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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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wenn er im Urgestein des Seebodens das nicht fand, um dessentwillen er das riesenhafte Unternehmen gewagt hatte, so würde sein Name in der Geschichte der Technik doch durch die Jahrhunderte weiterleben.
    Aber auch das Weitere würde dem Kühnen glücken. Fester denn je war Harding jetzt davon überzeugt, und er begriff, warum Roddington sich ihm in den letzten entscheidenden, Tagen versagt hatte und bei seinem Werk geblieben war. In dieser Sekunde vermochte er dessen Handlungsweise vollständig nachzufühlen. Er begriff es, daß Roddington erst etwas von sich hören lassen wollte, wenn er einen Erfolg mitteilen konnte.
    Der Staatssekretär wurde in seinen Gedanken durch die Meldung unterbrochen, daß Admiral Jefferson ihn zu sprechen wünschte. Hoffentlich kommt er mir nicht jetzt gerade mit neuen Plänen für die Tankanlagen auf Manila, dachte Harding, während er den Admiral zu sich bitten ließ.
    »Gute Nachrichten von Roddington«, empfing er den Eintretenden und schob ihm den Funkspruch Dickinsons hin. Der Admiral las ihn und sagte:
    »Eben Roddingtons wegen komme ich zu Ihnen, Mr. Harding. Ich fürchte, Ihre Nachricht ist durch eine spätere, schlimmere überholt; wir fingen einen verschlüsselten Funkspruch der japanischen Marine auf, der leider ganz anders lautet. Hier ist er.«
    Harding las das Telegramm.
    »Die Leichen von Roddington und Dr. Wegener werden eben auf die ›Blue Star‹ gebracht. Es hat eine Explosion stattgefunden. Der untere Teil des Schachtes ist zerstört.«
    Die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen, eine Welt fühlte er um sich zusammenbrechen, alle seine Hoffnungen in Trümmer sinken.
     
    Um die elfte Vormittagsstunde kam die neue Ausgabe der New Yorker »Morning Post« heraus. In Rudeln stürmten die Zeitungsboys mit den frischen Exemplaren durch die Geschäftsstraßen der Hudson-Metropole und riefen die Schlagzeilen aus.
    »Tragisches Ende eines Multimillionärs … Explosion in der Tiefsee … Riesenschacht zerstört … Mehr als hundert Tote …«
    Im Handumdrehen setzten die Verkäufer ihre Ware ab. In einer Stunde war das Doppelte der normalen Auflage vergriffen, zehnfach machte sich an diesem Vormittag das japanische Codebuch für die »Morning Post« bezahlt. Denn nur durch diesen Code war die Redaktion des Blattes in den Besitz der außergewöhnlichen Nachricht gelangt, von der keine der übrigen New Yorker Zeitungen etwas wußte oder brachte.
     
    Fast ein Jahr war seit jenem Februartage vergangen, an dem die Presse der Empire City das Publikum durch die Mitteilung vom Verkauf des Roddington-Konzerns an die Grand Corporation in Aufregung versetzte. Eine Zeitspanne, lang genug, um den Namen Roddington in der schnellebigen Riesenstadt wieder in Vergessenheit geraten zu lassen. Was kümmerte das Volk, das hier tagaus, tagein seiner Arbeit nachging, ein reicher Nichtstuer, der irgendwo in fernen Meeren auf einer Luxusjacht spazierenfuhr!
    Durch gelegentliche Zeitungsnotizen hatte Roger Blake die Öffentlichkeit in dieser Meinung über seinen Vollmachtgeber geflissentlich gestärkt. »James Roddington mit der ›Blue Star‹ in Manila angekommen; nimmt am Tennisturnier teil« oder »Die ›Blue Star‹ im Hafen von Singapur; James Roddington beim englischen Gouverneur auf einer Garden Party« lauteten diese Mitteilungen etwa, die bewußt darauf angelegt waren, den Erben des Roddington-Konzerns als sorglosen Müßiggänger erscheinen zu lassen, und sie erfüllten ihren Zweck vorzüglich.
    Die Öffentlichkeit ahnte nichts von der wirklichen Tätigkeit des Millionärs. Kein Wort über die Unternehmungen in Trenton und Davao drang zum Publikum. Was bei Beginn der Arbeiten über neue Riesengeschütze vermutet und gemunkelt worden war, lag in den Geheimakten der verschiedenen Admiralstäbe begraben, und was in den Werken von Davao geschafft wurde und was weiter in der Tiefsee bei Mindanao geschah, blieb das Geheimnis der wenigen daran Beteiligten.
    Und nun wie ein Blitz aus heiterem Himmel diese überraschende Meldung der »Morning Post«! Percy Drake hatte seiner Phantasie bei der Abfassung des Artikels keine Zügel angelegt, sondern zu dem, was er mit Hilfe des Codebuches aus dem Äther fing, noch reichlich Dinge hinzuerfunden, für deren Vorhandensein er nicht den geringsten Anhalt hatte, die aber immerhin möglich waren und in der von ihm gewählten Darstellung sogar recht wahrscheinlich klangen. Als ein hochherziger Patriot wurde Roddington auf der ersten Seite der »Morning

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