Das stählerne Geheimnis
gar nicht.«
Palmer rutschte unschlüssig auf seinem Stuhl hin und her.
»Ich kann es nicht selbst entscheiden, Mr. Blake. Darf ich Ihr Telefon benützen, ich möchte Price anrufen.«
»Gern, mein lieber Palmer, aber vorher möchte ich Ihnen noch etwas zeigen. Das können Sie dann Price auch gleich mitteilen.«
Roger Blake ging zu seinem Tresor und holte ein Dokument hervor, das mehrfach gestempelt war. Er schlug es auf und zeigte Palmer einige Paragraphen darin. Der las sie und wunderte sich über ihren Inhalt. Wie schrankenlos mußte Roddington diesem Blake vertraut haben, daß er ihm eine derartig weitgehende Verfügungsgewalt über sein Vermögen gab, eine Vollmacht, die – hier stand es klar und deutlich – auch noch über den Tod des Vollmachtgebers hinaus lief.
»Haben Sie sich überzeugt, daß ich befugt bin, das Geschäft sofort Zug um Zug abzuschließen?« fragte Blake, während er die Vollmacht wieder in den Tresor schloß.
Palmer nickte schweigend.
»Dann sprechen Sie mit Price. Ich bewillige Ihrer Finanzgruppe einen Emissionspreis von drei Prozent. Meine übrigen Bedingungen kennen Sie.«
Präsident Price saß zusammen mit Curtis in seinem Büro und blickte von Zeit zu Zeit auf die Uhr.
»Eine gute Stunde dürfte unser Mann jetzt bereits bei Blake sein«, sagte Curtis.
»Wenn ihn Blake hinausgeworfen hätte, würde er schon telefoniert haben«, brummte Price. »So hatten wir’s verabredet. Im anderen Falle sollte er hierherkommen.«
»Aha! Sollte die Sache mit Blake Essig sein?« Da läutete plötzlich das Telefon. Price griff zum Hörer.
»Hallo, hier Price. Sie sind’s, Palmer? Wo sind Sie? Was? Immer noch bei Blake? Sie sprechen von seinem Apparat? – Unter den Bedingungen ist er bereit?«
Hin und her flogen Rede und Gegenrede durch den Draht, immer heftiger bearbeitete Price dabei seinen Schnurrbart, während sein Gesicht sich rötete.
»Sind Sie sicher, daß er Vollmacht hat?« schrie er.
»Ich habe sie mit meinen Augen gesehen, Mr. Price. Absolute, unbeschränkte Vollmacht«, kam es vom andern Ende der Leitung zurück. »Soll ich die Bedingungen in Ihrem Namen annehmen?«
Price ließ seinen Schnurrbart los und deckte das Mikrofon mit der rechten Hand zu.
»Palmer ist ein Esel«, knurrte er ingrimmig zu Curtis hinüber, »in Gegenwart des Kontrahenten mit uns zu telefonieren. Verdammt ungeschickt von ihm …«
»Hallo, Mr. Price, sind Sie noch da?«
»Ja, Palmer. Bitten Sie Mr. Blake selber an den Apparat.«
Äußerlich ruhig, innerlich aufs höchste gespannt, war Blake dem Gespräch Palmers gefolgt. Mit gutgespielter Gleichgültigkeit nahm er den Hörer.
»Hallo, hier Blake! Tag, Herr Präsident! Freue mich immer wieder, wenn ich Ihre Stimme höre. Palmer hat Sie bereits über die Bedingungen unterrichtet, unter denen ich Ihnen gefällig sein kann.«
»Maßlose Frechheit«, zischte Price auf der anderen Seite über das abgedeckte Mikrofon. »Er nimmt zehn Millionen von uns und spricht dabei von Gefälligkeit! Gefälligkeit seinerseits, Curtis, damit Sie mich recht verstehen.«
Das Gespräch zwischen Blake und Price ging weiter. Ebenso vergeblich wie Palmer vorher versuchte der Präsident der Corporation, einen höheren Zinssatz aus Roddingtons Bevollmächtigtem herauszuschlagen. Der spielte zuletzt seinen stärksten Trumpf aus.
»Vergessen Sie nicht, mein lieber Präsident, daß der Haupterbe Roddingtons wahrscheinlich sein Vetter Henry Garfield sein dürfte – der von den Bedlam Steelworks – Sie verstehen mich …« Price machte ein Gesicht, als ob er etwas Saures verschluckt hätte, während Roger Blake vergnügt vor sich hinlächelte. Und doch hatten die beiden Männer trotz so verschiedener Mienen im selben Augenblick den gleichen Gedanken. Garfield würde natürlich mit allen Mitteln bestrebt sein, das Trenton-Werk seinem eigenen Konzern anzugliedern.
»Hat sich Garfield schon gemeldet?« fragte Price.
»Bei mir noch nicht«, kam die Antwort von Blake. »Ich nehme an, daß er im stillen die Gerichte bearbeitet, um möglichst schnell die Einsetzung eines Kuratoriums zu erreichen. Natürlich wird er alle Hebel in Bewegung setzen, um selber Vorsitzender …«
»Hören Sie, Blake«, fuhr Price dazwischen, »wir wollen das Geschäft abschließen, ohne Mr. Garfield zu bemühen. Bitte kommen Sie zu mir! Unser Syndikus ist zur Hand. Wir könnten gleich alles zum Abschluß bringen.«
»Gut, Mr. Price. Mein Wagen steht vor der Tür. In zehn Minuten kann ich
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