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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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Unternehmen mit Expansionsmöglichkeiten. Das meint jedenfalls seine greise Mutter.«
    »Davon weiß ich nichts«, murrte de Soto, »und ich verbitte es mir, mit einem solchen Element in Verbindung gebracht zu werden.«
    Es klopfte, einer von Moyas Männern lugte herein, sah seinen Chef an und nickte ihm zu. Moya stand auf, entschuldigte sich und ging zu dem jungen Polizisten. Sie unterhielten sich flüsternd und verließen nach einer Weile den Raum.
    Wenig später kehrte Moya zurück und setzte sich. Alle warteten auf ein Wort von ihm. Er hatte wieder eine entspannte Haltung eingenommen, wandte sich an Lindell und lächelte ihr aufmunternd zu. »Ich befürchte, daß wir Sie und Ihre Firma noch ein paar Stunden belästigen müssen«, sagte der spanische Kommissar, der sich im Laufe des Gesprächs so überraschend präsentiert hatte, zu de Soto.
    Lindell betrachtete Moya und sah, daß die Situation ihm gefiel, nicht zuletzt, weil er seine schwedischen Gäste überrascht hatte. Sie hätten verärgert sein können, doch Lindell gönnte ihm seinen Triumph.
    »Wir müssen uns gelegentlich auch um die Produktion kümmern«, erwiderte de Soto, aber das war nur ein formaler Einwand. Er wußte das genauso gut wie Moya, der sich erst gar nicht die Mühe machte, darauf einzugehen.
    »Wir sind Ihnen sehr dankbar, daß Sie zu einer Zusammenarbeit bereit sind«, sagte Moya höflich. »Wir werden etwa zehn Beamte für ein paar Stunden hierlassen. Sollte es sich als notwendig erweisen, Unterlagen aus der Firma mitzunehmen, werden wir Ihnen selbstverständlich die behördlichen Vollmachten vorlegen, die dies legitimieren.«
    De Soto sagte etwas auf spanisch, und Moya warf ihm einen amüsierten Blick zu.
    »Vielen Dank für alles«, sagte Lindell und schüttelte de Soto die Hand.
    Haver schielte zu ihr hinüber.
    »Das steht manchmal bei Beerdigungen auf Kränzen«, sagte er auf schwedisch.
    »Vielleicht sind wir ja auch Zeugen einer Beerdigung«, antwortete sie.
     
    Schweigend fuhren sie zum Polizeihauptquartier an der Plaza Azaña zurück. Moya schien in Gedanken versunken zu sein. Lindell begriff, daß er seine Leistung bewertete, möglicherweise seine Argumente und das Gelingen der Aktion überdachte. Sie kannte dieses Nachdenken: Hätten wir auch anders handeln können? Wird der Staatsanwalt zufrieden sein? Sie hatte sich nicht auf alle Untertöne des Gesprächs einen Reim machen können. In den Worten von Moya und de Soto hatte mehr mitgeschwungen, als Lindell verstehen konnte. Mittlerweile ärgerte sie sich doch ein wenig darüber, daß sie nicht lückenlos informiert worden waren. Hatte Moya die Schweden für Zwecke ausgenutzt, die sie nicht durchschauen konnten? Was steckte hinter dem massiven Polizeiaufgebot?
    Als sie beim Hauptquartier aus dem Wagen stiegen, schlug Moya vor, gemeinsam zu Abend zu essen.
    Lindell war völlig erledigt. Am liebsten hätte sie sich auf dem Hotelbett ausgestreckt. »Gern«, sagte sie und setzte ihr freundlichstes Lächeln auf.
    Sie versammelten sich in dem gleichen Raum wie zuvor. Lindell fand, daß König Juan Carlos an der Wand jetzt wesentlich zufriedener aussah.
    »Ich muß Sie fragen, warum Sie am Anfang so zurückhaltend gewesen sind?« begann Lindell. »Sie haben uns den Eindruck vermittelt, bei UNA Medico nicht massiv zuschlagen zu können.«
    »Ich wollte keine zu großen Erwartungen wecken«, erwiderte Moya bescheiden. »Es ist immer besser, mit positiven Überraschungen aufwarten zu können.«
    »Der Name Jaime Urbano ist mir bekannt«, sagte Haver.
    Alle, bis auf Lindell, sahen ihn erstaunt an.
    »Wir sind die Passagierlisten der Flüge in die Dominikanische Republik und nach Malaga durchgegangen«, fuhr Haver fort. »Es sind Tausende Namen, aber wir haben alle aussortiert, die uns wie Touristen vorkamen oder schwedische Rentner, die an der spanischen Mittelmeerküste leben. Das Ganze war etwas willkürlich, aber wir hatten keine andere Wahl. Dennoch blieben fast tausend Namen übrig. Unter anderem Jaime Urbano.«
    »Warum erinnern Sie sich ausgerechnet an diesen Namen?« fragte Moya.
    »Mein Nachbar heißt Urban«, antwortete Haver. »Ich fand es ganz lustig, daß jemand Urbano mit Nachnamen heißt, das ist alles.«
    »Und Urbano ist von Stockholm aus geflogen?«
    Haver nickte.
    »Ich erinnere mich nicht mehr an das genaue Datum, aber er steht auf der Liste«, sagte er, »gibt es hier mehrere Urbanos?«
    »Bestimmt hundert allein in Malaga«, antwortete Moya, »aber nicht so viele

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