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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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klar, Mr. Larking?«
    »Yes, Sir.«
    Zwei kurze Worte nur, aber einen Alpdruck nahmen sie Roddington von der Brust. Das Unterseil lief ungehemmt bis zum Schachtgrund … also war das Rohr nicht völlig zusammengedrückt … Seine Schwäche fiel von ihm ab. Mit einem Schritt stand er neben Dr. Wegener und Larking. Prüfend gingen seine Blicke durch den Raum, kurz und abgehackt kamen die Worte von seinen Lippen.
    »Wo ist die Sonde?«
    Larking hatte ein unbehagliches Gefühl. Nach dem Programm Roddingtons sollte die Sonde stets in der jeweils erreichten untersten Station sein. Einen kurzen Augenblick zögerte der Ingenieur, bevor er antwortete.
    »Die Sonde liegt bei der Schleuse auf Station IV.«
    Er erwartete einen Vorwurf Roddingtons, aber der war schon am Telefon und gab Befehl, die Sonde sofort nach Station V zu bringen, und auch Dr. Wegener, sonst leicht mit einem Tadel bei der Hand, rügte das Versäumnis nicht.
    Schweigend standen Roddington und Dr. Wegener einander gegenüber. Ihre Blicke trafen sich, kreuzten sich, ohne daß ein Wort von ihren Lippen fiel. Auch ohne Worte verstanden sie.
    Die gleiche Frage bewegte sie: »Wer von uns wird den Schacht befahren?«
    Erst nach minutenlangem Schweigen fielen die ersten Worte. Dr. Wegener sprach sie.
    »Sie dürfen es nicht tun, Roddington. Es ist meine Sache.«
    »Meine, Doktor Wegener.«
    »Lassen Sie es mich tun, Roddington. Sie sind Ihrem Werk verpflichtet. Wer sollte es zu Ende führen?«
    »Sie, Doktor Wegener!«
    »Nein, Roddington. Sie haben es geplant, und … nur Sie können es zu Ende bringen.«
    Ein Geräusch übertönte Roddingtons Antwort. Aus dem oberen Teil der Kugel brachten zwei Leute über die steile Stiege eine eigenartige Konstruktion herab. Das war die Sonde, entworfen und gebaut für den möglichen Fall, daß ein Befahren des Schachtes mit der Förderschale nicht möglich wäre. Ein schmaler Zylinder aus elastisch federndem Stahlfachwerk, eben groß genug, um einem Menschen Platz zu bieten.
    »Hängen Sie die Förderschale aus und die Sonde ein, Mr. Larking!« befahl Dr. Wegener. »Einer kann nur fahren, lassen Sie mir den Vortritt«, wandte er sich wieder an Roddington. »Ich glaube, ich habe es um Sie und Ihr Werk verdient.«
    Larking und seine Leute hantierten mit Flaschenzügen und Schraubenschlüsseln. Dröhnender Lärm ihrer Arbeiten erfüllte den engen Stationsraum. Roddington blickte zur Seite, beugte sich nieder und suchte zwischen allerlei Bauteilen, die in einem Winkel lagen. Zwei stählerne Bolzen hielt er in der Rechten, als er sich wieder erhob. Der Lärm wurde schwächer und verklang.
    »Die Sonde ist eingehängt, Doktor Wegener«, meldete Larking.
    »Lassen Sie mich, Roddington?« fast flehend stieß der Doktor die Worte hervor.
    »Gleiche Chance für uns beide, Doktor Wegener!« Roddington hielt ihm die Rechte hin. »Ziehen Sie! Wer das längere Stück behält, wird fahren!«
    Zaudernd, prüfend sah Dr. Wegener auf Roddingtons Hand, Ein Blick auf dessen Gesicht überzeugte ihn, daß alles weitere Reden überflüssig sei. Mit jähem Entschluß griff er zu. Roddington öffnete die Rechte, der längere Bolzen lag in seiner Hand. »Schicksalsfügung, Doktor Wegener. Ich mache die Fahrt. Sie steuern hier die Fördermaschine. Sie wissen, worum es geht, mein Leben liegt in Ihrer Hand. Durch den Fernsprecher bleiben wir in Verbindung. Lassen Sie den Hebel der Maschine keinen Augenblick aus der Hand, achten Sie auf jedes Wort von mir, steuern Sie auf den ersten Ruf um … für einen zweiten könnte es vielleicht zu spät sein.«
    Eng von dem federnden Fachwerk der Sonde umschlossen, sank Roddingtons Körper in die Tiefe. Nur noch einen Augenblick warf die elektrische Lampe in seiner Hand einen Schein nach oben. An der Fördermaschine stand Dr. Wegener, die Hand am Hebel, das Mikrofon vor dem Mund, die Hörer an den Ohren, den Blick auf den Tiefenzeiger gerichtet.
    Langsam wanderte der Zeiger über die Skala. Sechshundert Meter … achthundert Meter… neunhundert Meter …
    »Freie Fahrt bis jetzt. Das Rohr unversehrt«, klang es aus dem Telefon.
    »Tausend Meter jetzt, Roddington«, rief Dr. Wegener in das Mikrofon und stellte den Hebel der Maschine um. In verlangsamter Fahrt, nur noch mit halber Geschwindigkeit, lief das Seil ab.
    Tausend Meter tiefer betrachtete Roddington durch das Fachwerk der Sonde die Rohrwände und begriff, warum die Förderschale nicht weitergekommen war. Ungeheuerliche Kräfte mußten hier auf das

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