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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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aus Babelthuap etwas mitgebracht, das Sie sicherlich interessieren dürfte.«
    Mit einer abweisenden Handbewegung sagte Bancroft:
    »So klug wie Ihr Freund Kyushu sind wir auch, mein lieber Collins. Auf falsche Papiere oder Pläne fallen wir nicht ’rein – wenn Sie etwa die Absicht haben sollten, uns damit zu beglücken.«
    »Davon ist keine Rede, Kapitän – aber – wie hoch würden Sie den Geheimcode A des japanischen Generalstabs bewerten, wenn er hier vor Ihnen auf dem Tisch läge?«
    Einen Augenblick sah Bancroft sein Gegenüber starr an. Langsam und bedächtig kam danach die Antwort von seinen Lippen.
    »Nicht sehr hoch, Mr. Collins. Die Japaner werden ihren Code ändern, sowie sie das Fehlen eines Exemplars bemerken. Nach längstens vierundzwanzig Stunden dürfte der Diebstahl entdeckt werden. Es wäre nur eine sehr kurze Freude für uns.«
    Collins machte eine spöttische Verbeugung vor dem Kapitän.
    »Halten Sie mich wirklich für so dumm, Kapitän Bancroft, daß ich das nicht selber wüßte? Selbstverständlich habe ich keinen Augenblick daran gedacht, ein Exemplar im Original mitzunehmen. Wozu gibt es denn die hübschen kleinen Fotoapparate, mit denen man in wenigen Minuten ein ganzes Buch kopieren kann? So habe ich das gemacht, Herr Kapitän.«
    Während Collins es sagte, zog er einen kleinen Band aus der Tasche und ließ dessen Blätter durch die Finger gleiten. Von seinem Platz aus konnte Bancroft sehen, daß das Buch weiße Lettern auf dunklem Grunde enthielt. Er beugte sich vor und wollte danach greifen.
    Collins zog es zurück. »Erst Ihren Preis, Kapitän. Den Preis für eine vollständige Kopie des Code A, die angefertigt wurde, ohne bei den Gelben die Spur eines Verdachts zu erregen.«
    »Hm! Sagen wir zehntausend Dollar, Mr. Collins.« Wieder streckte der Kapitän die Hand nach dem Codebuch aus. Collins zog es noch dichter an sich heran.
    »Unmöglich, Kapitän Bancroft! Zwanzigtausend Dollar ist das Stück für mich wert und auch für Sie, Kapitän Bancroft. Bedenken Sie, die wichtigsten Funksprüche des japanischen Generalstabes werden nach diesem Code verschlüsselt.«
    Ein langes Hin und Her gab es danach zwischen Collins und Bancroft. Der Kapitän war ein zäher Unterhändler, aber auch Collins hielt mit Hartnäckigkeit an seinem Preise fest. Nur langsam kamen sie sich in Angebot und Forderung entgegen, bis der dunkle Handel endlich zum Satz von fünfzehntausend Dollar abgeschlossen wurde.
    »Uff!« stöhnte der Kapitän und wischte sich die Stirn. »Sie sind der größte Gauner in den Staaten, Collins.«
    »Kapitän, Sie würden für den Pferdehandel eine unschätzbare Kraft bedeuten«, gab Collins das Kompliment zurück.
    Bancroft schrieb einen Scheck über fünfzehntausend Dollar aus und schob ihn Collins hin.
    »Da! Nehmen Sie das Sündengeld. Ihretwegen bekomme ich vorzeitig graue Haare.«
    »Brown & Bradley machen jetzt viel Reklame für ein neues Haarfärbemittel«, sagte Collins, während er den so sauer erkämpften Scheck in seine Brieftasche steckte. »Darf ich mir wieder die Ehre geben, wenn ich etwas…«
    »Der Teufel hole Sie, Collins, wenn Sie zu einer andern Stelle damit gehen. Sie wissen, wo mein Büro ist.«
    Der Agent hatte den Raum verlassen, und Kapitän Bancroft vertiefte sich interessiert in das Studium des Codebuches. Seine Miene verriet, wie sehr er im Grunde seines Herzens mit dem eben abgeschlossenen Handel zufrieden war. Ein Exemplar des japanischen Geheimcode! Er wußte vielleicht noch besser als Collins, was der Besitz dieses Code für die Nachrichtenabteilung seines Amtes zu bedeuten hatte. Das Doppelte des gezahlten Preises hätte Collins von ihm herausholen können, wenn er sich gehörig dahintergesetzt hätte.
    Weniger zufrieden als Kapitän Bancroft war Henry Collins mit dem Handel. Gewiß, fünfzehntausend Dollar waren eine ganz nette Summe, aber für die nächste Zeit hatte er kaum ein anderes vorteilhaftes Geschäft in Aussicht, und dabei wurde er das unangenehme Gefühl nicht los, er hätte für den Code mehr aus dem Kapitän herausschlagen können.
    Die fünftausend Dollar, die er ihm nachgelassen hatte, wurmten ihn schwer, und je länger er daran dachte, um so mehr reifte ein anderer Plan in ihm.
    Kapitän Bancroft hatte so ziemlich das Richtige getroffen, als er den Agenten einen Gauner von Format nannte. Sein Urteil wäre vielleicht noch schärfer ausgefallen, wenn er geahnt hätte, daß Mr. Collins noch eine weitere Kopie des eben von ihm

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