Das Steinbett
würden.«
Lindell wurde klar, daß sie so nicht weiterkamen. De Soto hatte sich auf ihren Besuch gut vorbereitet. Hatte Moya das gewußt? War er deshalb so bereitwillig mit seiner Kavallerie ausgerückt?
Sie räusperte sich. »Wäre es möglich, eine Liste Ihrer Angestellten zu bekommen? Und zwar nicht nur der momentan hier beschäftigten, sondern eine Übersicht für das ganze letzte Jahr?«
»Selbstverständlich«, versicherte de Soto.
»Danke«, sagte Lindell.
»Wann war Cederén zuletzt hier?« erkundigte sich Haver.
Die Spanier sahen sich an. Offensichtlich waren sie auf diese Frage nicht vorbereitet gewesen.
»Da müßten wir nachsehen«, meinte de Soto schließlich, »aber ich glaube mich erinnern zu können, daß es Ende Mai war.«
»Hat er bei seinem Besuch die Dominikanische Republik erwähnt?« fuhr Haver fort.
De Soto war nun eine gewisse Gereiztheit anzumerken.
»Wie ich schon sagte, es bestand keine Veranlassung, über dieses Land zu sprechen.«
»Wann waren Sie zuletzt in Schweden?« wollte Haver wissen.
Lindell fragte sich, worauf er hinauswollte.
»Im Mai. Wir beide waren im Mai dort«, sagte er und nickte seinem Tischnachbarn zu.
»Wer sind die Haupteigner in den jeweiligen Firmen?« meldete sich Wanning zu Wort.
»Cederén, Jack und ich besitzen jeweils ein Viertel. Der Rest ist auf etwa zwanzig Investoren verteilt.«
»Sind diese Anteilseigner im Unternehmen aktiv?«
De Soto schüttelte den Kopf. »Sie sehen ihre Beteiligung als eine gute Investition.«
»Was geschieht nun mit Cederéns Anteil?«
»Vertragsgemäß haben Jack Mortensen und ich ein Vorkaufsrecht auf Cederéns Anteil. Falls wir nicht interessiert sind, geht dieses Recht auf die anderen Teilhaber im Verhältnis zu ihrem Anteil über.«
»Sind Sie interessiert?« wollte Haver wissen.
»Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht«, erwiderte de Soto kurz angebunden.
Blödsinn, dachte Lindell, das war das erste, worüber du nachgedacht hast, als du von Cederéns Tod erfahren hast.
»Können irgendwelche finanziellen Motive dazu beigetragen haben, daß Cederén seine Familie überfahren und sich anschließend das Leben genommen hat?« fragte sie.
»Nein«, antwortete de Soto.
»Uns liegen Informationen vor, nach denen er sich nicht das Leben genommen hat«, fuhr Lindell fort.
De Soto hob die Augenbrauen. »Was soll sich denn dann abgespielt haben?«
»Wir kennen noch nicht alle Details«, sagte Lindell und blätterte in ihrem Notizblock.
Mittlerweile war de Sotos Verärgerung deutlich zu spüren. Von seinem unterwürfigen Lächeln war keine Spur mehr geblieben. Er antwortete zwar immer noch höflich auf alle Fragen, aber sein Gesichtsausdruck verriet, daß sie in seinen Augen vollkommen irrelevant waren.
Moya, der lange Zeit geschwiegen hatte, lehnte sich plötzlich vor.
»Señor de Soto«, sagte er, »auch mir liegen gewisse Informationen vor.«
Gespannte Stille trat ein.
»Aus sicherer Quelle, oder besser gesagt aus zwei Quellen, haben wir erfahren, daß Sie mit kriminell vorbelasteten Elementen in Kontakt gestanden haben. Gestalten, die der Polizei nur zu gut bekannt sind. Was haben Sie dazu zu sagen?«
Dies kam für die schwedischen Polizisten völlig überraschend, und sie erkannten, daß Moya die ganze Zeit auf den richtigen Augenblick gewartet hatte, um einzugreifen.
»Was soll ich dazu sagen? Gerüchte über erfolgreiche Unternehmen und Unternehmer haben immer Hochkonjunktur. Das gilt wahrscheinlich auch für erfolgreiche Polizisten, habe ich recht?«
Moya konterte augenblicklich. Lindell beobachtete fasziniert, daß er sich in der aufgeladenen Atmosphäre immer wohler zu fühlen schien.
»Jaime Urbano«, sagte er schlicht.
Lindell spürte, wie Haver zuckte, aber er fing sich sofort wieder und tat, als unterdrücke er ein Niesen.
»Der Name sagt mir nichts«, erwiderte de Soto. »Ist das einer Ihrer Bekannten?«
»Der Mann ist ein berüchtigter Mörder«, sagte Moya ruhig, »ursprünglich war er ein kleiner Dieb und Unruhestifter, aber mittlerweile ist er ein gewiefter Killer. Ich glaube, Sie sind ihm begegnet. Vielleicht haben Sie sich nur den Namen nicht gemerkt. Er erhielt erst vor vier Wochen vier Millionen Peseten von einem unbekannten Bewunderer.«
De Sotos Blick flackerte. Lindell genoß dies in vollen Zügen, und Haver schrieb wie verrückt in seinen Notizblock.
»Urbano macht nichts umsonst«, fügte der Polizeichef hinzu. »In gewisser Weise ist auch er ein erfolgreiches
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