Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
Vom Netzwerk:
durch einen Vorraum und einen kleinen Flur, der zur Küche führte. Auf dem Tisch stand eine Kaffeetasse. Es war eine gepflegte, sparsam eingerichtete Küche. Gabriella Mark hatte Geschmack.
    Lindell warf einen Blick in das einzige Zimmer im Erdgeschoß und ging anschließend zur Treppe. »Frau Mark«, rief sie, aber niemand antwortete ihr. Als sie die knarrenden Stufen zu den beiden Zimmern im Obergeschoß hinaufstieg, war sie mehr und mehr davon überzeugt, daß das Haus leer war.
    Das Auto stand auf dem Hof, und die Tür war offen, aber nirgends ein Lebenszeichen. Ich habe sie draußen bestimmt übersehen, dachte Lindell und verließ das Haus wieder. Auf der Eingangstreppe blieb sie stehen und ließ den Blick über die Umgebung schweifen.
    Sie durchsuchte die Schuppen und den Erdkeller. Keine Spur von Gabriella Mark. Hatte die Frau der Mut verlassen, als sie Lindell sah? Versteckte sie sich etwa im Wald?
    Lindell blieb am Gemüsegarten stehen. Die Kollegen hatten nicht übertrieben. Hier herrschte vorbildliche Ordnung. Lindell interessierte sich nicht übermäßig für Gartenarbeit, verstand aber doch genug davon, um zu begreifen, daß hinter den gepflegten Beeten viel Mühe steckte.
    Sie setzte sich auf den Rand eines Frühbeets. Vielleicht erledigte Gabriella Mark nur etwas in der Nähe. Lindell schaute sich um. Der Wald war stumm, und über dem Haus lag vollkommene Stille. Lindell war knapp einen Kilometer vor Gabriella Marks Haus an einem Hof vorbeigekommen, aber wenn man dort etwas zu erledigen hatte, nahm man sicher das Auto. Sie selbst hätte es jedenfalls genommen. Vielleicht hatte sie einen Hund, mit dem sie spazieren war. Lindell mußte an Cederéns Pointer denken.
    Eine halbe Stunde blieb sie sitzen, bis ihr klar wurde, daß Gabriella Mark nicht so schnell zurückkommen würde. Wenn sie sich im Unterholz verbarg, weil sie Lindell nicht begegnen wollte, würde sie dort bleiben, bis die Polizistin weggefahren war.
    Sie holte ihr Telefon heraus und rief Haver an. »Die Sache gefällt mir nicht«, sagte sie, und der Kollege pflichtete ihr bei.
    »Glaubst du, es ist etwas passiert?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Lindell, »ich glaube eher, sie hält sich versteckt. Sie muß mich gehört haben und in den Wald gerannt sein. Ich denke, ich werde so tun, als würde ich wieder fahren, und kehre zu Fuß zurück. Vielleicht wagt sie sich dann aus ihrer Deckung.«
    Auf dem Weg zum Auto öffnete sie die Mülltonne und sah hinein. Sie war leer. Sie ärgerte sich immer mehr über das Verhalten der Frau. Sie hatte keine Zeit, um Katz und Maus zu spielen. Gabriella Mark verfügte offensichtlich über entscheidende Informationen in einem Mordfall, und Lindell konnte nicht verstehen, warum ihr erst soviel daran gelegen war, daß man ihr Glauben schenkte, wenn sie sich anschließend vor einem versteckte.
    Sie fuhr ein oder zwei Kilometer weit und bog dann in einen kleinen Waldweg ein, um den Wagen dort abzustellen. Der Spaziergang zurück zu dem kleinen Haus dauerte gut und gerne zwanzig Minuten. Ihren letzten ausgiebigen Waldspaziergang hatte sie im Jahr zuvor mit Edvard gemacht.
    Die Gerüche weckten Erinnerungen in ihr, und sie erreichte den Waldrand in melancholischer Stimmung. Das Haus mit dem schönen Garten kam ihr unwirklich vor. Sollte es hier einen Menschen geben, der etwas mit einem Mord zu tun hatte? Sie konnte es kaum glauben.
    Aber Lindell ahnte, daß Gabriella Mark alles andere als friedlich lebte. Ihrer Stimme war anzuhören gewesen, daß sie sich sehr ängstigte. Lindell wollte nicht länger warten, sie fürchtete in ihren Phantasien zu versinken; klar denken wollte sie und mit der Professionalität einer ermittelnden Polizistin agieren. Dennoch blieb sie, wo sie war. Wenn es etwas gab, was sie gelernt hatte, dann war es warten.
    Eine gute Stunde hielt sie sich versteckt, ehe sie wieder zu dem Haus hinaufging, das ebenso still und verlassen war wie zuvor.
    Unschlüssig blieb sie auf dem Hof stehen und rief dann wieder Haver an. Gemeinsam beschlossen sie, nach der Frau zu fahnden.
    Als das Gespräch beendet war, kam Lindell eine Idee; sie ging zu dem Erdkeller. Im Schlüsselloch steckte ein klobiger Schlüssel, und mit etwas Mühe gelang es ihr, die Tür zu öffnen. Es roch durchdringend nach Erde und alten Kartoffeln.
    Regale voller Einmachgläser und Flaschen zeugten vom Interesse der Frau für alles, was sie hier anbaute. Keine Spur von Gabriella Mark, nichts außer Saft und Marmelade.
    Rechts neben

Weitere Kostenlose Bücher