Das Spiel seine Lebens
versuchte, keine Grimasse zu ziehen. Er war nicht sicher, ob ihm das gelang. Sie setzte sich neben ihn. »So dreist bin ich noch nie vorgegangen«, sagte sie.
»Tatsächlich?«
»Aber ich fühle mich sehr zu Ihnen hingezogen. Das war auch einer der Gründe dafür, dass ich Ihnen gerne beim Spielen zugesehen habe. Sie sind wirklich sehr attraktiv. Aber Sie haben es bestimmt satt, sich das immer wieder anhören zu müssen.«
»Nun ja, satt ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort.«
Madelaine schlug die Beine übereinander. Kein Vergleich zu Jessica, aber auf jeden Fall sehenswert. »Als Sie gestern vor der Tür standen, wollte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ich habe mich entschlossen, die Vorsicht in den Wind zu schlagen und einfach zum Angriff überzugehen.«
Myron konnte nicht aufh ören zu lächeln. »Verstehe.«
Sie stand auf und streckte ihm die Hand hin. » Und wie wär's jetzt mit Duschen?«
»Äh, könnten wir erst ein bisschen reden?«
Ein Anflug von Verwirrung verdunkelte ihr L ächeln.
»Stimmt was nicht?«
Myron spielte den Verlegenen. »Sie sind doch verheiratet?«
»Stört Sie das?«
Eigentlich nicht. »Ja, ich glaube schon.«
»Bewundernswert«, sagte sie.
»Danke.«
»Und dumm.«
»Danke.«
Sie lachte. »Eigentlich ist es ganz süß. Aber Dekan Gordon und ich führen, wie wir es nennen, eine halb offene Ehe.«
Hmm. »Könnten Sie das etwas näher erläutern?«
»Näher erläutern?«
»Bloß, damit ich mich bei der ganzen Sache nicht ganz so unsicher fühle.«
Sie setzte sich wieder hin. Ihr wei ßer Rock bedeckte gar nichts. Die Beine waren einfach zum Anbeißen. »Näher erläutern musste ich das noch nie«, sagte sie.
»Das ist mir schon klar. Aber es interessiert mich.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Was?«
»Fangen wir doch mit Ihrer Definition von halb offen an.«
Sie seufzte. »Mein Mann und ich waren schon als Kinder eng miteinander befreundet. Unsere Eltern haben den Sommerurlaub immer zusammen in Hyannis Port verbracht. Wir kamen beide aus den »richtigen Familien«.« Als sie die »richtigen Familien« erwähnte, malte sie mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. »Wir dachten, das würde reichen. Tat es aber nicht.«
»Und warum lassen Sie sich nicht scheiden?«
Sie sah ihn fragend an. »Warum erzähle ich Ihnen das?«
»Meine treuen, blauen Augen«, sagte er. »Sie haben eine hypnotische Wirkung.«
»Könnte stimmen.«
Er zuckte bescheiden die Achseln, als wollte er sagen, »Was soll's«. Mr. Anpassungsfähig.
»Mein Mann ist in der Politik. Er war Botschafter. Wenn nichts dazwischen kommt, wird er der nächste Präsident der Universität. Wenn wir uns scheiden lassen...«
»Hat sich das erledigt«, beendete Myron den Satz.
»Ja. Selbst heutzutage kann schon die Andeutung eines Skandals eine Karriere oder einen Lebensstil zerstören. Aber wichtiger ist, dass Harrison und ich immer Noch gute Freunde sind. Genau genommen sogar die besten Freunde. Wir brauchen nur in begrenztem Maße Anregungen von außen.«
»In begrenztem Maße?«
»Alle zwei Monate«, sagte sie.
Igitt. »Wie sind Sie auf diese Zahl gekommen?«, fragte er. »Ein neu entdeckter Algorithmus oder sowas?«
Sie l ächelte. »Lange Diskussionen. Oder eher Verhandlungen. Einmal im Monat erschien uns zu viel. Einmal im Semester zu wenig.«
Myron nickte ihr zu. Toto, wir sind nicht mehr in Kansas.
»Und wir benutzen immer Kondome«, fügte sie hinzu. »Das ist Teil der Vereinbarung.«
»Verstehe.«
»Haben Sie eins?«, fragte sie. »Ein Kondom?«
»An?«
Sie l ächelte. »Ich hab welche oben.«
»Darf ich noch eine Frage stellen?«
»Wenn es sein muss.«
»Woher wissen Ihr Mann und Sie, dass der andere sich an sein, äh, Limit gehalten hat?«
»Das ist kinderleicht«, sagte sie. »Wir erzählen es uns gegenseitig. Alles. Das bringt außerdem noch ein bisschen Pep in die Beziehung.«
Madelaine war wirklich sonderbar, was sie f ür Myron allerdings nur noch attraktiver machte.
»Ihr Mann. Hat er je etwas mit Studentinnen angefangen?«
Sie beugte sich vor und legte ihm eine Hand auf den Schenkel. Oberschenkel. Obersten Oberschenkel. »Macht dich so etwas an?«
»Yeah.« Er versuchte draufgängerisch zu lächeln. Aber draufgängerisch passte nicht zu ihm. Er sah in ihren Augen, dass sie es ihm nicht abnahm.
Madelaine zog ihre Hand weg. »Was haben Sie vor, Myron?«, fragte sie.
»Wieso?«
»Ich habe den Eindruck, dass ich benutzt werde«, sagte sie. »Aber
Weitere Kostenlose Bücher