehen.
    » Und? Wie weit willst du gehen? «
    Meint er das Spiel oder etwas anderes? Auch wenn der Abend bisher wirklich aufregend war, bin ich nicht scharf darauf, mich allem zu unterwerfen, was die Macher von Risk – die ich mir als einen Haufen schmieriger, cheeseburgervertilgender Freaks vorstelle– noch für mich bereithalten.
    Was ich dann aber sage, ist: » Ich muss erst um Mitternacht zu Hause sein. «
    Er schiebt mir eine Locke aus der Stirn. » Das heißt, wir könnten noch fünfzig Minuten lang Spaß miteinander haben. «
    Mein Inneres verwandelt sich in Milchschaum. Fünfzig köstliche Minuten. Oder…

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