Das spirituelle Wunschgewicht
bestimmten Krankheiten leidet, gehört Achtsamkeit zu seinen natürlichen Eigenschaften. Sie ist also normalerweise bei jedem vorhanden. Wer dieses Buch lesen kann, verfügt in jedem Fall über genügend Beobachtungsgabe und Steuerungsfähigkeit, um sein Wunschgewicht zu erreichen.
8. Der Moment der Freiheit
Wir haben uns oben die Ausrede angesehen: »Ich bin nicht der Typ, der schlank sein kann. Meine Gene lassen das nicht zu. Ich war immer dick. Übergewicht ist mein Schicksal.«
Manche drücken dies auch anders aus: »Mir fehlt der Wille, abzunehmen. Ich glaube, es ist mir nicht gegeben, schlank zu sein. Sind wir überhaupt frei darin, unser Leben selbst zu bestimmen?«
Typ, Gene, Schicksal, Freiheit des Willens: Das sind schwere Geschütze, die da aufgefahren werden.
Was den Typus und die Gene angeht, habe ich dazu bereits Stellung genommen. Selbstverständlich unterscheiden sich Menschen in ihrem Körperbau. Ob man groß oder klein, breit oder schmal ist, hängt vom genetischen Programm ab, das man mitbekommen hat. Innerhalb gewisser Bandbreiten erreicht man eine bestimmte körperliche Ausdehnung. Höhe, Breite und Tiefe – die drei Dimensionen, die auch ein Kleiderschrank hat – sind bis zu einem gewissen Grad vorgegeben. Das bedeutet nicht, dass jemand dick sein muss. Einige werden immer breiter und fülliger sein als andere. (In der Länge nehmen auch Übergewichtige interessanterweise nicht zu!) Aber wie viel Gewicht jemand auflegt, ist genetisch nicht festgelegt, sondern hängt von seinem Essverhalten ab, und dieses ist steuerbar – es sei denn, es fehlt an der entsprechenden Willenskraft.
Wenn jemand sagt, ihm fehle der Wille abzunehmen, glaube ich das unbesehen. Ohne Motivation ist es unmöglich, sein Wunschgewicht zu erreichen. Schlank zu werden muss Priorität haben. Sonst isst man nach Lust und Laune.
Schwerwiegender ist die Frage, ob Menschen überhaupt einen freien Willen besitzen.
Erstens wäre ja denkbar, dass manche Menschen in ihrem Wollen frei sind und andere nicht. Zweitens könnte es sein, dass alle in einigen Fragen frei sind und nicht in anderen. Und um es noch komplizierter zu machen: Es wäre möglich, dass jeder Mensch in den einzelnen Bereichen unterschiedlich frei ist im Vergleich zu seinen Mitmenschen.
Ich werde die Frage nach dem freien Willen hier nicht philosophisch, sondern ganz pragmatisch beantworten.
Jeder dürfte einsehen, dass Willensfreiheit bestimmte Voraussetzungen hat. Solange jemand nicht weiß, welche Möglichkeiten es gibt, hat er keine Wahl. Beispielsweise muss ein Kind, das in einem Milieu aufwächst, in dem die Auseinandersetzungen mit Gewalt entschieden werden, erst lernen, dass man Konflikte auch anders austragen kann. Bevor es dies erkennt, wird das Kind sich mit hoher Wahrscheinlichkeit an seiner Umwelt orientieren und zuschlagen, wenn es sich angegriffen fühlt.
Was die Körperfülle angeht, so ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Kind in einer Umgebung aufwächst, in der alle mehr oder weniger dick sind. Bevor es Wahlmöglichkeiten erkennt und einen eigenen Willen ausüben kann, wird es so gefüttert, dass es sich schon sehr früh an übergroße Portionen gewöhnt. Viel essen und dick sein ist dann »normal«. Trotzdem wird dieses Kind früher oder später mit anderen Kindern und Erwachsenen konfrontiert, die schlank sind. In dem Moment ist es nicht mehr selbstverständlich, übergewichtig zu sein. In der Tat fühlen sich manche Übergewichtige in der Gesellschaft von Schlanken nicht wohl, weil es sie mit der Frage konfrontiert, warum sie selbst so füllig sind.
Ramesh S. Balsekar vertritt in seinem Buch »Wo nichts ist, kann auch nichts fehlen« den Standpunkt, dass Menschen grundsätzlich keine Verantwortung tragen für die Welt, so wie sie ist. Es sei illusionär und egozentrisch anzunehmen, dass wir es seien, die die Dinge regeln. Trotzdem stellt er fest, dass es ohne Entscheidungen nicht gehe, und empfiehlt, sie so zu treffen, als ob man einen freien Willen habe. Man solle alle Folgen bedenken, die Alternativen betrachten und dann entscheiden.
Das erinnert mich an den Spruch: »Du kannst die Welt nicht ändern, aber es macht Spaß, es zu versuchen.« Mit dieser Einstellung sieht man das eigene Tun nicht so verbissen.
Vielleicht werden Sie nie so schlank, wie Sie es gerne hätten, aber wenn Sie es versuchen, könnte es sein, dass Sie mehr abnehmen, als Sie im Moment für möglich halten.
Gäbe es keine Willensfreiheit, wäre man
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