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Das spirituelle Wunschgewicht

Das spirituelle Wunschgewicht

Titel: Das spirituelle Wunschgewicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Hohensee
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gemacht?«, fragen heute nicht nur TherapeutInnen bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit.
    So komme ich zu der Aussage, dass Gefühle gegenwärtig überbewertet werden. Sie sind wichtig, aber sie sind nicht alles.
    Wer sich allein nach seinen Gefühlen richtet, macht sich abhängig von ihnen. Derjenige wird zum Spielball seiner Launen.
    So kann man es zurzeit häufig in der Kindererziehung beobachten. »Möchtest du einen Saft? Einen Kakao? Einen Tee? Eine Limonade? Ein Wasser?«, fragen die überfürsorglichen Eltern und zwischen ihnen steht ein Dreikäsehoch und brüllt mit hochrotem Kopf: »Ich will ein Eis!!!« Da sie befürchten, dass ihr Kind einen Schaden fürs Leben bekommen könnte, wenn sie diesen Wunsch nicht erfüllen, beeilen sich die Eltern, dem Verlangen dieses Zwergs so schnell wie möglich zu entsprechen.
    Vor hundert Jahren wurden die Wünsche von Kindern ignoriert. Sie bekamen eine Tracht Prügel, wenn sie mit Nachdruck etwas verlangten.
    Ich halte beide Erziehungsmethoden für verkehrt. Absolute Nachgiebigkeit wie rigorose Härte übermitteln einem Kind die falschen Botschaften.
    Falls Sie nach der einen oder anderen Art oder abwechselnd nach beiden erzogen worden sind, werden Sie nicht umhinkommen, jetzt selbst den richtigen Weg zu finden.
    Beachten Sie Ihre Wünsche, aber geben Sie nicht jedem Verlangen nach. Dann haben die Gefühle keine Macht über Sie, sondern sie bekommen eine gleichberechtigte Stimme neben Ihrem Verstand und Ihrem Körper. Kopf, Herz und Bauch bilden dann eine Einheit. Die Harmonie der drei wird Ihrem Gewicht guttun.

7. Achtsamkeit

Achtsam sein heißt, in der Gegenwart zu leben, bewusst wahrzunehmen, was gerade passiert, sowohl in der Außen- als auch in der Innenwelt.
    Das ist schwieriger, als es sich im ersten Moment anhört; denn vieles tun wir, ohne uns dessen richtig bewusst zu sein. Wir folgen einfach unseren Gewohnheiten. So wie ein Flugzeug die meiste Zeit mit eingeschaltetem Autopilot fliegt, bewegen wir uns in unserer üblichen Routine. Aufstehen, duschen, frühstücken, zur Arbeit fahren: Das geht bei den meisten fast von allein. Wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, braucht man wenig Aufmerksamkeit dafür. Man nimmt nur halb wahr, was man tut. Stattdessen lebt man in seinen Gedanken, denkt an Dinge, die sich am Vortag ereigneten: den Fernsehfilm, die Telefonate und anderes mehr. Manchmal geht man noch weiter in die Vergangenheit zurück. Eine Musik im Radio löst Erinnerungen an eine Party vor vielen Jahren aus.
    Oder man ist mit den Gedanken in der Zukunft. Während man mit einer Sache beschäftigt ist, denkt man bereits an die nächste. Man plant beim Autofahren das Wochenende, am Wochenende den Urlaub und im Urlaub die Zeit danach.
    Das Leben ist für viele das, was passiert, während sie in Gedanken woanders sind.
    Für das gegenwärtige Leben bleibt nicht mehr viel übrig, wenn man davon abzieht: den Schlaf, die Erinnerungen, die Zukunftsfantasien, das Lesen, Fernsehen, Radiohören, Internetsurfen, die Videospiele. Unterwegs sind viele mit ihrem MP3-Player und ihrem Handy verkabelt, sodass sie von der Stadt und ihren Mitmenschen nur noch wenig mitbekommen.
    Allerdings ist die Geistesabwesenheit kein Phänomen der modernen Zeit. Nach den Wundern, die sein Meister vollbringen könne, sagte ein Zen-Schüler bereits vor langer Zeit: »Wenn er isst, isst er. Wenn er geht, geht er. Und wenn er schläft, schläft er.« Versteht man unter Wunder einen Vorgang, der den gewöhnlichen Erfahrungen widerspricht, also ein Ereignis, welches das Übliche weit übertrifft, dann ist mit diesen Worten in der Tat eines beschrieben; denn normalerweise tut man etwas anderes, wenn man isst. Man unterhält sich, läuft durch die Einkaufszentren, sieht einen Film oder hört Radio. Zumindest driftet man in Gedanken in irgendwelche Tagträume ab. Selten ist jemand ausschließlich auf das Essen, Trinken und Schmecken konzentriert.
    Mit dem Gehen ist es nicht anders. Wer achtet schon darauf? Und wie ist es mit dem Schlafen? Anstatt wegzudämmern, wälzen sich nicht wenige unruhig von einer Seite auf die andere, gehen immer wieder dieselben Erinnerungen durch oder zählen Schäfchen. Dafür »schlafen« sie tagsüber. Sie sind mit ihren Gedanken ganz woanders, passen nicht auf, sondern träumen vor sich hin.
    Es geht darum, aufzuwachen und wach zu bleiben. Im Schlaf abzunehmen dürfte nur wenigen gelingen. Nur wenn man weiß, was man tut, kann man tun, was man

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