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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Pazifiks zu bedienen pflegen, auf Nordkurs über die See. Der schwache Wind vermochte ihr Segel kaum halb zu füllen, und nur langsam kam sie vorwärts. Als von Backbord Roddingtons Werkflotte sichtbar wurde, schlief die Brise ganz ein, regungslos blieb die Prau auf der Stelle liegen.
    Der braunhäutige Malaie an ihrem Heck ließ das Steuer fahren und schob sich eine neue Portion Betel zwischen die Zähne. Der europäische Zeitbegriff schien für ihn nicht zu bestehen. Irgendwann einmal, vielleicht in Stunden, vielleicht in Tagen, würde wohl wieder Wind aufkommen, und dann konnte die Fahrt ja weitergehen. Der Gedanke, zu den Rudern zu greifen, kam weder ihm noch den paar andern Leuten im Boot. Auch die beiden Passagiere des Fahrzeuges hatten offenbar keine besondere Eile.
    Die saßen in der engen, dunstigen Kajüte. Der eine von ihnen, Major Kyushu, hatte die Kopfhörer eines Empfangsgerätes übergestülpt. Der andere, Vicomte Oburu, schrieb eilig mit, was der Major halblaut diktierte. Der Funkspruch kam von der Werkflotte herüber aus der Kabine von Jonas Merrywater und lautete:
    »Verzögerung im Arbeitsprogramm. Große Aufregung hier. Man spricht davon, daß ein Unglück geschehen ist. Es heißt, daß der Schacht zwischen den Stationen V und VI zu Bruch gegangen ist. Roddington und Doktor Wegener sollen auf Station VI eingeschlossen sein. Man fürchtet, daß sie verloren sind. Frank Dickinson macht eine Expedition zu ihrer Rettung bereit. Achtung, Achtung! Ich schalte auf Empfang um.«
    Die Morsetaste in Kyushus Hand begann zu klappern. Ein ganzes Bündel von Fragen hatte er sich in den verflossenen drei Tagen für Mr. Merrywater zurechtgelegt und wünschte sie jetzt beantwortet zu haben.
    Die erste und wichtigste davon: Wo sind die vielen Rohre geblieben, die Roddington nach Davao bringen ließ? Mr. Merrywater vermochte keine Auskunft darüber zu geben. Nur das wußte er mit Bestimmtheit, daß alle Rohre, die in den Frachtschiffen zur Werkflotte kamen, beim Schachtbau Verwendung gefunden hatten. Stirnrunzelnd diktierte Kyushu diese Antwort, kopfschüttelnd schrieb Oburu sie nieder.
    Sechs Kilometer konnte Roddingtons Schacht nur tief sein. Davon waren die beiden Offiziere ebenso überzeugt wie von der Zuverlässigkeit der amtlichen Seekarten, die diese Tiefe für die Stelle angaben, an welcher der Schacht stand. Wo waren die übrigen Rohre mit einer Gesamtlänge von neun Kilometern geblieben? Mehr denn je quälte sie die Frage. Schließlich konnte eine Stahlmenge von hundertachtzigtausend Tonnen doch nicht einfach verschwinden, sich irgendwie verflüchtigen und in ein Nichts auflösen. Wie war es möglich, daß keiner der vielen Agenten, die der Nachrichtendienst auf Roddingtons Spuren gesetzt hatte, etwas über den Verbleib dieser gewaltigen Stahlmassen in Erfahrung zu bringen vermochte? Kyushu und Oburu hatten das niederdrückende Gefühl, daß sie hier mit ihrer Kunst am Ende waren. Eine neue Meldung kam aus dem Sender Merrywaters:
    »Die Expedition fährt eben bei Station Null ein. Besteht aus Frank Dickinson, Griffith und Cranford. Soll in anderthalb Stunden Station V erreichen. Ingenieur Larking gibt ungünstige Nachrichten von Station V. Förderschale von Station VI ist leer heraufgekommen. Seit anderthalb Stunden keine Lebenszeichen von Roddington und Doktor Wegener. Achtung, Achtung! Nächster Funkspruch in zwei Stunden.«
    Kyushu stellte seinen Empfänger ab und zog die Kopfhörer verdrießlich von den Ohren, sagte dabei zu Oburu:
    »Schade, daß unser Mann gerade jetzt aufhört. Es muß ihm irgend etwas dazwischengekommen sein. Warten wir ab, was er in zwei Stunden zu melden hat.«
    In der Tat war Mr. Jonas Merrywater etwas dazwischengekommen. Aber nicht etwa irgendwelche von Roddingtons Leuten, die ihn, wie Kyushu vermutete, bei seiner geheimen Funkerei gestört hatten, sondern einfach nur das Gongsignal, das die gesamte Besatzung von Flugzeugträger III zum Mittagessen rief. Davon konnte Major Kyushu freilich nichts hören, da Merrywaters Sendegerät nur Morsezeichen zu geben vermochte. Mr. Jonas Merrywater aber hatte den vertrauten Klang sogleich vernommen und in seiner Weise darauf erwidert. Die ganze Funkerei war ihm nicht so wichtig wie das Dinner. Mochten die Gelben erst einmal warten, bis er damit fertig war.
     

Falsches und Wahres durcheinandergemischt enthielten die Funksprüche, die Kyushu soeben aufgenommen hatte. In Wirklichkeit spielten sich die Dinge folgendermaßen ab.
    Gleich

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