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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Schiffsgang hinaus.
    »Seien Sie vorsichtig, Doktor Wegener! Setzen Sie sich keinen Gefahren aus! Ich brauche Sie noch!« rief ihm Roddington nach. Dr. Wegener hörte es nicht mehr. Er kletterte bereits über das Fallreep der »Blue Star« in die Barkasse, um sich zum Schacht fahren zu lassen.
     
    Nach langer Seilfahrt verließ Dr. Wegener auf Station V die Förderschale und stieg über die eiserne Leiter in die untere Hälfte der Stahlkugel hinab. Mit der Sonde wollte er von hier aus den letzten Teil des Weges durch die unterste, eingeschnürte Strecke des Schachtes zurücklegen.
    Bei der Fördermaschine traf er Ingenieur Larking und MacAndrew, einen Mann von der zweiten Schicht des Stollens, der um diese Zeit eigentlich hätte unten vor Ort sein müssen. Beide waren in einen heftigen Wortwechsel verwickelt, der in Tätlichkeiten auszuarten begann.
    Mit einem kräftigen Stoß schleuderte MacAndrew den Ingenieur zur Seite, griff nach dem Steuerhebel der Fördermaschine und ließ sie angehen. Dabei hörte Dr. Wegener ihn mit Brown, dem andern Mann der Schicht vor Ort, durch das Schachttelefon sprechen, und er sah gleichzeitig an dem Tiefenanzeiger der Fördermaschine, daß die Sonde mit der für Personenfahrt vorgeschriebenen Geschwindigkeit nach oben kam. Larking hatte sich wieder aufgerafft und wollte sich auf MacAndrew stürzen. Mit einer Handbewegung verwies der Doktor ihn zur Ruhe und trat selbst an die Fördermaschine. Kurz und knapp kam die Frage von seinen Lippen.
    »Warum fahren Sie während der Schicht aus, Mac-Andrew?«
    »Weil der Teufel da unten los ist!« schrie der Schotte, ohne die Hand vom Steuerhebel zu lassen.
    »Hm! Wie sieht denn der Teufel aus?« fragte Dr. Wegener. Sein unerschütterlicher Gleichmut brachte den anderen noch mehr in Harnisch.
    »Er stinkt, Sir!« rief er erbittert. »Es stinkt da unten vor Ort, wie nur der Teufel stinken kann!« Er brüllte die Worte heraus, daß die stählerne Wand des engen Raumes erdröhnte.
    »Aber gesehen haben Sie ihn nicht?« fragte der Doktor phlegmatisch weiter. MacAndrew wurde unter seinem kühlen, forschenden Blick kleinlaut.
    »Habe nicht darauf gewartet, Sir, bis er mich holte«, knurrte er mißmutig. »Bin getürmt, als der verfluchte Gestank losging. Hole jetzt auch Brown mit der Sonde nach oben; ’s ist Christenpflicht«, fuhr er auf einen neuen scharfen Blick des Doktors entschuldigend fort. »Da unten ist’s nicht mehr geheuer.«
    Der Doktor wollte noch weiterfragen, als die Sonde aus dem Schachtmund auftauchte. Jimmy Brown entstieg ihr und schüttelte sich wie ein Pudel, der aus dem Wasser kommt.
    »Brr! Mac, habt ihr einen ordentlichen Whisky hier? Ich werde den verfluchten Geschmack und Gestank aus der Kehle nicht los.«
    Erst jetzt erblickte Brown den Doktor und schwieg. Er wußte, daß mit dem bisweilen nicht gut Kirschen essen war. Erstaunen malte sich in seinen Zügen, als Dr. Wegener in seine Brusttasche griff und eine Whiskyflasche hervorzog.
    »Da, Mann! Nehmen Sie erst mal einen Schluck, und dann erzählen Sie vernünftig, was da unten eigentlich los ist.«
    Jimmy Brown ließ sich das nicht zweimal sagen. Er tat einen Zug von beträchtlicher Länge, schluckte, schnalzte und stöhnte befriedigt. »Ah! Jetzt wird mir besser, Sir. Jetzt ist der ekelhafte Geschmack weg.«
    Dr. Wegener nahm die Flasche an sich und versenkte sie wieder in seine Tasche. Mit vielen Fragen holte er Stück um Stück aus Jimmy Brown heraus, was sich vor Ort eigentlich zugetragen hatte, und das war ungefähr folgendes:
    Heller und endlich glasklar war das Gestein im Stollen vor Ort geworden, gleichzeitig auch immer härter, so daß die Bohrer immer langsamer vorwärts kamen. Um knapp einen Meter nur hatte man den Stollen während der letzten vier Stunden vortreiben können. Dann änderte das Gestein plötzlieh seinen Charakter. Es wurde wieder undurchsichtig, ähnelte etwa feinkörnigem Sandstein und setzte den Bohrern nur einen geringen Widerstand entgegen.
    Der feine Staub aber, der bei jedem Wechsel der Bohrer mit Preßluft aus den Bohrlöchern geblasen wurde, zeigte Eigenschaften, die MacAndrew und Brown bewogen, ihren Arbeitsplatz fluchtartig zu verlassen. Harmloser Gesteinsstaub schien es zu sein. Sobald er aber den beiden in Mund und Kehle geriet, gab es ein schauderhaftes Jucken und Brennen und gleichzeitig einen Geruch und Geschmack, der einigermaßen an Petroleum oder Benzin erinnerte. Unangenehm war das in Mund und Nase, viel unangenehmer noch

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