Das stählerne Geheimnis
aus der Förderschale auf die Plattform trat, als Seeluft und Sonnenlicht ihn wieder umfingen, befiel ihn die Schwäche noch einmal. Mehr getragen als geführt gelangte er in seine Kabine auf der »Blue Star« und ließ sich mit einem Seufzer der Erleichterung auf sein Lager sinken.
Nicht viel anders ging es Roddington, der eine halbe Stunde später auf Station Null die Förderschale verließ. Erst ein langer tiefer Schlaf auf der »Blue Star« beseitigte die letzten Spuren des gefährlichen Abenteuers in der Tiefe und gab den beiden die volle Kraft wieder.
Viele Augen hatten es gesehen, wie Dr. Wegener und Roddington in ein Boot getragen und zur »Blue Star« gebracht wurden, und sofort begannen Gerüchte unter der Belegschaft der Werkflotte umzulaufen. Von einer Erkrankung Roddingtons und des Doktors sprach man auf der Plattform. Von einer schweren Erkrankung munkelte man auf dem Deck des dritten Flugzeugträgers, und als das Gerücht die Messe erreichte, in der sich Mr. Merrywater nach getätigter Mahlzeit dem Genuß seiner Pfeife hingab, waren aus den Kranken schon Tote geworden. Jonas Merrywater hörte sich in Gemütsruhe mit an, was an den verschiedenen Tischen alles erzählt wurde, und erinnerte sich dann seiner Pflichten. Nach einem Blick auf die Uhr verließ er den Meßraum und ging in seine Kabine.
Die Prau schaukelte immer noch in der Nähe der Werkflotte. Nur wenige hundert Meter war sie während der letzten zwei Stunden vorwärts gekommen. Zur verabredeten Zeit schaltete Kyushu hier seinen Empfänger ein und schob sich die Hörer über die Ohren. Er brauchte nicht lange zu warten. Fast auf die Minute genau begann Merrywater zu funken. Der Major diktierte, und Oburu schrieb die Meldung mit.
»Schweres Unglück. Roddington und Doktor Wegener ums Leben gekommen. Ihre Leichen wurden eben auf die ›Blue Star‹ gebracht. Es heißt, daß im untersten Schachtteil eine schwere Explosion stattgefunden hat. Die Stimmung der Belegschaft grenzt an Meuterei. Die Mannschaften weigern sich, in den Todesschacht einzufahren. Man spricht davon, daß die Arbeiten abgebrochen und der Schacht aufgegeben wird. Frank Dickinson hat einen Nervenzusammenbruch erlitten. Die amerikanischen Zerstörer sollen Befehl erhalten haben, nach Frisco zurückzukehren …«
Während Kyushu sprach und Oburu schrieb, wechselten sie bedeutsame Blicke. Traf das zu, was Merrywater ihnen als sichere Tatsache funkte, so durfte die Affäre Roddington als erledigt betrachtet werden: Roddington, der Urheber dieses gigantischen Planes, und Dr. Wegener, sein bester Helfer, getötet … Frank Dickinson, der dritte Mann des Unternehmens, mit seinen Nerven niedergebrochen … ungezählte Millionen buchstäblich ins Wasser geworfen … für ein Unternehmen, dessen Undurchführbarkeit jetzt offen zutage lag. Fast gleich stark waren Kyushu und Oburu davon überzeugt, daß niemand in den Vereinigten Staaten bereit sein würde, das Werk des toten Roddington fortzusetzen und noch weitere Millionen für eine verlorene Sache zu opfern. Es drängte den Major, die wichtige Nachricht schnell weiterzugeben, aber die Prau verfügte über keine dafür geeignete Sendeanlage.
Nur noch ein kurzes Hin und Her von Funksprüchen gab es zwischen Kyushu und Jonas Merrywater, wobei der letztere nochmals alle Einzelheiten bestätigte. Dann brach der Major die Verbindung ab, und nun zeigte es sich, daß die Prau doch nicht ein ganz gewöhnliches Eingeborenenboot war.
Das Segel, bei der Flaute vollständig nutzlos, wurde niedergeholt. Eigenhändig räumten Major Kyushu und Vicomte Oburu in der Bootsmitte einen Haufen von allerlei Gerümpel beiseite, und ein starker Motor wurde sichtbar. Ein Druck auf den Starterknopf – und er sprang an.
Mit einer Geschwindigkeit, die wohl niemand dem alten Boot zugetraut hätte, eilte es unter dem Druck seiner Schraube nach Nordwesten davon, wo die »Hitsa Maru« außer Sichtweite der Werkflotte vor Anker lag. Nur eine knappe Stunde noch – und aus der Antenne der »Hitsa Maru« jagten die erstaunlichen Neuigkeiten Mr. Merrywaters in den Äther. Sie waren nur für Tokio bestimmt, und Major Kyushu hatte seinen Funkspruch sorgfältig verschlüsselt. Doch es fällt oft schwer, einen Funkschlüssel auf die Dauer geheimzuhalten. Auch von andern Stellen wurde das Radiogramm empfangen und entziffert.
Daß man sich auf japanischer Seite der Dienste Mr. Merrywaters versicherte, um die Vorgänge auf Roddingtons Flotte zu
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