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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Handgelenk, der Puls ging kräftiger und regelmäßiger als vorher. Wohl war der Doktor immer noch bewußtlos, aber trotz seiner Betäubung begann er jetzt unwillkürlich kräftiger aus dem Schlauch zu atmen.
    Der reine Sauerstoff, den er dabei mit jedem Atemzug einsog, jagte die Kohlensäure aus seinem Blut. Ein Zucken des Halses jetzt, ein Heben des Kopfes, ein Blinzeln der Lider, sein Bewußtsein kehrte zurück. Er blickte Dickinson an, verständnislos zuerst noch und verwirrt, wie jemand, der aus einem schweren Traum erwacht.
    Seine Lippen bewegten sich und versuchten Worte zu formen.
    »Dickinson … Sie hier? Was ist? Wo ist Roddington?«
    Dickinson deutete mit der Hand nach oben.
    »Auf dem Wege nach Station V, Doktor Wegener. Wie fühlen Sie sich jetzt? Nehmen Sie kräftig Sauerstoff!« Er schob ihm den Schlauch wieder zwischen die Lippen. »Die Luft ist hier nicht viel wert. Um ein Haar hätten Sie alle beide daran glauben müssen. Ein barbarischer Leichtsinn von Ihnen, ohne Bewetterungsrohr mit den Arbeiten anzufangen.«
    Bei dem Wort »Arbeiten« kam Dr. Wegener die Erinnerung an die letzten Minuten vor dem Unfall zurück. Er blickte nach der Schweißstelle in der Schachtwand, versuchte mit der Hand darauf zu deuten. Der Arm sank zurück, noch war er zu schwach, ihn zu heben. Aber sein Geist arbeitete, und die Zunge gehorchte seinem Willen.
    »Haben Sie es gesehen, Dickinson?« brach es von seinen Lippen. »Der Fels steht! Wir können mit dem Vortrieb eines Stollens in das Gestein beginnen.«
    »In drei Tagen vielleicht, wenn wir Frischluft und elektrischen Strom hier unten haben. Frischluft vor allen Dingen. Sprechen Sie jetzt nicht mehr. Schonen Sie sich, Doktor, atmen Sie Sauerstoff.«
    Mit leichter Gewalt schob er ihm den Gasschlauch zum drittenmal zwischen die Lippen.
     
    Zur gleichen Zeit mühten sich auf Station V Cranford und Griffith in ähnlicher Weise um Roddington. Seine Ohnmacht war schwerer als die des Doktors, aber sie konnten hier unter besseren Verhältnissen arbeiten als Dickinson zweitausendfünfhundert Meter tiefer. Bequem ausgestreckt lag Roddingtons Körper auf dem stählernen Boden der Station. Mit künstlicher Atmung und reichlicher Sauerstoffgabe versuchten sie ihn ins Leben zurückzurufen. Schwer lastete dabei die Sorge um Dr. Wegener und Dickinson auf ihnen. Wie sehr mußte die Atmosphäre auf dem Schachtgrund vergiftet sein, wenn sie solche todesähnliche Ohnmacht hervorrief. Würden die beiden dort unten durchhalten, bis die Sonde wiederkam, um sie her aufzuholen? Wie eine Erlösung empfanden sie die Worte Larkings, der, das Telefon am Ohr, eben die Fördermaschine stillsetzte.
    »Gute Nachricht von Station VI. Dickinson wohlauf. Doktor Wegener noch schwach, aber wieder bei Bewußtsein.«
    Wenn es Dickinson mit dem Doktor geschafft hatte, mußte es ihnen hier auch mit Roddington gelingen. Mit verdoppeltem Eifer setzten sie ihre Anstrengungen fort und erreichten es schließlich, daß auch Roddington aus der Ohnmacht erwachte und die Augen aufschlug.
    Sein erster Blick fiel auf Dr. Wegener, den Larking eben aus der Sonde herausholte. Etwas blaß und noch ein wenig schwankend stand der Doktor vor ihm.
    »Der Fels steht, Roddington! Wir können weiterarbeiten«, waren die ersten Worte, die er hervorbrachte. Dann überkam ihn die Schwäche von neuem. Er mußte sich auf die Fördermaschine stützen. Larking sah es und griff in einen Winkel. Wie vordem Dickinson den Gasschlauch, schob er Wegener den Hals einer Whiskyflasche zwischen die Zähne und zog sie erst zurück, nachdem der Patient einen gehörigen Schluck genommen hatte.
    »So, Doktor«, meinte er dabei lachend, »das wird bis Station IV reichen. Jetzt ’rauf mit Ihnen ans Licht und an die Sonne! He, Johnny, Henry, helft dem Doktor über die Stiege nach oben.« Zwei seiner Leute sprangen hinzu. Halb geschoben, halb gezogen, wurde Dr. Wegener von ihnen über die steile eiserne Treppe in die obere Hälfte der Kugel geschafft.
    Vergeblich protestierte er hier gegen weitere Hilfe.
    »Sie sind noch zu schwach, Doktor, um allein zu fahren. Mr. Larking hat mir aufgetragen, Sie bis zur Station Null zu bringen«, erklärte Johnny Smith und stieg zusammen mit ihm in die Förderschale.
    Auf Station IV ging’s durch die Luftschleuse, und ohne Widerspruch ließ sich Dr. Wegener noch einmal eine Portion Whisky in den Hals gießen. Sie gab ihm genügend Kraft, um auch den Rest der Fahrt durchzuhalten. Erst als er auf Station Null

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