Das Steinbett
richteten sich auf sie. »Als Ann und ich sie uns angesehen haben, kam es mir jedenfalls so vor.«
»Woran hast du das gesehen?«
»Am Bauch, an ihren Brüsten. Vor allem an den Brüsten. Sie sah ganz einfach wie eine schwangere Frau aus.«
»Was meint Lindell dazu?«
»Sie hat keine Kinder«, erwiderte Beatrice.
»Wir werden bald wissen, wie es sich verhält«, sagte Ottosson und wandte sich an Beatrice. »Fragst du bitte mal nach, ob es dazu schon Informationen gibt?«
Widerwillig stand sie auf und verließ den Raum. Gleichzeitig kam Riis herein. Die beiden begegneten sich an der Tür, ohne sich eines Blickes zu würdigen.
Riis hatte nur wenige Freunde, und die wenigen, die ihm noch geblieben waren, dachten auch darüber nach, ob sie sich weiterhin die Mühe machen sollten, freundlich zu dem mürrischen Kriminalbeamten zu sein. Beatrice hatte als eine der ersten den Gedanken aufgegeben, eine Art kollegialer Freundschaft oder auch nur Zusammenarbeit mit ihm aufrechtzuerhalten. »Riis ist ein griesgrämiger Stinkstiefel in den Wechseljahren«, pflegte sie zu sagen. »Er haßt uns.«
Riis setzte sich, und alle warteten darauf, was er ihnen zu sagen hatte.
»Und?« fragte Ottosson schließlich.
Riis schlug mit einer schwungvollen Bewegung seinen Notizblock auf.
»Cederén ist ein Mann mit Visionen«, sagte er und blickte auf. »Er will etwas aus seinem Leben machen. Er ist erfolgreich mit Betonung auf reich, mit Sicherheit unglücklich und sehr tot.«
»Tot?«
»Mental tot«, sagte Riis und seufzte.
»Bist du etwa neidisch auf seinen Reichtum?« fragte Haver ruhig.
Riis schaute flüchtig zu ihm hin, lächelte und fuhr fort: »Er hat gerade ein Haus in der Dominikanischen Republik gekauft, falls jemand von euch weiß, wo das ist. Das ist ein Land in der Sonne, und da will Herr Cederén hin. Er will nicht mehr in Uppsala-Näs wohnen. Außerdem spielt er Golf. Erster Platz beim letzten Turnier in Edenhof.«
»Komm zur Sache«, ermahnte ihn Ottosson.
»Ich glaube, er hat seine Familie totgefahren und ist abgehauen. Er will in der Karibik Golf spielen.«
»Ich kann hinfahren und der Sache nachgehen«, sagte Wende.
»Zwei Menschen sind umgekommen, und ihr sitzt hier rum und macht Witze«, bemerkte Haver, überzeugt, daß Riis mehr als froh darüber war, in drei Tagen Urlaub zu haben. Er überließ seinen Kollegen nur zu gern die Arbeit an einem Sommermord.
»Meiner Meinung nach«, ergriff Riis wieder das Wort, »war das Ehepaar Cederén wohlhabend, wohlangepaßt, wohlerzogen und umgänglich. Keiner der beiden hat jemals mit der Polizei zu tun gehabt. Nichts in ihrem Haus deutet auf etwas Unnormales hin. An den Wänden hängt gute Kunst, oder zumindest sind es Werke, von denen ich glaube, daß sie gut sind, sie stellen nämlich nicht das geringste dar. Wie es sich gehört, mit anderen Worten.«
»Die klassische Frage: Hatten sie einen Anrufbeantworter?«
Ottosson beugte sich vor, um Riis prüfend anzuschauen, der bequem zurückgelehnt auf seinem Stuhl saß.
»Keine Nachrichten«, antwortete Riis.
»Ein Kalender oder ein Adreßbuch?«
»Bis jetzt haben wir nichts dergleichen gefunden. Er trägt ihn wahrscheinlich bei sich.«
»Was wissen wir über seine Arbeit?«
Ottosson versuchte, nach Riis’ Tiraden wieder die Initiative zu ergreifen.
»Nur eines war komisch«, sagte Riis, der den Themenwechsel einfach ignorierte. »Es gab keine Blumen. Keine einzige Topfpflanze. Könnt ihr euch das vorstellen?«
»Allergiker?«
»Wer ist denn allergisch gegen Pflanzen?«
Eine seltsame Stille breitete sich im Raum aus, so als würden alle versuchen, sich ein Zuhause ohne Pflanzen vorzustellen.
Was für eine Truppe, dachte Norrman, hier sitzen wir und schwitzen zusammen mit Ottosson, der mit seinem Bart und seinem sanften Blick wie Jesus aussieht. Wer ist Judas? Wer ist Petrus? Und wer ist Thomas?
»Wir sind dreizehn am Tisch«, brach er das Schweigen.
Alle sahen sich zu ihm um.
»Was ist mit seiner Arbeit«, wiederholte Ottosson.
»MedForsk ist ein High-Tech-Unternehmen, das hochspezialisierte Forschung betreibt. Alle, mit denen wir gesprochen haben, sind natürlich schockiert, aber hinter dem Gefühl von Unwirklichkeit und Besorgnis spürte man ein ungeheures Selbstbewußtsein, nicht wahr, Ola?«
Ola Haver nickte.
»Ja, alle waren vom Gefühl des eigenen Erfolgs erfüllt wie eine Fußballmannschaft, die so oft gewonnen hat, daß sie sich für unschlagbar hält. Ein Team, das ins Finale gekommen ist
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