Das Steinbett
worden, vielleicht gab es auch andere Transaktionen.«
De Soto machte Anstalten, sie zu unterbrechen, aber Lindell fuhr unverdrossen fort.
»Schließlich«, sagte sie, »ist Ihnen ja bekannt, daß der Forschungsleiter der Firma MedForsk, Sven-Erik Cederén, tot ist, ebenso seine Frau und seine kleine Tochter.«
»Wir haben davon gehört und bedauern das Vorgefallene von ganzem Herzen, aber soweit wir wissen, handelte es sich um eine Familientragödie, die weder mit MedForsk noch mit uns etwas zu tun hat. Sven-Erik Cederén war ein guter Wissenschaftler und Freund, aber er ist offensichtlich wahnsinnig geworden«, sagte de Soto.
»Sagt Ihnen der Name Julio Piñeda etwas?« fragte Haver plötzlich.
Für einen Moment machte de Soto ein etwas gereiztes Gesicht, aber er verneinte.
»Sind Sie schon einmal in der Dominikanischen Republik gewesen?« erkundigte sich Lindell.
»Ja, zweimal. Beide Male mit meiner Frau und den Kindern. Ein schönes Land.«
»Sie haben dort keine Filiale?«
»Nein, die politische Situation ist dafür zu unsicher. Außerdem gibt es keine ausreichende Infrastruktur, und es fehlt an qualifizierten Arbeitskräften.«
»Was haben Sie dann dort gemacht?« fragte Haver.
»Urlaub«, antwortete de Soto knapp.
Wer es glaubt, wird selig, dachte Lindell und sah auch in Havers Gesicht Skepsis.
»Und Sie haben nicht vor, dort geschäftlich aktiv zu werden?«
»Nein, wie gesagt, die Dominikanische Republik interessiert uns nicht.«
Bosse Wanning hüstelte, und alle sahen ihn an. Lindell war ihm dankbar, daß er sich zu Wort meldete. Es war anstrengend, eine Vernehmung auf englisch zu führen, vor allem, da sie von sich verlangte, diesmal besonders geschickt zu sein, denn zum einen war de Soto aalglatt und zum anderen wollte sie in dem fremden Land einen guten Eindruck machen.
»Wir haben von einer Überweisung des schwedischen Unternehmens in dieses Land Kenntnis«, begann Wanning. »Sie wissen sicher von dem Geschäft.« Er machte eine Pause, so als warte er auf einen Einwand de Sotos. »Was sagen Sie dazu?«
»Kein Kommentar, wie es so schön heißt«, antwortete de Soto scheinbar ruhig und lächelte. »Wir wissen nämlich nichts davon, oder?« sagte er und wandte sich an einen seiner Mitarbeiter, der die Arme vielsagend ausbreitete.
»Wir haben aber ein Fax gefunden, das Ihrer Aussage widerspricht«, sagte Wanning mit sanfter Stimme.
Lindell wußte, daß er regelrecht bösartig werden konnte, wenn ihm danach war.
»Ein Fax woher?«
»Von diesem Büro«, sagte Wanning, ohne aufzublicken. Er blätterte in seinen Unterlagen.
»Unterschrieben von einem gewissen Pedro«, ergänzte er.
»Wir haben ein oder zwei Pedros, aber sie arbeiten in der Produktion und haben nichts mit der Geschäftsführung zu tun«, erwiderte de Soto, der nach wie vor ruhig blieb.
»Könnte es vielleicht ein Spitzname sein?« fragte Wanning.
»Wir sind eine Firma, keine Fußballmannschaft. Wir tragen keine Künstlernamen.«
»Uns liegen gewisse Eingeständnisse Ihrer schwedischen Geschäftsfreunde vor«, fuhr Wanning unbeeindruckt fort.
»Eingeständnisse?«
Wanning zog ein Blatt hervor, das er kurz überflog, ehe er es über den Tisch schob. »Der Text ist ins Spanische übersetzt worden«, sagte er.
De Soto schob das Papier seinem Mitarbeiter zu.
»Möglicherweise sind ein paar zweifelhafte Dinge vorgefallen, was weiß ich, aber selbst wenn dies wirklich der Fall sein sollte, lag es doch nie in unserer Absicht, gegen schwedische oder spanische Gesetze zu verstoßen. Unser Unternehmen befindet sich in einer sehr expansiven Phase, ich betone, sehr expansiv, und da ist es vorstellbar, daß dem einen oder anderen Mitarbeiter Fehler unterlaufen sind, aber wir werden eventuelle Mißgeschicke auf der Stelle korrigieren.«
Sekundenlang blieb es still, so als sollte den Anwesenden die Möglichkeit gegeben werden, dieses erste Eingeständnis des Chefs von UNA Medico zu bewerten. Er argumentiert wie Mortensen, dachte Lindell.
»Wir können es uns nicht leisten, gegen das Gesetz zu verstoßen«, fuhr de Soto fort. »Unser Unternehmen läuft so gut, daß wir all unsere Kraft benötigen, um unsere Produkte zu entwickeln und uns neue Märkte zu erschließen. Wir stehen vor der vielversprechenden Einführung eines neuen Medikaments, das jeden Tag die Genehmigung für den amerikanischen Markt bekommen kann. Sie verstehen sicher, daß wir so etwas nicht wegen ein paar lumpiger Peseten aufs Spiel setzen
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