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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Schluss gemacht. Ohne Erkl ärung.
    Matt war schockiert. Er wollte mit ihr sprechen, aber Kathy wollte ihn nicht sehen. Ich hab auch versucht, ihr gut zuzureden, aber sie hat mich einfach ignoriert. Dann hab ich die ersten Ger üchte gehört.«
    Jessica rutschte in ihrem Stuhl hin und her. »Was für Gerüchte?«, fragte sie.
    »Gerüchte«, sagte Edward langsam, »die ein Bruder über seine Schwester lieber nicht hören würde.«
    »Oh.«
    »Schlimmer als »oh«. Sie wurde dauernd von Typen runtergemacht. Es hieß, irgendwann hätte jemand den Schlüssel von Miss Jungfers Keuschheitsgürtel gefunden, und jetzt würde man ihn nicht wieder zukriegen. Ich bin sogar in eine Prügelei geraten. Hab mich für die Ehre meiner Schwester grün und blau schlagen lassen.« Er spuckte das Wort Ehre aus, als hätte es einen widerlichen Geschmack.
    »Zu Hause war sie auch ganz anders als vorher. Sie ist nicht mehr in die Kirche gegangen. Ich dachte, Mom würde einen Anfall bekommen - du weißt ja, wie sie bei sowas reagiert.«'
    Jessica nickte. Das wusste sie nur zu gut.
    »Aber sie hat kein Wort gesagt. Kathy ist dann abends oft lange weggeblieben. Sie war auf College-Partys. Manchmal ist sie die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen.«
    »Warum hat M o m sie nicht zurückgehalten?«, fragte Jessica.
    »Das konnte sie nicht. Es war unglaublich. Ihr Leben lang hat Kathy Angst vor der Frau gehabt. Jetzt war es, als hätte Kathy Kryptonit gefunden. Super Mom hat sie nicht angerührt.«
    »Was war mit Dad?«
    »Du weißt ja, dass er nie so streng war wie Mom. Er wollte sich mit allen verbrüdern und nicht den autoritären Vater raushän gen lassen. Aber komischerweise sind Kathy und Dad sich in dieser Zeit n äher gekommen. Er war hin und weg von der Aufmerksamkeit, die sie ihm plötzlich entgegenbrachte. Ich glaube, er hatte Angst, dass sie sich von ihm abwendet, wenn er auf die Regeln pocht.«
    Diese Beschreibung passte perfekt auf ihren Vater. »Und was hast du gemacht?«, fragte sie.
    »Ich habe sie direkt darauf angesprochen.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Eigentlich nichts. Sie hat es weder abgestritten noch zugegeben. Sie stand einfach da und hat total gespenstisch gelächelt. Sie hat gesagt, dass ich keine Ahnung habe und naiv bin. Naiv. Kannst du dir vorstellen, dass Kathy jemanden als naiv bezeichnet?«
    Jessica überlegte eine Weile. »Aber wir wissen trotzdem nicht, womit das alles angefangen hat, was der Auslöser für diese Veränderung war.«
    Edward öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. Er breitete die Arme aus und ließ sie hilflos zur Seite fallen, als wären sie zu schwer geworden. Tonlos sagte er: »Da war was mit Mom.«
    »Was war mit Mom?«
    »Weiß ich nicht. Ich glaube, Mom weiß es. Von uns beiden hat Kathy sich zurückgezogen. Aber sie hat uns noch geliebt. So richtig abgekriegt hat es Mom.«
    Jessica lehnte sich auf dem Stuhl ihres Vaters zur ück und dachte über diese letzte Bemerkung nach. »Ich wusste, dass Kathy sich in den letzten Jahren verändert hat, aber ich hatte keine Ahnung...« Ihre Stimme versagte.
    »Aber es hat wieder aufgehört, Jess. Vergiss das nicht.«
    »Was hat wieder aufgehört?«, fragte sie.
    »Diese Phase, die Kathy durchgemacht hat. Darum glaube ich nicht, dass es was mit ihrem Verschwinden zu tun hat. Als sie verschwunden ist, war das l ängst vorbei.«
    »Was meinst du mit längst vorbei?«
    »Sie hat sich wieder zurückverändert. Na ja, das heißt nicht, dass sie wieder jeden Sonntag zum Gottesdienst gegangen ist oder sich mit Mom versöhnt hat. Aber das, was sie aus der Bahn geworfen hat, hatte keine Macht mehr über sie. Sie wurde wieder so, wie sie früher war. Ich glaube, das hatte viel mit Christian zu tun. Ich glaube, er hat ihr dabei geholfen, wieder zu sich zu finden. Auf jeden Fall hat sie sich nicht mehr wie eine Schlampe benommen. Sie hat auch keine Drogen mehr genommen, nicht mehr getrunken und ist nicht mehr dauernd auf Partys gegangen. Und auch andere Dinge haben sich verändert. Sie hat sogar wieder angefangen, ein bisschen zu lächeln.«
    Jessica fielen Kathys Zeugnisse wieder ein. Die schlechten Zensuren in ihr e m letzten High-School-Jahr und am Anfang des Colleges. Dann der pl ötzliche Umschwung, der im zweiten Semester auf dem College eingesetzt hatte - als sie Christian kennen lernte. Das deckte sich perfekt mit Edwards Bericht.
    War die Vergangenheit also belanglos? Hatte diese Phase ihres Lebens, wie Edward behauptete, hinter ihr gelegen? M

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