Das Steinbett
schwedischen Polizisten der Reihe nach an.
Ich frage mich, wieviel man auf seine Worte geben kann, dachte Lindell, lächelte ihn jedoch höflich an. Sie schlug ihr Notizbuch auf und erläuterte, warum sie sich für MedForsk interessierten. Als sie beschrieb, wie Josefin und Emily von einem unbekannten Autofahrer getötet worden waren, hörte sie aus Moyas Richtung ein Seufzen.
Lindells Vortrag dauerte eine Viertelstunde. Niemand unterbrach sie, und als sie verstummte, breitete sich eine merkwürdige Stille im Raum aus.
»Noch etwas Kaffee?« fragte Moya.
Lindell sah zunächst Haver und anschließend Bosse Wanning an, als suche sie deren Beistand.
»Sehr schön«, sagte Moya enthusiastisch. »Ein sehr informativer Bericht. Vielen Dank.«
Lindell wurde rot.
Eine weitere Kanne Kaffee wurde gebracht, was Wanning augenblicklich etwas wacher aussehen ließ. Mag sein, daß er müde ist, dachte Lindell, aber er könnte sich trotzdem ruhig etwas engagierter geben.
»Wir möchten Ihnen folgendes vorschlagen«, sagte Moya, während sie an dem starken Kaffee nippten. »Wir haben nicht so ohne weiteres die Befugnis, bei UNA Medico reinzuplatzen und in den Firmenunterlagen herumzuschnüffeln. Wie Sie sicher wissen, bedarf es dazu der Genehmigung eines Staatsanwalts. Wir arbeiten daran. Dagegen können wir bereits jetzt mit der Unternehmensleitung sprechen.«
»Sind sie von unserem Kommen unterrichtet worden?« fragte Antonio Morales, der Computerexperte, auf spanisch.
»Oh, meine schöne Muttersprache«, platzte Moya heraus und grinste über das ganze Gesicht. »Nein, sie wissen natürlich nichts. Wofür halten Sie mich«, fügte er hinzu und setzte eine scherzhaft beleidigte Miene auf.
Morales neigte ein wenig den Kopf und sagte etwas auf spanisch. Moya beantwortete seine Ausführungen mit einem Lächeln und einer kaum merklichen Geste des Kopfes, dabei streckte er einen Arm mit einer langsamen Bewegung zur Seite.
Südeuropäer, dachte Lindell. Moya wandte sich erneut an sie.
»Ich schlage vor, daß Sie jetzt erst einmal in Ihr Hotel fahren, sich ein wenig ausruhen und vielleicht eine Kleinigkeit essen. Gegen drei könnten wir dann UNA Medico einen Besuch abstatten. Wäre Ihnen das recht?«
»Ist das nicht ein wenig spät?«
»Nein, bei uns wird lange gearbeitet«, erwiderte Moya.
Das Malaga Palacio lag an einer Straße, die wohl die Hauptverkehrsader ins Stadtzentrum zu sein schien und Alamed Principal hieß. Vor dem Hotel erstreckte sich ein weiträumiger Park, und wenige Häuserblocks weiter nördlich lag die große Kathedrale.
Lindell hatte sich einiges über die Stadt, ihre Geschichte und die Sehenswürdigkeiten angelesen. Sie wußte, daß sie über zweitausendfünfhundert Jahre alt war und über siebenhundert Jahre lang unter der Herrschaft der Araber gestanden hatte.
»Siebenhundert Jahre«, sagte sie zu Haver, als sie auf einer Bank im Park saßen. »Das ist so, als wäre Uppsala seit dem 14. Jahrhundert unter russischer oder deutscher Herrschaft gewesen.«
»Mmm«, machte Haver, der sich den Stadtplan ansah. »Picasso ist hier geboren worden.«
»Ja, das ist natürlich ein typisch arabischer Einfluß«, bemerkte Lindell.
Haver sah auf und lächelte. »Geht es dir gut?« fragte er.
»Ob es mir gutgeht? Natürlich.«
»Du siehst in letzter Zeit etwas müde aus«, meinte Haver und legte den Plan wieder zur Seite.
»Es ist viel los gewesen«, erwiderte Lindell.
Sie beobachtete die Tauben, die sich in Massen um einen alten Mann scharten, der ihnen gegenüber saß.
»Es ist ja schön, mal ein bißchen rauszukommen«, sagte er.
»Aber ich frage mich, was uns das Ganze bringen soll, wenn wir ihre Buchführung und Korrespondenz doch nicht untersuchen dürfen. Wie sollen wir dann hier etwas finden, was uns weiterbringt? Wir sind doch völlig abhängig vom Entgegenkommen des Unternehmens.«
»Ich weiß, aber ich sehe das anders: Die Lösung liegt in Schweden, davon bin ich überzeugt. Wenn wir hier ein wenig nachbohren, kommt bei uns zu Hause vielleicht etwas ans Licht.«
»Das ist ein frommer Wunsch«, meinte Haver.
Viertel vor drei fuhr ein ziviler Polizeiwagen vor dem Eingang des Hotels vor. Es war der gleiche Fahrer wie am Morgen. Lindell fiel auf, daß er das Hemd gewechselt hatte.
In dem Wagen, einem geräumigen Toyota, saßen bereits Moya und Arrabal. Die Fahrt führte zu einem Industriegebiet am Stadtrand, nicht weit vom Flughafen entfernt. Guadelhorce glaubte Lindell auf dem Schild zu
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