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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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behalten?»
    «Natürlich. Ich werde niemandem ein Wort sagen.»
    Luke hoffte, dass das wahr sein würde.
    «Grüßen Sie mir Bridget herzlich», sagte Miss Waynflete. «Sie ist ein schönes Mädchen, nicht? Und dabei so gescheit! Ich – ich hoffe, sie wird glücklich werden.»
    Und als Luke sie fragend ansah, fügte sie hinzu:
    «Mit Lord Whitfield, meine ich; so ein großer Altersunterschied!»
    «Ja, freilich.»
    Miss Waynflete seufzte.
    «Sie wissen, dass ich einmal mit ihm verlobt war?» sagte sie unerwartet.
    Luke starrte sie erstaunt an. Sie nickte mit dem Kopf und lächelte etwas wehmütig.
    «Vor langer Zeit. Er war ein so vielversprechender Junge. Ich hatte ihm geholfen, wissen Sie, seine Erziehung zu vollenden. Und ich war stolz auf seinen – seinen Unternehmungsgeist und seine Entschlossenheit, Erfolg zu haben.»
    Sie seufzte wieder.
    «Meine Leute waren natürlich sehr dagegen; in jenen Tagen waren Standesunterschiede noch sehr stark ausgeprägt.» Nach einem Weilchen fügte sie hinzu: «Ich habe seinen Aufstieg immer mit großem Interesse verfolgt. Meine Leute hatten unrecht, glaube ich.»
    Dann nickte sie ihm mit einem Lächeln noch ein Lebewohl zu und ging ins Haus zurück.
    Luke versuchte seine Gedanken zu sammeln. Er hatte Miss Waynflete einfach als «alt» eingeordnet. Nun machte er sich klar, dass sie, wie Lord Whitfield, wohl erst Anfang bis Mitte fünfzig war. Sie war vielleicht ein oder zwei Jahre älter als er, nicht mehr.
    Und er würde Bridget heiraten. Bridget, die achtundzwanzig war. Bridget, die jung und lebendig war…
    «Oh, verflucht», sagte Luke. «Ich will nicht mehr daran denken – nur an meine Aufgabe!»

14
     
    M rs Church, die Tante von Amy Gibbs, war entschieden ein unangenehmes Wesen. Ihre schiefe Nase, ihre unruhigen Augen und ihre geschwätzige Zunge stießen Luke ab. Er war kurz angebunden und hatte unerwarteterweise Erfolg damit.
    «Was Sie zu tun haben», sagte er ihr, «ist, meine Fragen, so gut Sie können, zu beantworten. Wenn Sie etwas verschweigen oder die Wahrheit verdrehen, kann das höchst ernste Folgen für Sie haben.»
    «Ja, Sir, ich verstehe. Ich habe den besten Willen, Ihnen alles zu sagen, was ich weiß. Ich habe nie mit der Polizei zu tun gehabt…»
    «Das brauchen Sie auch jetzt nicht», unterbrach Luke sie. «Wenn Sie tun, was ich Ihnen sagte, wird davon nicht die Rede sein. Ich will alles über Ihre verstorbene Nichte wissen – wer ihre Freunde waren – wieviel Geld sie hatte – ob sie irgendetwas sagte, das ungewöhnlich war. Wir wollen mit ihren Freunden anfangen; wer waren sie?»
    Mrs Church schielte ihn schlau aus einem Augenwinkel an.
    «Sie meinen wohl Herren?»
    «Hatte sie Freundinnen?»
    «Nun – kaum – nicht der Rede wert, Sir. Natürlich, es gab da ein paar Mädchen, mit denen sie zusammen gedient hatte – aber Amy hatte nicht viel mit ihnen im Sinn. Sehen Sie – »
    «Sie zog das andere Geschlecht vor. Weiter. Erzählen Sie mir davon.»
    «Es war Jim Harvey aus der Garage unten, mit dem sie eigentlich ging, Sir. Und ein netter, solider junger Mann war er. ‹Du kannst nichts Besseres tun›, habe ich ihr oft gesagt – »
    Luke unterbrach sie.
    «Und die anderen?»
    Wieder traf ihn der verschlagene Blick.
    «Ich vermute, Sie denken an den Herrn, der den Antiquitätenladen hat? Das hat mir nicht gefallen, das kann ich Ihnen geradeheraus sagen, Sir! Ich war immer anständig und halte nichts von diesen Liebschaften! Aber wie die Mädchen heutzutage sind, nützt ja das Reden nichts; sie gehen ihre eigenen Wege, und oft müssen sie es dann bedauern.»
    «Musste Amy es bedauern?» fragte Luke geradeheraus.
    «Nein, Sir – das glaube ich nicht.»
    «Sie konsultierte Dr. Thomas am Tag ihres Todes. Das war also nicht der Grund?»
    «Nein, Sir, ich bin sicher, das war es nicht – ich könnte einen Eid darauf ablegen! Amy hatte sich krank gefühlt, aber es war nur eine Erkältung und ein schlimmer Husten, durchaus nicht das, was Sie meinen, da bin ich sicher, Sir.»
    «Ich will Ihnen glauben. Wie weit ist die Sache zwischen ihr und Ellsworthy gegangen?»
    Mrs Church grinste.
    «Das könnte ich wirklich nicht sagen, Sir. Amy war nicht für Anvertrauen.»
    «Aber es ist ziemlich weit gegangen?»
    Mrs Church antwortete milde:
    «Der Herr hat gar keinen guten Ruf hier, Sir. Treibt alle möglichen Dinge. Freunde kommen aus der Stadt, und da sind seltsame Vorkommnisse, mitten in der Nacht oben auf der Hexenwiese.»
    «Ging Amy hin?»
    «Einmal

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