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Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Titel: Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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Gleichwohl bin ich erleichtert über das, was gerade geschehen ist. Meine Befürchtungen sind ausgeräumt. Dieser junge Mann hat weder die Intelligenz noch die seelische Kraft, andere auf seine Gedankenwelt einzuschwören und damit Unheil anzurichten.«

7
    AMSTERDAM, 1656
    Bento stand hinter dem Fenster und sah seinem Bruder nach, der zur Synagoge ging. Gabriel hat Recht: Ich füge denen Schaden zu, die mir am nächsten stehen. Meine Wahlmöglichkeiten sind grausam: Entweder muss ich mich zurücknehmen, mein eigenes Ich aufgeben und meiner Neugier Fesseln anlegen, oder ich muss denen Schaden zufügen, die mir am Nächsten stehen. Gabriels Erzählung über die Wut, die Bento beim Sabbatmahl entgegengeschlagen war, erinnerte ihn an van den Endens väterliche Warnung vor den zunehmenden Gefahren, die ihm von der jüdischen Gemeinde drohten. Fast eine halbe Stunde lang sann er über Fluchtszenarien aus dieser Falle nach, dann stand er auf, kleidete sich an, brühte sich einen Kaffee auf und ging mit der Tasse in der Hand durch die Hintertür in den Laden des Handelsgeschäfts der Spinozas.
    Dort staubte er ab, fegte den Kehricht durch die Eingangstür auf die Straße und schüttete einen großen Sack duftender, getrockneter Feigen – eine frische Lieferung aus Spanien – in einen Behälter. Er setzte sich an seinen üblichen Platz am Fenster, schlürfte seinen Kaffee, bediente sich bei den Feigen und gab sich Tagträumen hin, die ihm durch den Kopf gingen. Seit kurzem praktizierte er eine Meditation, mittels derer er sich von seinem Gedankenfluss abkoppelte, sich seinen Geist als Theatersaal vorstellte und sich selbst als Zuschauer, der den Verlauf der Aufführung verfolgte. Augenblicklich tauchte Gabriels Gesicht mit seiner ganzen Traurigkeit und Verwirrung auf der Bühne auf, doch Bento hatte gelernt, den Vorhang fallen zu lassen und zum nächsten Akt überzugehen. Bald erschien van den Enden vor seinem geistigen Auge. Er lobte Bentos Fortschritte in Latein und drückte ihm dabei sanft und väterlich die Schulter. Diese Berührung – sie fühlte sich gut an. Aber wer wird mich nun jemals wieder berühren , dachte Bento, da Rebecca und nun auch Gabriel sich von mir abwenden ?
    Dann sah Bento in Gedanken sich selbst beim Hebräischunterricht mit seinem Lehrer und mit Clara Maria. Er lächelte, als er mit seinen beiden Schülern wie mit Kindern das aleph, bet, gimmel paukte, und er lächelte noch mehr bei der Vorstellung, wie die kleine Clara Maria ihrerseits mit ihm das griechische alpha, beta, gamma paukte. Er sah das klare, fast strahlende Bild Clara Marias vor sich – Clara Maria, dieser dreizehnjährige Kobold mit dem krummen Rücken, diese Kindfrau, deren verschmitztes Lächeln ihre Anstrengungen Lügen strafte, sich als erwachsene, ernsthafte Lehrerin auszugeben. Ein flüchtiger Gedanke huschte vorüber: Ach, wäre sie nur älter .
    Zur Mittagszeit wurde seine ausgedehnte Meditation durch eine Bewegung vor dem Fenster gestört. In der Ferne sah er Jacob und Franco, die, im Gespräch vertieft, auf seinen Laden zusteuerten. Bento hatte sich fest vorgenommen, ihnen zuvorkommend zu begegnen; er wusste, dass es sich nicht gehörte, andere verstohlen zu beobachten, und ganz besonders andere, die möglicherweise über ihn sprachen. Doch er konnte seine Augen nicht von der seltsamen Szene abwenden, die sich vor seinen Augen abspielte.
    Franco trödelte drei oder vier Schritte hinter Jacob her, woraufhin Jacob sich umdrehte, ihn an der Hand packte und versuchte, ihn hinter sich herzuziehen. Franco machte sich los und schüttelte heftig den Kopf. Jacob antwortete, und nachdem er sich umgeblickt hatte, um sicher zu gehen, dass keine Augenzeugen zu sehen waren, legte er seine riesigen Pranken auf Francos Schultern, schüttelte ihn grob und stieß ihn vor sich her, bis sie den Laden erreicht hatten.
    Gebannt von diesem Schauspiel, beugte Bento sich kurz vor, kehrte aber bald wieder zu seiner Meditation zurück und brütete über das Rätsel Franco und Jacob. Ein paar Minuten später wurde er aus seinen Träumereien gerissen, als die Tür zu seinem Laden aufging und er Schritte im Verkaufsraum vernahm.
    Er sprang auf, begrüßte seine Besucher und zog zwei Stühle für sie heran. Er selbst setzte sich auf einen riesigen Sack Kaffeebohnen.
    »Kommen Sie gerade vom Sabbat-Gottesdienst?«
    »Ja«, sagte Jacob, »einer von uns erfrischt und der andere noch aufgewühlter als zuvor.«
    »Interessant. Dasselbe Ereignis zeitigt

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