Das Steinbett
lesen, als sie die Autobahn verließen. Ein Zug rasselte auf den Gleisen heran, die parallel zur Straße verliefen. Hinter einem Bahnhof bogen sie rechts ab, fuhren ein paar Häuserblocks geradeaus und bogen dann wieder links ab. Der Fahrer bremste, und sie passierten eine Reihe von Streifenwagen. Moya hob wie ein Präsident auf Staatsbesuch die Hand zum Gruß.
»Das ist aber ein großer Einsatz«, sagte Lindell und wandte sich dem lächelnden Moya zu.
»Man muß ein wenig die Muskeln spielen lassen«, erwiderte er, »damit sie auch sehen, daß wir es ernst meinen.«
Lindell beschlich der Verdacht, daß Moya die Besucher aus Schweden und den Polizeieinsatz für eigene Zwecke nutzte. Sie schaute Haver an und wollte gerade etwas sagen, als Moya dem Fahrer gestikulierend Anweisungen gab. Sie kamen zu einem roten Backsteingebäude.
UNA Medico stand in großen Buchstaben auf einem Kupferschild, MedForsk kleiner darunter. Ein alter Mann verfolgte die Invasion der Autos mit großen Augen. Er nahm seine Mütze vom Kopf und unterstrich damit auf seine Weise das Spektakuläre der ganzen Aktion.
Moya ging mit selbstsicheren Schritten zur Eingangstür. Gleichzeitig holte einer der Polizeibeamten in Zivil eine Kamera heraus und machte ein Bild von seinem Chef, als dieser die Hand auf die Klinke legte. Jede Spur von Verbindlichkeit war aus Moyas Gesicht gewichen, er glich jetzt eher einem grimmigen Feldherrn.
Chefs sind doch überall gleich, dachte Lindell. Bald wird wohl auch unser Polizeipräsident in Uniform dabeisein wollen, wenn wir zuschlagen, während ein Blitzlichtgewitter die staunende Öffentlichkeit blendet.
Die Polizisten verteilten sich und verschwanden hinter dem Gebäude. Etwa zehn von ihnen folgten Moya und den Schweden durch den Haupteingang.
Die spanisch-schwedische Delegation wurde im Foyer von zwei Herren mittleren Alters in Empfang genommen. Der eine war auffällig klein. Er war es, der nun vortrat und Moya auf eine Weise ansah, als würde er ihn bereits kennen oder zumindest erkennen, wer hier das Sagen hatte.
»Willkommen bei UNA Medico«, sagte er herzlich und stellte sich als Francisco Cruz de Soto vor.
Hat man uns etwa doch erwartet, fragte sich Lindell, als sie nicht die geringste Spur von Überraschung in de Sotos Gesicht ausmachen konnte.
»Wir sind hier, um gewisse Fragen zu klären, die Ihr Unternehmen betreffen«, sagte Moya ohne Umschweife, und Morales übersetzte seine Worte den Schweden.
»Wir haben ein paar schwedische Kollegen mitgebracht«, fuhr Moya fort und sprach jetzt Englisch.
De Soto trat unverzüglich zu dem schwedischen Quartett und gab ihnen die Hand. »Angenehm«, wiederholte er viermal, als würde er es ernst meinen.
»Wir benötigen unmittelbaren Zugang zu Ihren Geschäftsunterlagen, einem Verzeichnis der Angestellten, zu Protokollen und Korrespondenz«, setzte Moya nach und fischte ein Blatt aus seiner Jackentasche. »Hier ist die nötige Vollmacht«, sagte er.
De Soto widmete dem Papier nicht die geringste Aufmerksamkeit.
»Wir werden Ihnen behilflich sein, ganz egal, worum es auch gehen mag«, sagte er an Lindell gewandt.
Er weiß, worum es geht, dachte sie.
Innerhalb einer Viertelstunde hatte sich eine Handvoll Polizisten in den Büros niedergelassen. Moya, Arrabal, de Soto sowie zwei weitere Mitarbeiter von UNA Medico und die vier Schweden hatten in einem Besprechungszimmer Platz genommen. Wenig später standen Kaffee, Erfrischungsgetränke und Bier auf dem Tisch.
Moya begann mit einer langen Rede über die reibungslose und weitreichende Zusammenarbeit zwischen der schwedischen und der spanischen Polizei.
De Soto saß ruhig da und lauschte seinen Ausführungen. Als der Polizeichef verstummt war, versicherte de Soto erneut, daß man ihnen von Seiten des Unternehmens keine Steine in den Weg legen würde.
Moya sah Lindell an, und sie verstand, daß sie nun an der Reihe war. Sie hatte eine Einleitung vorbereitet und faßte die Vorfälle in Uppsala zusammen.
»Wir glauben«, sagte sie abschließend, »daß einige dieser Rätsel hier in Malaga zu lösen sein könnten.«
»Welche?« fragte de Soto direkt.
»Es geht um finanzielle Transaktionen«, erwiderte Lindell, die ihre Nervosität scheinbar abgelegt hatte. »Wir haben Grund zu der Annahme, daß eine relativ große Summe bei MedForsk verschwunden und entweder hier oder in einem dritten Land gelandet ist. Weiterhin haben wir einige Fragen, die die Dominikanische Republik betreffen. Dort ist Land gekauft
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