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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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erworbenen Codebuches besaß. Die hatte sich Collins als vorsichtiger Mann in Washington noch für alle Fälle angefertigt, bevor er mit dem ersten Exemplar in das Marineamt ging, und mit der gedachte er jetzt noch einmal fünftausend Dollar zu verdienen. Auch den geeigneten Mann für dies zweite Geschäft hatte er sich bereits ausgesucht.
     
    Mit dem Mittagsflugzeug verließ Collins Washington. Zwei Stunden später ließ er sich in New York im Wanamaker Building mit dem Lift zum zwanzigsten Stock emporfahren und betrat die Räume der »Morning Post«. In der Redaktion dieses Blattes saß ein alter Bekannter von ihm, Mr. Percy Drake, zu dessen Arbeitsgebiet die Politik im Pazifik und im Fernen Westen gehörte.
    »Lange nichts von Ihnen gehört, Collins. Wo haben Sie sich die ganze Zeit ’rumgetrieben?« begrüßte der Redakteur den Eintretenden.
    »Komme direkt aus Tokio. Hatte da zwei Monate geschäftlich zu tun« – bei dem Wort »geschäftlich« kniff Collin das linke Auge zusammen –, »ich kann Ihnen sagen, Drake, es tut sich da drüben allerlei. Der Krieg steht vielleicht dichter vor der Tür, als unsere Leute es wahrhaben wollen.«
    »Nehmen Sie Platz, mein lieber Collins, und bedienen Sie sich!« sagte Drake, während er auf einen Sessel deutete und seinem Besuch Zigaretten hinschob. »Bringen Sie wirklich neue und zuverlässige Nachrichten, dann ’raus damit! Sie wissen, wir bezahlen anständig.«
    Im Verlauf der nächsten Viertelstunde sprach Collins allein, während Drake den Bleistift über das Papier rasen ließ, um jedes Wort mitzustenografieren.
    »So, Mr. Drake, das wären die letzten Neuigkeiten aus dem Fernen Westen«, schloß Collins seinen Bericht.
    Drake überflog sein Stenogramm noch einmal und konnte ein leichtes Kopfschütteln nicht unterdrücken.
    »Sagen Sie mal, Collins, ist das alles wirklich wahr? Sie wissen, wir dürfen die öffentliche Meinung nicht grundlos beunruhigen.«
    »Mein lieber Mr. Drake, für das, was ich eben gesagt habe, lege ich meine Hand ins Feuer.«
    »Ein anderer Beweis wäre mir lieber«, erwiderte Drake trocken.
    Collins beugte sich näher zu dem Redakteur heran.
    »Ich könnte Ihren Wunsch erfüllen, Drake. Ich könnte Ihnen die Mittel an die Hand geben, die letzten, geheimsten Absichten der gelben Großmacht direkt zu erfahren … wenn Ihnen der Preis nicht zu hoch ist.«
    Der Mann von der »Morning Post« lehnte sich zurück und sah Collins eine Weile starr an, fragte dann:
    »Wie soll ich Ihre Worte verstehen?«
    »So, wie sie gesagt waren, Mr. Drake. Sie können von mir den Code für die Funksprüche des japanischen Generalstabes bekommen, der es ermöglicht, die geheimen Staatstelegramme der Gelben zu entschlüsseln, und diese Depeschen werden Sie ja wohl für echt halten.«
    Während der nächsten Minuten bewegte sich die Unterredung zwischen Collins und Drake in ähnlichen Bahnen wie drei Stunden früher die mit Kapitän Bancroft in Washington. Den Schluß bildete auch hier ein Scheck, diesmal über fünftausend Dollar, der in der Brieftasche von Collins verschwand.
    Dann aber hielt es Collins für angebracht, dem Redakteur noch besondere Verhaltensmaßregeln zu geben, die bei Kapicän Bancroft nicht nötig waren.
    »Benutzen Sie die Nachrichten, die Sie durch den Code bekommen, mit großer Vorsicht, mein lieber Drake«, sagte er beim Abschied, »sonst könnten Sie sich die Quelle leicht seiber verschütten. Unter keinen Umständen dürfen die Gelben durch Ihre Veröffentlichungen Verdacht schöpfen, daß ein Exemplar des Geheimcode sich in dritter Hand befindet, sie würden ihn dann sofort ändern. Denken Sie bei jeder Zeile daran, die Sie in Zukunft schreiben.«
    »Ich werde daran denken«, sagte Drake, während er den Agenten zur Tür begleitete. Er brannte vor Ungeduld, möglichst schnell eine Probe auf das Exempel zu machen und mit den guten Empfangsanlagen der »Morning Post« einen Fischzug im Äther zu unternehmen.
     
    »Schachtgrund von Roddington und Dr. Wegener erreicht, alles in guter Ordnung, Dickinson.«
    Zum dritten und vierten Male überlas Staatssekretär Harding den kurzen Funkspruch und fühlte, wie der seelische Druck, unter dem er seit Wochen stand, von ihm wich.
    »Schachtgrund erreicht, alles in Ordnung.«
    Wie unendlich viel steckte in den wenigen Worten. Ein technisches Wagnis von phantastischen Ausmaßen war damit zu einem glücklichen Ende gebracht. Selbst wenn alles andere, was Roddington weiter plante, nicht gelang,

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