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Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Titel: Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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anvertraust?«
    Alfred machte ein verwirrtes Gesicht. »Möglich. Kann sein, aber wenn es so ist, ist es nicht der Hauptgrund. Ich kann mir selbst nur einfach nicht vorstellen, für jemand anderen ein solches Interesse aufzubringen.«
    »Das hört sich wichtig an, und ich stelle mir vor, dass es ein Risiko ist, mir das zu sagen. Sag, Alfred: Kommt das dem Thema nahe, von dem du bedauern würdest, es heute nicht angesprochen zu haben?«
    Alfred grinste breit: »Mein Gott! Du kannst das wirklich gut , Friedrich! Ja, mehr als nahe. Das ist genau das Thema.«
    »Erzähl mir mehr darüber.« Friedrich entspannte sich. Nun segelte er in vertrauten Gewässern.
    »Also, kurz vor meiner Abreise rief mich mein Chef Dietrich Eckart in sein Büro. Er wollte einfach nur über meine Reise nach Paris sprechen, aber das wusste ich nicht, und das Erste, was er tat, als ich in sein Büro kam, war, mich zu schelten, weil ich ein so besorgtes Gesicht machte. Nachdem er mir versichert hatte, dass ich gute Arbeit leiste, sagte er dann, dass es mir viel besser anstünde, nicht so fleißig zu sein und dafür ein bisschen mehr zu trinken und unverbindlich zu plaudern.«
    »Und diese Feststellung traf dich genau an deinem wunden Punkt.«
    »Ja, weil es stimmt – das haben mir die Leute auf die eine oder andere Art schon oft gesagt. Und ich sage es mir selbst. Aber ich kann einfach nicht mit Hohlköpfen herumsitzen und über nichts reden.«
    Eine Begebenheit kam Friedrich in den Sinn, eine Begebenheit vor fünfundzwanzig Jahren, als er erfolglos versucht hatte, Alfred huckepack zu tragen. Bei ihrem letzten Treffen hatte er Alfred davon erzählt und hinzugefügt: »Ich konnte dich nicht zum Spielen bewegen.« Dass solche Marotten ein Leben lang Bestand hatten, faszinierte Friedrich. Was für eine seltene Gelegenheit, die Entstehung der Persönlichkeitsbildung zu erforschen! Das könnte ein großer, beruflicher Durchbruch sein. Welchem anderen Analytiker bot sich schon jemals die Chance, jemanden zu analysieren, den er schon als Kind gekannt hatte? Und dazu kam noch, dass er die für den Patienten prägenden Erwachsenen kannte: Alfreds Vater, den Bruder und die Ersatzmutter, Tante Cäcilie, ja sogar Alfreds Arzt. Und er war mit dem Milieu vertraut: mit Alfreds Zuhause, dem Spielplatz. Und sie waren zur selben Schule gegangen und hatten dieselben Lehrer gehabt. Wie schade, dass Alfred nicht in Berlin wohnte, sonst hätte er eine umfassende Psychoanalyse mit ihm durchführen können.
    »Und genau in diesem Moment, direkt nachdem Dietrich Eckart mir das gesagt hatte«, fuhr Alfred fort, »beschloss ich, dich aufzusuchen. Ich wusste, dass er Recht hat. Erst ein paar Tage vorher hatte ich zufällig mitbekommen, dass zwei Angestellte über mich sprachen und mich als ›Sphinx‹ bezeichneten.«
    »Wie hast du das aufgenommen?«
    »Mit gemischten Gefühlen. Das waren keine wichtigen Leute, nur Putzpersonal und Lieferanten, und normalerweise kümmere ich mich nicht um die Meinung solcher Leute. Aber in diesem Fall erregten sie meine Aufmerksamkeit, weil sie so Recht hatten. Ich bin verschlossen und unzugänglich, und ich weiß, dass ich diesen Teil von mir ändern muss, wenn ich bei der Nationalsozialistischen Partei erfolgreich sein will.«
    »Du sagtest ›gemischte Gefühle‹. Was ist positiv daran, eine Sphinx zu sein?«
    »Hmm, so genau weiß ich es auch nicht, vielleicht ist …«
    »Warte, unterbrechen wir hier kurz, Alfred. Die Pferde sind mit mir durchgegangen. Das ist unfair dir gegenüber. Ich bombardiere dich mit persönlichen Fragen, und wir haben uns noch nicht einmal darüber verständigt, was wir hier eigentlich machen. Oder, um es mit einem Fachbegriff meines Berufsstandes auszudrücken, wir haben den Rahmen unserer Beziehung noch nicht definiert, stimmt’s?«
    Alfred machte ein verwirrtes Gesicht: »Rahmen?«
    »Lass uns einfach zurückgehen und eine Vereinbarung treffen, worauf wir eigentlich hinauswollen. Ich stelle die Vermutung an, dass du im Rahmen einer Therapie daran arbeiten möchtest, dich zu ändern. Ist das richtig?«
    »Ich weiß nicht, was ›in einer Therapie arbeiten‹ genau heißt.«
    »Es ist nichts anderes als das, was du in den letzten zehn Minuten so gut gemacht hast, nämlich offen und ehrlich über deine Anliegen zu sprechen.«
    »Ich will auf jeden Fall etwas an mir ändern. Also gut: Ja, ich will eine Therapie. Und ich will auch mit dir arbeiten.«
    »Aber eine Veränderung erfordert viele, viele Sitzungen,

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