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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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schlage nach ihm. » Nimm die Finger von mir, du Idiot! «
    Eine Sekunde später ist Ian an meiner Seite und droht, den Kerl zu Brei zu schlagen, aber die beiden lachen nur und laufen schnell zurück in die Richtung, aus der sie gekommen sind. Ian will ihnen nach, aber ich halte ihn zurück.
    » Vergiss sie. Wir müssen uns auf die Challenge konzentrieren. «
    Er sieht mich zweifelnd an, dann nickt er zustimmend.
    » Okay. Aber wenn dich noch mal solche Stalker-Beobachter belästigen, rufst du mich, ja? «
    Ich nicke und mache mich wieder an die Arbeit. Ein paar Minuten später wird ein Auto langsamer und hält direkt neben mir am Straßenrand an. Am Steuer sitzt ein etwa fünfundvierzigjähriger Mann mit dichten Augenbrauen.
    » Du scheinst mir noch ein bisschen zu jung zu sein, um hier allein herumzulaufen. Du zitterst ja richtig « , grinst er.
    » Ich bin alt genug. Mir ist nur kalt. «
    » Mein Wagen hat eine Sitzheizung. Du kannst mitfahren, wenn du willst. «
    Ich bleibe stehen und warte darauf, dass er mir ein Angebot macht. Bitte… hoffentlich nimmt das irgendjemand auf. Ich würde es ja selbst mit meiner lausigen Kamera probieren, wenn ich nicht Angst hätte, den Kerl damit zu vergraulen.
    Er klopft mit den Fingern den Rhythmus eines Disco-Songs auf dem Lenkrad mit und fragt: » Also, was ist? Willst du einsteigen? «
    » Äh, Sie sind sehr nett, aber… «
    Ian kommt zu mir geschlendert, die Arme vor der Brust verschränkt, sodass er mit dem Handy filmen kann, ohne dass es jemand merkt. Er stellt sich zwei Schritte neben mich ans Heck des Wagens, genau in den toten Winkel des Fahrers. Vermutlich halten ihn die Passanten für einen Zuhälter, der auf sein Mädchen aufpasst.
    Der Typ im Auto scheint Ian allerdings nicht zu bemerken. Er reibt sich über die Wange und sagt: » Brauchst du Geld, um dir was zu essen zu kaufen? Vielleicht kann ich dir ja helfen? «
    » Ja, Hunger hätte ich schon « , antworte ich und ziehe das Wort » Hunger « betont in die Länge.
    » Wie viel isst du denn so? « , fragt er grinsend.
    Am liebsten würde ich ihm eine scheuern, stattdessen schaffe ich es, » Eine ganze Menge « zu hauchen.
    » Kleines Mädchen, großer Appetit « , lacht er. » So etwa für zwanzig Mäuse? «
    Ich reiße die Augen auf. » Eher für fünfmal so viel. «
    Sein Lächeln verschwindet. » Du bist ein richtig gieriges Ding, stimmt’s? «
    Ich streiche mir mit der Hand über die Hüfte. » Aber ich bin auch bereit, hart dafür zu arbeiten. «
    Er zieht eine seiner raupenartigen Augenbrauen hoch. Ich will lieber nicht wissen, was ihm gerade durch den Kopf geht.
    » Du siehst zwar zum Anbeißen aus, aber das ist zu viel. Das ist gegen meine Prinzipien. «
    Als ob Typen, die nach minderjährigen Nutten Ausschau halten, irgendwelche Prinzipien hätten.
    » Tja, schade « , sage ich und gehe weiter. » Schönen Abend noch. «
    Er legt so abrupt den Rückwärtsgang ein, dass Ian zurückspringen muss, und faucht: » Du hältst dich wohl für besonders heiß, was? «
    Das hier wird nicht gut ausgehen, ich spüre es. » Nein « , antworte ich.
    » Schlampe! « , schreit er, tritt aufs Gas und zieht in einer Abgaswolke ab, bis er ein Stück weiter bei einem Mädchen in Zehn-Zentimeter-Heels stehen bleibt.
    Meine Knie fühlen sich an wie Gummi. Erst Tiffany und jetzt dieser Typ. Ich kann mich nicht daran erinnern, zweimal an einem Abend als » Schlampe « bezeichnet worden zu sein, noch nicht mal in einem ganzen Monat. Meine Unterlippe zittert.
    Ian kommt zu mir und drückt mir die Schulter. » Nimm es dir nicht so zu Herzen. Das ist nur ein Trottel, der nicht gekriegt hat, was er wollte. Wir schaffen das schon, okay? «
    Damit geht er wieder und postiert sich in meiner Nähe.
    Ich schlucke frustriert und beobachte, wie sich das High-Heel-Mädchen mit dem Augenbrauenkerl unterhält– sie lächelt viel und nickt. Wenn so viele Frauen bereit sind, für weniger als hundert Dollar zu arbeiten, wie soll ich dann je einen Kunden finden? Diese Challenge ist wirklich richtig hart. Aber was habe ich auch anderes erwartet, immerhin geht es um ein sagenhaftes Handy mit allem, was man sich wünschen kann.
    Kurz darauf richtet sich das Mädchen auf, um die Beifahrertür zu öffnen. In der Sekunde, in der der Mann ihr Gesicht nicht mehr sehen kann, lässt sie die lächelnde Maske fallen. Was sie wohl gerade denkt? Dass das nicht ihr echtes Leben ist, so wie ich mir das gerade gesagt habe?
    Plötzlich bin ich müde und

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